Die Eindrücke eines Anfängers in seinem ersten Rennen

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redwingedraptor

fühlt sich wohl hier...
Ich habe letztes Jahr angefangen auf Rennstrecken Motorrad zu fahren, davor bin ich zwei Jahre auf der Landstraße herumgetuckert. Der Anfang waren zwei eintägige Trackdays in Hockenheim da die Strecke nur 1 Stunde 30 Minuten von mir zu Hause entfernt liegt, bot sich das an. Im letzten Turn 2011 gingen leider beide Knie sowie meine fast neue RSV4R zu Boden. Ich denke in dieser letzten Runde hätte ich die zwei Minuten Schallmauer (für mich) durchbrechen können. Leider wurde daraus dann nichts und ich musste das Vorhaben auf dieses Jahr verschieben. Die verbleibenden drei Monate vor dem Jahreswechsel hab ich damit verbracht die Kleine wieder aufzubauen. Irgendwann im November sah ich das Angebot von Speer, am 3-5. Januar in Valencia zu trainieren sowie zum Abschluss ein Sprintrennen zu fahren. Hab mich sofort mit nem Freund in Gruppe Grün angemeldet und wie ein kleines Kind darauf gefreut.

Nach 16 Stunden, Problemloser anfahrt, waren wir in Valencia. Hammer Wetter, geile Strecke und tolle Fahrer am Start (WSB-Profis; Moto2-Teams). Über den kurzen Winter habe ich Slicks und Reifenwärmer gekauft. Der erste Turn startete mit 2:08er Zeiten um die Strecke kennen zu lernen. Es gab noch viel an der Linie zu verbessern, vor allem die letzte laaaaaange Links hatte ich, gelinde gesagt, nicht drauf. Keine Linie, keine Geschwindigkeit und kein Bremspunkt--> Horror!
Alle anderen waren mehr oder weniger OK, aber auch noch weit weg von sehr gut. Die Zeiten gingen am ersten Tag sukzessive auf 2min zu. Mein Ziel war es am Ende von Tag 1, unter 2min zu kommen. Das gelang mir dann auch noch in der letzten Runde des Tages mit 1:59:435. Zufrieden ging ich an diesem Abend ins Bett und versuchte mir eine Taktik für die nächsten Turn, am zweiten Tag, zurecht zu legen. In der Nacht hab ich mit mir ausgemacht die ersten Runden am nächsten Morgen im "Touri-Modus" zu fahren. Aufrecht, langsam und mir alles mal genau einprägen.
Während dieser langsamen Runden in Turn1, viel mir auf der linken Seite der See und die Abstandsschilder in der letzten langen Links auf --> Endlich ein ordentlicher Anhaltspunkt. Im meinen nächsten Runden, habe ich versucht die gefunden Dinge in meine Runde einzubauen und konnte auf anhieb zwei Sekunden finden. Nun ging es an den Feinschliff und es war mir möglich, kontinuierlich, Zehntel für Zehntel, abzufeilen, bis ich am Ende des Tages eine 1:55:147 auf der Uhr hatte. Am nächsten Morgen, standen noch zwei Turns an, und darauf sollte mein aller erstes Sprintrennen folgen.

In den ersten beiden Turns am dritten Tag, war ich schon viel zu aufgeregt, um mit klarem Kopf an meiner Runde zu arbeiten. Jedoch konnte ich relativ Problemlos, acht Runden zwischen 1:55 und 1:56 abspulen. Mit dem Wissen meiner Konstanz im Kopf, ging ich dann ist Rennen.

