Tuono V4R

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Fahrbericht: Aprilia Tuono V4 R / APRCVerrückte Welt - Naked Bikes

In Noale haben sie es wieder getan. Haben das grollende Erbgut der Vollblutsportlerin RSV4 fast eins zu eins in die nackte Tuono gepackt. Das Ergebnis: ein Naked-Bike-Gewitter, das sich gewaschen hat.

Aprilia schickt sich an, in der Welt der Naked Bikes die Maßstäbe zu verrücken. Die Tuono Aprilia V4 R, eine gestrippte Version des Supersportlers RSV4 R, will mit begeisternder V4-Power und knackiger Fahrdynamik neuer Boss der Kurvenräube-Gang werden. Was MOTORRAD exklusiv im Umland von Valencia ausprobieren durfte.



Wow! Erst mal rechts ran und tief durchatmen. Wie dieses Gerät hemmungslos vorwärtsschießt, seine Sporen in den Boden krallt, mit wahnwitziger Leichtigkeit von einer Schräglage in die andere abklappt - das muss man erst mal auf sich wirken lassen, das ist schon ein gewaltiger Aufschlag in der Elite der Naked Bikes. Aprilias neue Tuono V4 R, ein Derivat des Supersportlers RSV4 R. Ein Motorrad, das jeden Freund ambitionierter Fortbewegung garantiert vom Hocker haut. Eine ziemlich verrückte Asphaltfräse, kompromisslos auf Sport getrimmt und vollgestopft mit aktueller Mechanik und moderner Elektronik.

Eigentlich kommt diese Erfahrung nicht gar so überraschend. Denn bereits mit der Ende 2001 präsentierten Zweizylinder-Tuono ging Aprilia einen ähnlichen Weg, unter allen Nakeds schon damals den radikalsten. Und er erwies sich als äußerst erfolgreich. Mit 18 000 Einheiten avancierte die V2-Tuono zum bestverkauften Modell der Italiener. Das Strickmuster: Die Tuono RSV 1000 R war eigentlich nichts anderes als ein gestrippter Leistungssportler mit hoher Lenkstange im Stil der klassischen Superbikes der 80er-Jahre.
Und nach prinzipiell gleichem Rezept haben die Aprilia-Techniker nun die neue Tuono V4 R gebaut. Also RSV4 R als Basis, Verkleidung zurechtgestutzt, breite Segelstange drauf und fertig? Ganz so einfach geht es nicht, wie der Projektleiter Marco Zuliani erklärt: "Du kannst nicht einfach nur einen hohen Lenker montieren. Dann bekommst du ein Wildpferd ohne Zügel. Um aus einem Supersportler ein Naked Bike zu machen, musst du jede Menge Details verändern."

Das beginnt mit dem Motor, dessen Spitzenleistung zunächst mild gekappt wurde. Wobei mild vielleicht der falsche Ausdruck ist, wild bleibt das ehemalige Superbike-Triebwerk mit 167 statt 180 PS allemal. Wichtiger erschien es, den Drehmomentverlauf zu glätten: etwa durch um 25 Millimeter verlängerte Ansaugtrichter in der Airbox, geänderte Steuerzeiten der Nockenwellen, ein modifiziertes Mapping und schließlich ein wenig mehr Schwungmasse. Eingriffe, die dem Einliter-V4 zivilisiertere Umgangsformen verschaffen sollen.
Die Tuono bereitet einen Höllenspaß. Und ist stets zu einem Ritt auf dem Hinterrad aufgelegt. Vorausgesetzt, man hat die elektronischen Helferlein deaktiviert. Doch erst eine Menge Arbeit im Detail formten aus dem Sportler RSV4 die Tuono.


Sollen - okay, zumindest waren die guten Vorsätze da. Denn die 167 PS reißen wie erwähnt dermaßen an der Kette, dass man den Lenker mit festem Griff umklammern sollte. Das ist Power für Profis, da sollte, nein, muss man in jedem Moment Herr seiner Sinne sein. Untenrum verhält sich der Vierzylinder dabei noch einigermaßen zurückhaltend, er kann sich durchaus auch zahm benehmen.

