Schwarz Umbau Tuono RR, Bj. 16.

twister13

Ehrenmitglied
Komme gerade aus Stuttgart von Emil Schwarz wieder, die Kiste im Anhänger (wg. Regen). Er hat gestern und heute meine Bella umgebaut.

Für alle denen der Name Schwarz nichts sagt, der Herr baut sein Jahren Schwingenlager, Umlenkungen und Lenkopflager um und macht sie spielfrei.

Habe nur eine kurze Probefahrt gemacht und war schon begeistert. Man spürt den Unterschied auf Anhieb. Wenn die Bella vorher fuhr wohin man lenkt, dann fährt sie jetzt wohin man denkt. Eine Bombenruhe im Fahrwerk, a b s o l u t e Totenstille unter mir. Als wenn die sprichwörtlichen Schienen auf der Strasse liegen würden und mit messerscharfen Kurvenradien versehen. Plötzlich hab ich auch auf Anhieb viel mehr Vertrauen ins Vorderrad.
Ist ein Unterschied wie Schwarz/Weiss- und Farbfernsehen.

Nur um das gleich klar zu stellen. Ich hab da keine Aktien drin, bin weder verwandt noch verschwägert, bekomme keine Provision oder Geld pro Zeile. Bin einfach nur begeistert.

Ich kannte Herrn Schwarz schon von einem Umbau meines Lenkkopflagers auf der FZR 1000 vor gefühlten 100.000 Jahren. Das war schon frappant in seiner Wirkung. Weil ich die Bella perfekt haben möchte habe ich jetzt mit fürs (teure) Komplettprogramm entschieden. Schwinge mit Umlenkungen und Lenkkopflager.
Dauert 2 volle Tage, inklusive Aus- und Einbau.

Was wurde denn nun genau gemacht.

Erstmal Schwinge raus, alle Lager raus und Schwinge vermessen. Ergebnis: ovale Bohrung mit Abweichung von etwa 6-7 Hunderstel. Klingt nicht nach viel, aber genug um die Maschinen anzuwerfen.
Die Schwingenbohrungen werden in 100%iger Flucht zueinander aufgedreht, dann werden RUNDE Aluminiumbüchsen verklebt und auf Mass runtergedreht.
Dann kommen rechts und links Nadellager rein. Die Bella hat nämlich nur rechts Nadellager, links Kugellager. Anschliessend wird ein passgenaues Innenlager ohne Spiel eingepasst.

Das muss man wirklich vor Ort selber gefühlt haben. Das Spiel des alten Innenlagers und das nicht vorhandene Spiel des neuen. Da merkste einfach dass in der Grosserienfertigung für solche absoluten Feinheiten kein Platz und keine Zeit mehr ist.

Die Umlenklager werden auch ausgetauscht und ebenfalls völlig spielfrei gemacht. Dann das alles wieder verbaut und im Ergebnis hat man eine absolut spielfreie Schwinge. Faszinierend! (Meint nicht nur Spock)

Vorne werden ebenfalls alle Lager rausgeschmissen, die oberen und unteren Lagersitze fluchtend gefräst. War aber nicht viel vielleicht 3 Hunderstel. Danach Lagerschalen mit etwas Untermass eingeklebt um eventuelle ovale Formen des Lenkkopfes gar nicht erst auf die Lagerschale zu übertragen. Wobei der Lenkkopf ziemlich rund war, aber das ist nunmal das Prinzip.
Dann neue Kegelrollenlager aufgeschraubt bzw. eingeschlagen.
Das obere Lager wird nicht eingesetzt sondern auf das Lenkkopfrohr aufgeschraubt. Das bedeutet der Innenring hat ein Gewinde. Sorgt ebenfalls für weniger Spiel bzw. gar keines mehr. Das alte Lager hatte 3 Hunderstel Spiel oben.

Alles zusammen gibt wie schon erwähnt ein faszinierendes Fahrerlebnis. So wie es eigentlich vom 1. Kilometer an sein sollte. Aber jetzt erst ist auch noch gut. Da kann man besser vorher/hinterher vergleichen.

Das ist wie ein sauberes Mopped polieren. Vorher sah es ja schon gut aus aber jetzt strahlt es und das fahren macht nochmals doppelt soviel Spass. Kann kaum die Tour nächste Woche erwarten.
 
Klingt interessant.
Darf man erfahren, was dieser Non-Plus-Ultra Umbau der Lager gekostet hat?
 
Tja, das ist die schlechte Nachricht. 1.400 Steine. Keine Ahnung ob da der An-Aprilias-ist-alles-so-verbaut Zuschlag drin war und andere Marken preiswerter sind.

Aber man braucht definitiv 2 volle Tage für den ganzen Scheiss. War die ganze Zeit dabei, habe mir das angesehen. Wenn man das bedenkt geht der Preis wieder.

