Weiterentwicklung bzw. Fehlentwicklung des Fahrkönnens

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Georgslicht

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Einen schönen guten Abend in die erlauchte Runde.

Aus aktuellem Anlass und weil es mich schon eine ganze Weile beschäftigt, würde ich gerne von Euch wissen, wie sich bei Euch - gerne auch gefühlt und eben gerade nicht objektiv - im Laufe der Zeit das "Fahrkönnen" weiterentwickelt hat.

Kurz zu meinem Hintergrund: Ich habe im Herbst 2015 eine Yamaha XJ 900 von einem Kollegen für ein Butterbrot erstanden und war ab dem Moment "Wiedereinsteiger". Davor habe ich das letzte Mal vor 10 Jahren auf einem Moped gesessen und bin damals auch ganz bestimmt nicht der Heizer vor dem Herrn gewesen. Damals hatte ich eine Honda VFR800, die ich gehegt, gepflegt und vorsichtig bewegt habe, weil ich mir einen Sturz finanziell nicht hätte leisten können als armer Student ;-)

Mit der XJ900 bin ich seit Herbst 2015 jetzt ziemlich genau 15.000 Kilometer gefahren. Zuerst extrem vorsichtig und dann langsam, aber wirklich ganz langsam immer ein wenig sportlicher (wenn man bei einer XJ900 von sportlich sprechen kann). Seit Freitag (neue Reifen) hat sich da schlagartig was getan. Ich habe auf einmal sehr viel mehr Vertrauen in die Maschine und traue mir auf einmal ganz andere Schräglagen zu. Wo ich vorher zurück gesteckt habe, bleibe ich jetzt am Gas und gehe eben einfach tiefer runter. Das ist vermutlich ohnehin das normale Verhalten eines geübten Motorradfahrers in Kurven :) Aber der Sprung von z.B. mit 40 Km/h durch die Kurve zu 80 Km/h durch dieselbe Kurve ist mir ehrlich gesagt ein wenig zu krass. Teilweise komme ich sogar mit den Fußrasten auf den Asphalt, was ich bisher für schlichtweg unmöglich gehalten hätte.

Mich beschäftigen dabei folgende Fragen:
- Wie war das bei Euch? Hat sich Eure Entwicklung auch "in Schüben" ergeben, oder eher unmerklich kontinuierlich?
- Ist mein Verhalten wirklich klug? Der "Mut" steigt vielleicht, aber alle anderen Parameter (Bremse, andere Verkehrsteilnehmer usw. usw.) bleiben ja gleich.

Mich würde einfach unheimlich interessieren, wie das bei Euch war.


Viele Grüße und einen schönen Rest-Sonntag,

Georg
 
Wirklich klug ist Motorradfahren aus der Sicht vieler Mitbürger ohnehin nicht.
Wenn man runter fällt, tut man sich weh. Wenn es nicht so gut läuft, dann hat man nur einen kurzen, finalen Schmerz.
Und trotzdem manchen wir es. Teilweise ist es so eine Art Reinigungsprogramm der Seele.

Wichtig beim Moppedfahren ist zunächst mal nicht die Geschwindigkeit oder die Schräglage, sondern die Linienwahl und die Blickführung. Stimmen diese beiden Parameter, kommen die anderen von ganz alleine. Und dann sollte man noch so einige theoretische Floskeln kennen, wie dass der Reifen heutzutage nicht an die Grenzen kommt, sondern der Untergrund die Grenzen bestimmt.

Ich kenne das jemanden, der hat quasi ohne Fahrpraxis bei uns im Trentino zugesehen, wie wir fahren, war direkt im Anschluss weiter mit unserer Truppe auf Sardinien und am Ende der ersten Woche kam ich ihm nicht mehr hinterher. Dabei hat er nie Kurven geschnitten und ist stets eine saubere Linie gefahren. Ein Naturtalent. Auf dem Kennzeichen stand was von LDK. Vielleicht lernen die dort schneller? ;)

Ob jetzt dein Verhalten klug ist, kann ich daher nicht sagen. Ich weiß, dass es Menschen mit der Fähigkeit zu solchen "Sprüngen" gibt. Aber oft habe ich in den letzten 30 Jahren gesehen, dass ein Fahren über den eigenen Verhältnissen Lehrgeld gekostet hat. Was die eigenen Verhältnisse sind, kann dir vielleicht einer sagen, der hinter dir her fährt und deine Aktionen bewertet (Linie, Anbremsen, etc).
 
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