Ab 5000 Umdrehungen schaufelt er aber dermaßen schnell die Briketts nach, dass die Pupillen sich schlagartig weiten. Erst bei 11500 Umdrehungen kappt der Begrenzer den urgewaltigen Schub, 1000 Umdrehungen früher als beim Superbike-Motor. Diesen kraftvollen Tritt in den Allerwertesten gebückt auf einem Supersportler zu fühlen oder aufrecht auf einem Naked Bike im Wind flatternd sind unterschiedliche Erfahrungen. Zumal die unteren drei Gänge des hervorragend schaltbaren Getriebes nun kürzer übersetzt sind, was die katapultartige Beschleunigung noch steigert. Obenheraus ist die Gesamtübersetzung unverändert, angeblich lässt der Vortrieb erst bei Tempo 270 nach. Aus diesem Grund ist die Tuono nicht wirklich nackt, Highspeed völlig ohne Windabweiser ginge gar nicht. Der ist aerodynamisch ausgefeilt und soll die Stabilität bei höchsten Geschwindigkeiten gewähr-leisten. Probiert hat es der Autor auf den spanischen Sträßchen nicht, aber schon bei moderatem Speed lassen sich die aerodynamischen Eigenschaften erahnen.
Immerhin kann der von Adrenalin durchströmte Pilot auf die Kraftentfaltung Einfluss nehmen. Am rechten Lenkerende über den Gasgriff, logisch, doch außerdem über drei verschiedene Mappings, die während der Fahrt jederzeit auf Knopfdruck abrufbar sind. Im Track-Modus kommt der Leistungseinsatz recht schroff, im Sport-Modus einen Tick umgangsfreundlicher. R wie Road reduziert außerdem die Leistung über den gesamten Bereich um etwa 25 Prozent. Spielraum für Feinschliff bei Bits und Bytes bleibt aber noch: Hin und wieder muss der Anlasser ein wenig orgeln, bis der heiße Motor anspringt. Und beim Anfahren gilt es, so etwas wie ein Drehmomentloch zu überwinden.

Apropos Abstimmung: Um das Thema Verbrauch kümmert man sich beim ersten Kontakt üblicherweise weniger. Doch die Zeiten exzessiver Trinksitten scheinen bei Aprilia vorbei zu sein, wie
MOTORRAD beim Test der RSV4 Factory jüngst ermittelte. Und auch bei der Tuono wird die Auspuffklappe nun stufenlos gesteuert. Erst um die 5000 Umdrehungen wird, begleitet von einer zunehmend schmetternden V4-Fanfare, allmählich auf Durchzug geschaltet. Bis dahin hält sich der Motor einigermaßen dezent zurück, sodass man im städtischen Bereich nicht mehr den Radaubruder mimen muss.
Die Verkleidung bringt den bei hohem Tempo dringend benötigten Abtrieb.


Elektrisierende Power ist die eine Stoßrichtung der Tuono, messerscharfes Handling die andere. Konzipiert wurde sie als die ultimative Fahrmaschine, die alles andere auf der Landstraße in Grund und Boden fahren soll. Dazu waren tiefgreifende Änderungen am Chassis nötig. Die Entwicklungsabteilung feilte und fräste, bis die optimale Geometrie und die beste Einbaulage des Motors gefunden waren. Der Steuerkopf wurde ein paar Zentimeter weiter nach vorn verschoben, was Massenverteilung und Radstand verändert. Der Motor hängt einen halben Zentimeter tiefer, auch bohrt sich die Schwingenlagerachse ein paar Millimeter tiefer durch den Rahmen. Die Lagersitze der Gabel werden in einem flacheren Winkel in den Rahmenrohling gefräst. Im Endeffekt ist der Lenkkopfwinkel wegen der nach vorn gekippten Lage des Rahmens fast gleich groß wie beim Superbike.