Ging mir eh nicht ums Geld, will das Ding so perfekt wie möglich haben. Wer fragt nach Geld beim Hobby??
 
Verstehe das.
Ging mir rein um die Information.
Würde das gerne selbst erfahren, um für mich den Kosten-Nutzen-Faktor einschätzen zu können :)

Ich gehe davon aus, dass Du eine Factory gekauft hast ...
 
Kannste wirklich nur "erfahren".

Wenn man bedenkt dass jede Sekunde auf der Bella doppelt soviel Spass macht ist der Betrag ein Witz.

Es gibt nach meiner Beobachtung zwei Lager. Die einen haben es machen lassen und sind begeistert.

Die anderen sagen das ist viel zuviel Geld für so ein bisschen Spiel beseitigen und lassen es sein.

Ich glaube die erste Gruppe fährt zufriedener. :LOL::LOL:
 
Nein, wie im Titel geschrieben eine RR. Aber wenn manche viel Geld für die Öhlins ausgeben so habe ich eben viel Geld für die Lageroptimierung gelassen. Ich glaube ich habe das bessere Kosten/Nutzen Verhältnis.

Ich hatte sogar überlegt die Öhlins Teile mitzunehmen und bei der Gelegenheit alles umzurüsten. Ich wollte unbedingt die RR weil mir die roten Felgen nicht gefallen und das schmale Heck.

Aber die Öhlins haben solange Lieferzeit und ich wollte es bis nächste Woche erledigt haben. Vielleicht nächstes Jahr.
 
Naja... wenn du es auf die Tour machst, dann lass das mit den Öhlins sein und schicke im Winter dein Fahrwerk zum Franz.
Habe ich mit dem meiner V2 Tuono gemacht und war auch vollends begeistert.

An der V4 Factory habe ich das Fahrwerk noch auf Auslieferungszustand. Wenn ich dieses mit dem der gemachten V2 vergleiche, muss ich zugestehen, dass die V2 satter auf der Strasse liegt, geschmeidiger einlenkt und insgesamt besser abgestimmt wirkt.

Vielleicht ändert sich das, wenn ich an der Factory einige Schrauben verstellt habe, aber dennoch war es dann noch ein überzeugendes Ergebnis, das der Franz da abgeliefert hat. Und das für 700€.
 
Klingt sehr vernünftig was die anbieten. Aber ich habe das Gefühl dass die sich auf Wartung nach mehreren 10.000 Kilomtern spezialisiert haben. Meine hat jetzt 1500 runter. Da muss ich noch kräftig fahren.

Aber merke mir das mal, danke.
 
Dein Gefühl trügt. Die machen auch Tuning.
Ich habe die Gabel überarbeitet bekommen, passende Shims, neue Federn und beim Federbein Feinhohnen sowie eine Öhlinsfeder.
Das Ganze abgestimmt auf mein Gewicht und meinen (angegebenen) Fahrstil und Einsatzzweck.

10000km Wartung finde ich allerdings ein wenig übertrieben.
Aber meines war nach 50tkm definitiv fällig
 
Ja, 10.000 wäre etwas früh. Ich hatte ja auch "mehrere 10.000 " km geschrieben.

Trotzdem danke für den Hinweis. Ich fahre due Bella jetzt erstmal und gewöhne mich an sie. Dann kann man weiter sehen.
 
...ja ich kenne Emil Schwarz und auch Franz Racing in Wegberg.

Mein Schrauber ist Frank Hörholz, der war früher in seiner Sturm und Drang Zeit beim Yamaha Racing Team glaube ich Chef Techniker und hat Jörg Teuchert zur Meisterschaft geführt.
Mit ihm habe ich mich über Emil Schwarz unterhalten.
Emil Schwarz hat damals Pionierarbeit geleistet, die Japaner waren so ungenau da war ein Umbau von Emil echt Gold wert.
Das haben die Japaner irgendwann begriffen und nachgebessert.
Klar können alle Motorradhersteller nicht so genau Arbeiten wie Emil, doch für die Straße reicht es allemal.
6-7 Hundertstel ist ein wert der Grenzwertig an der Toleranz ist aber die 3 Hundertstel lohnen nicht, das ist aber nur meine Meinung.
Die Verbesserung liegt aber auch an den guten Kegellager.
Baut der Emil immer noch seine Speziallager ein, wo er ein Maß fräst, die man nur bei ihm bekommt?

Bei Franz Racing habe ich auch mein Fahrwerk machen lassen bei meinen vorherigen Möppi.
Kurz bevor ich mein altes Möppi verkauft habe war ein Standrohr defekt, hab es über unseren Forumssponsor machen lassen und die wollten das Standrohr zu Schulungszwecken da behalten, was da passiert ist kann ich nicht sagen, auch nicht ob FR daran Schuld hat, muss man einfach so hin nehmen.
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Ja, der Emil verbaut immer noch seine Speziallager. Man kann vortrefflich über Hunderstel und gestiegene Qualität ab Werk diskutieren.