Das Rennen
Eingeschrieben auf Platz 15, nahm ich als 12 das Rennen auf, da einige nicht kamen. Hinter mir standen nur noch etwa 7 Bikes und ich hatte nur eines im Kopf:
Nicht Letzter werden, nicht Letzter werden und nicht schon wieder ins schräg ins Kießbet legen.
Ich dachte dass alle die Einführungsrunde etwas gemütlicher die Reifen einfahren und das wir auf der Start- Ziel Geraden den Hahn auf machen. Falsch gedacht, denn alle fuhren schon drei Kurven davor auf Attacke. Ich hab's natürlich total verpennt und hatte gleich mal 150m Abstand zum Vordermann. Auf der Geraden, in die Verkleidung gefaltet, hab ich nur nach unten in geschaut und gewartet bis mich die Schatten schnappen. Nach dem harten Anbremsen von 270 km/h auf die erste 90° Links, hab bemerkt das doch niemand kam. Herausbeschleunigt Richtung Kurve 2, dies war eine lange Links, in der ich mich schön an eine 1198s habe heranbremsen können. Etwas früher am Gas und im nächste schnellen Linksknick aussen vorbei in den kommende Rechts. Ab diesem Moment habe ich nur noch nach vorne geschaut und dachte mir: "So schnell sind die gar nicht" Ein paar Kurven später musste eine R1 dran glauben und noch auf der langen Geraden konnte ich an einer CBR1000 vorbei gehen. Ich überholte noch ein paar Leute und eines der Bikes rollte nach der dritten Runde in die Box. Somit waren vor mir war nur noch eine GSX-R und eine weitere R1, alle anderen waren ausser Sichtweite und die Dame an der Boxenmauer hielt uns eine 2 vor's Visier, somit hatte ich noch zwei Runden um mich um die restlichen beiden Jungs zu kümmern. Ich benötigte fast die komplette Runde um den ca. 2 Sekunden Abstand auf die Gixxer zu verringern. In der letzen Runde nach Kurve 1 hab ich hart beschleunigt und spät in die nächste Links die Suzi ausgebremst. Es war nur noch etwa ne halbe Runde und die R1 war immer noch gute zwei Sekunden entfernt. Ich dachte in diesem Moment nur, geil das war's, bring es Heim. Anschließend wollte ich nur versuchen eine schöne und schnelle Linie zu fahren um den Platz (wusste ja nicht wie viele Vorne weggefahren sind) abzusichern.
Drei Kurven vor Schluss, war der Vorsprung der Yamaha auf 0,5 Sekunden Zusammengeschmolzen, ich war noch total im "Fahr es nach Hause Modus" dass ich zu spät den Entschluss gefasst habe es, wenigstens noch zu probieren. Es blieb mir nur noch die letzte lange Links um einen Versuch zu starten. Ich ging aggressiv ans Gas und das Hinterrad muss zu einem sehr leichten Powerslide angesetzt haben (Traktionskontrolle Stufe 1) und als ich leicht das Gas etwas zugemacht haben muss, bekam der Slick wieder vollen Grip und es ging ein ordentlicher Ruck durch´s Fahrwerk. Dieser hat mich so erschreckt und verunsichert dass ich es nicht mehr versucht habe und lieber den erreichten Platz sicher über die Linie brachte.

Nach der Ziellinie folgte ein totales Glücksgefühl (schreien, auf den Tank klopfen, Kopfschütteln...) sowie multiple Adrenalinstöße in der Auslaufrunde! Zurück in der Box kam mein Kumpel und beglückwünscht mich zu dem Rennen und teilte mir mit, das ich tatsächlich dritter geworden bin. Da nur einer hatte davongefahren könnten, das restliche Feld blieb ziemlich geschlossen zusammen. Mein nächster Gedanke ging gleich an meine Zeiten, die vom Veranstalter, mit Transponder, gemessen wurden. Als mir der Kerl am PC mir mitteilte das ich eine 1:51:342 gefahren bin, konnte ich das kaum Glauben, wie zur Hölle konnte ich fast 4 Sekunden auf meine Bestzeit finden?? Das Rennen pushed so enorm das ich anscheinend, später bremse, früher und härter Beschleunige sowie schneller durch die Kurve fahre. Wer´s noch nie gemacht hat, dem kann ich die Erfahrung wirklich ans Herz legen. Es macht einen Höllenspaß und bei uns ging es wirklich super fair zu!

Zur Anmerkung möchte ich noch sagen, das es zwei 1000er Gruppe gab und ich natürlich als Anfänger in der "Langsamen" war. Dies tat dem Spaß jedoch keinen Abbruch.
 
Danke! Wollte es eigentlichnnoch ein bisschen ausführlicher schreiben, jedoch wäre es dann ein bisschen lang geworden:-D

Anbei noch ein Bild der Strecke, damit seid Ihr noch besser mit dabei:
ricardo%20tormo.png
 
Super geschrieben!
Kann das sehr gut nachempfinden, so ging es mir nach meinem ersten Sprintrennen auch.
Rennenfahren macht halt schneller.
Die Saison kann kommen...
 
Well done!

Im Rennen war ich bisher auch immer schneller als bei normalen Turns und das auch mit abgelutschten Reifen.

Aber nur noch mal für mein Verständnis: Meinst du mit Einführungsrunde die 1. Runde des Rennens oder die tatsächlich die Einführungsrunde vor dem Rennen? Oder hattet ihr nen fliegenden Start?
 
Hi,
Also wir hatten einen fliegenden Start. Wir wurden in der Box in Formation gebracht und sind alle brav hintereinander her gefahren bis zum fliegenden Start.
 
Sehr schöner Bericht. Das macht Lust auf mehr.
Vor allem auch Glückwunsch zum ERfolg.
 
Ja, machen einen schon heiß die Zeilen und evtl. klappt`s ja mit dem Treffen auf der Renne dieses Jahr.
 
Motoplex
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