Millimeter hier, Nuancen da, bringt es das wirklich? "Doch, genau auf solche Feinheiten kommt es an", kommentiert Marco zweifelnde Fragen. In der Tat fährt sich die Tuono ausgesprochen spielerisch und in jeder Schräglage neutral. Sicher in puncto Feedback nicht ganz so direkt wie ein Supersportler, aber doch mit jederzeit gutem Gefühl fürs Vorderrad. Woran die Sitzposition ihren Anteil hat. Obwohl die Rasten für mehr Komfort zwölf Millimeter tiefer angebracht sind als bei der RSV4, sorgt die sportive Haltung für sanften Druck auf dem Vorderrad. Der Lenker liegt mit seinen leicht nach hinten gekröpften Enden hervorragend in der Hand.
Viel Arbeit hatten die Testfahrer zudem in die Abstimmung der Federelemente investiert. Mit Erfolg, die Sachs-Teile präsentieren sich gut ausbalanciert und treffen einen ordentlichen Kompromiss zwischen sportlicher Härte und zivilisiertem Fahrkomfort, Absätze und Löcher in der Fahrbahn werden allerdings ungefiltert weiter gegeben. Die Höhenverstellung hinten wurde eingespart.

Erhältlich ist die neue Tuono in zwei Versionen, nämlich mit und ohne die elektronischen APRC-Fahrhilfen. Das APRC-Paket umfasst vier Bereiche: zunächst die ausgeklügelte Traktionskontrolle, an der die Elektronikabteilung praktisch unentwegt werkelt. Gegenüber der zuletzt getesteten RSV4 Factory/APRC arbeitet die Schlupfregelung nun noch komplexer. In Stufe acht oder sieben bemerkt man die permanenten Regelvorgänge erst mal nur am reduzierten Vortrieb. Stufe sechs oder fünf sind für die Landstraße gerade richtig, lassen kleine Rutscher zu. Die Stufen zwei oder eins sind für reichlich Wheelspin auf der Rennstrecke gedacht.

Möchtegern-Stuntfahrer würden sich vielleicht wünschen, dass die Wheelie-Kontrolle die Höhe des Vorderrads bei Einradakrobatik steuert. Doch soll sie im Gegenteil das steigende Vorderrad ver-hindern. Was bei diesem Biest durchaus Sinn macht, denn mitunter will es auch bei Tempo 140 noch aufs Hinterrad. Das lässt sich in drei Stufen äußerst wirksam unterbinden - wenn man möchte.
Sachs steuert neben den Federelementen auch den Lenkungsdämpfer bei.


Das ansonsten permanent zum Himmel strebende Vorderrad muss man dann aber bitte schön selber kontrollieren. Die Vorzüge eines Quickshifters sind ja mittlerweile unbestritten, auf die Launch Control für rasante Spurts könnte man sicher am ehesten verzichten.

Fehlt eigentlich nur noch ein ABS. "Wartet noch ein wenig, auch da werden wir uns irgendwann etwas ganz Spezielles einfallen lassen", vertröstet Pressesprecher Daniele Torresan auf die Zukunft. Wobei das ABS zumindest bei guten Gripverhältnissen nicht vermisst wird. Die Brembos packen herzhaft und mit feinfühliger Transparenz in die Scheiben. Dass es die einfacheren geschraubten Versionen statt der exklusiven Monobloc-Zangen sind, wen stört es?

Denn irgendwo musste der Rotstift ja ansetzen, um den deutlich geringeren Preis im Vergleich zur RSV4 R zu realisieren. Mit 13790 Euro steht die Tuono V4 R in der Liste, rund 1600 Euro unterhalb des Sportlers. Wobei MOTORRAD selbst abgebrühten Asphaltfräsern die 14990 Euro teure APRC-Version ans Herz legt. Damit der rollende Wahnsinn halbwegs unter Kontrolle bleibt.




Quelle : Motorradonline http://www.motorradonline.de/de/mot...elt-fahrbericht-aprilia-tuono-v4-raprc/365956





Und weil es so schön ist, hier noch ein Track Test, wenn man das überhaupt so nennen darf :

[video=youtube;m8YtFoz2FBo]http://www.youtube.com/watch?v=m8YtFoz2FBo&feature=player_embedded#at=85[/video]
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Geiler Bericht , da gibts nix !! Das Teil ist der volle Hammer und wird wohl ne Zeit lang "King of the Road" sein und bleiben :)
 
So, nun auch von MCN getestet und klar gewonnen :)

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und hier noch ein Video von der kleinen...

[video=youtube;o5kyjwvmMXg]http://www.youtube.com/watch?v=o5kyjwvmMXg[/video]
 
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