Zu sagen "für die Strasse reicht das" ist nicht richtig. Es geht hier nicht um Qualitäten die erst zum tragen kommen wenn das Material an die Grenze kommt. Wenn das Dämpferöl kocht, der Reifen qualmt und die Scheibe glüht. Es geht eben genau nicht um Verhalten im Grenzbereich.
Es geht um den ganz profanen Wechsel von Zug- zur Druckstufe der auf der Strasse hundert, tausendfach erlebt wird bei jeder Fahrt. Und es geht um ganz simples Lenkkopfspiel.

Und um ein berühmtes Politikerzitat zu verwenden:

" Entscheident ist, was hinten rauskommt!"

Und wenn ich mich auf die Bella schwinge und die erste Kurve mit nur 40 km/h nehme und trotzdem ein ganz anderes Feeling habe, plötzlich mehr Zutrauen ins Vorderrad habe und die Kiste quasi gedanklich steuere, dann ist das Strasse pur und dann hat sich das alles mehr als gelohnt und dann ist das Geld mehr als sinnvoll verwendet worden.

Er hat mir eine Yamaha Schwinge und eine BMW Schwinge hingelegt. Einmal mit originalem Innenlager und einmal mit seinem Innenlager. Hey, die Dinger haben fühlbar Spiel! Das ist einfach eine Tatsache. Mit Emils Lager ist da nichts mehr von zu spüren.

Jeder von uns weiss wie entscheident Lenkkopflager sind. Ein wenig eingepresste Lagerschalen und die Kiste eiert. Eine viertel Umdrehung zu stark angezogen und man kommt in keine Kurve mehr. Die Enflüsse bewegen sich auch im Hunderstel Bereich. Sind kaum messbar, aber "erfahrbar". Nicht nur im Kreisel sondern für jeden noch so unbegabten Fahrer, weil es einfach Physik ist und kein Voodo.
 
Hallo,
bei einem Motorrad mit 200kg Masse + ca. 100kg Fahrer / 2 Räder (angenommen Gewichtsverteilung 50:50) drücken in Ruhe 150kg die Reifen auf die Straße. Bis zum absolutem "Ausfederpunkt" meist nach 80-100mm mag das je nach Weg und Bescheunigung weniger werden, aber es geht erst gegen null, wenn der Reifen abhebt.
Gegen das Lagerspiel arbeitet die Fahrwerksfeder gebremst durch die Zugstufendämpfung in x Milisekunden und der Reifenluftdruck in praktisch Nullzeit.

Ich glaube nicht, das es zu einem nennenswerten Weg im Lager bei normalen Lastwechseln kommt.

Gruß
Vida
 
Zuletzt bearbeitet:
hatte vor knapp 20 Jahren meine damalige GSX-R bei Emil Schwarz um das Lenkkopflager sowie Schwinge und Umlenkhebel spielfrei machen zu lassen. nach dem Umbau war weder auf der Straße noch Rennstrecke ein Unterschied bemerkbar. deutliche und spürbare Verbesserungen brachten der Gabelumbau sowie Austausch des Federbeins, beides White Power. ich würde es nicht mehr machen...
 
Erstaunlicherweise habe ich meine GSX R 1000 auch nicht machen lassen. War mit dem Fahrwerk immer sehr zufrieden.

Spricht doch für Suzuki!
 
Hm,
möglicherweise gibt es einen spürbaren Effekt bei dem Drehimpuls über die Längsachse...
Ramen und Schwinge sind ja über 2 Lager in einigem Abstand verbunden.
Der Reifen will durch die Kreiselkraft grundsätzlich aufrecht beharren und der Fahrer legt über einen Lenkimpuls das Mopped in die Schräge.
Jetzt geht ein Lager auf Fühlung nach oben und das gegenüberliegende auf Fühlung nach unten. Bei viel Spiel gibt es dann auch einen Weg. Praktisch eine zusätzliche Torsion durch Lagerspiel. Je länger ich darüber nachdenke, desto interessanter wird das...

Lenkkopf ist eh klar. Je weniger Spiel und je weniger Losbrechmoment bzw. Wiederstand desto besser, obwohl die RSV4 da schon extrem gut ist, meiner Meinung nach eines der besten Fahrwerke beim Einkenkverhalten und Zielgenau ist sue auch, zumindest von den Mopeten, die ich schon gefahren bin.

Gruß
Vida
 
Egal wie, der Effekt des Umbaus ist frappant und sehr spürbar.

Ich habe hier schon Postings gelesen die durch das Spiel in Schwinge und Umlenkung 3 mm am Ende der Schwinge gemessen haben. Das kann es nicht sein.

Spiel an den bewegten Teilen haben am Motorrad nichts verloren.
 
Motoplex
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