Mit der RS660 auf die Langstrecke - Bikerpoint GTT Endurance Team bei DLC 6h von Oschersleben am 11.10.2025 dabei!

una

fühlt sich wohl hier...
Motorrad
RS660
Modelljahr
2022
Nachdem aus einer geplanten Rennsaison für mich in der German Twin Trophy mittlerweile zwei geworden sind, findet man logischerweise Freunde im Fahrerlager und spinnt abends bei einem kalten Getränk Ideen. Eine davon war ein Gaststart im Deutschen Langstrecken Cup (DLC). Drei Jungs aus der GTT wollten dazu eine möglichst günstige R6/ZX6R aufbauen.

Drei andere wiederum, namentlich Fabio Urgese, Andreas Braun und ich fragten uns, ob wir da nicht auch mitmischen wollen. Allerdings war für uns klar: Entweder auf der RS660, oder gar nicht!

Es ging etwas Zeit ins Land und ich kam im rahmen eines Kurventrainings, bei dem ich instruiert habe, mit Arne von @bikerpoint.celle ins Gespräch. Er sagte mir, dass er als frischer Aprilia-Vertragshändler gern die Fühler in Richtung Rennsport ausstrecken wollte. Ich wiederum erzählte Arne, dass wir die Idee gesponnen hatten, mit drei Aprilia RS660 als totale Underdogs einen Gaststart im DLC zu fahren. Relativ schnell war klar: "Das sollten wir gemeinsam machen!"

Und nun ist es so weit: Das Bikerpoint GTT Endurance Team tritt beim diesjährigen Saisonfinale des DLC am 11. Oktober in Oschersleben an. Fabio, Andy und ich fahren - unterstützt von Bikerpoint Celle - als Gaststarter in der Supersport-Klasse mit - nominal also mit dem schwächsten Motorrad im Feld.
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Es würde mich unheimlich freuen, wenn wir in Box 26 den einen oder anderen User aus dem Forum begrüßen könnten! Kommt vorbei, sagt hallo und taucht mit uns ein in die Welt des Langstrecken-Sports. Wir sind schon super gespannt, wie die kleine Aprilia sich schlagen wird.

Und glaubt mir, ich selbst bin auch sehr gespannt, wie mein Körper 3x40 Minuten Turns vertragen wird, wie sich ein Le Mans Start anfühlt und wo wir am Ende rauskommen werden.

Ich zitiere hier mal die Pressemitteilung:

Mit Sportbikes auf die Langstrecke - Bikerpoint Celle mit drei Aprilia RS660 beim Deutschen Langstrecken Cup​

Premiere beim 6-Stunden-Rennen von Oschersleben am 11. Oktober 2025. Erstmals tritt ein Team mit der “kleinen” Aprilia RS660 bei einem Rennen der DMSB-Prädikatsmeisterschaft “Deutscher Langstrecken Cup” (DLC) an. Das BIKERPOINT GTT Endurance Team wird mit drei RS660 in der Supersport-Klasse antreten - also eine Klasse höher als in der Internationalen Deutschen Meisterschaft. Dort kämpfen RS660-Teams in der Sportbike-Klasse um Punkte.

“Wir freuen uns extrem darauf, beim Gaststart in Oschersleben zu zeigen, wie schnell sich die kleine Zweizylinder-Aprilia auf der Langstrecke bewegen lässt”, freut sich Arne Webner, Teamchef und Gründer von Bikerpoint Celle. “Wir sind erst seit Anfang 2025 Aprilia-Händler. Deshalb sind wir besonders stolz, innerhalb so kurzer Zeit ein schlagkräftiges Team für den DLC zusammengestellt zu haben”, blickt Webner auf den Start in Oschersleben.

Aus Rivalen wird ein Endurance Team

Das Fahrer-Line-Up des Teams aus Niedersachsen kann sich sehen lassen. Fabio Urgese, diesjähriger Meister der German Twin Trophy (GTT), bringt reichlich Langstrecken-Erfahrung mit ins Team. In der Vergangenheit fuhr der 31-Jährige bereits mit dem ViVa Endurance Team Spitzenplatzierungen im DLC ein.

Komplettiert wird das Fahrer-Trio durch die ebenfalls in der GTT erfolgreichen Andreas Braun und Richard Lindhorst. Der 52-Jährige Braun aus Schwarmstedt kann auf jahrzehntelange Rennerfahrung zurückblicken und belegte in der abgelaufenen Saison Platz 4 in der GTT. Richard Lindhorst aus Bergen bei Celle ist seit 2024 im Fahrerfeld der GTT vertreten. In seinen ersten beiden Saisons konnte der 36-Jährige bereits einige Podiumsplätze erringen und landete in beiden Jahren auf Gesamtrang 6.

David gegen Goliath?

Teamchef Webner ist sehr gespannt, wo sich die RS660 im Feld einsortieren wird. “Wir haben gesehen, dass die RS beim GTT-Rennen in Most - verglichen mit dem DLC-Feld - ausgesprochen konkurrenzfähige Zeiten hingelegt hat. Wir werden mit etwa 100 PS sicherlich eines der nominell schwächsten Motorräder im Feld haben. Doch die Aprilia ist leicht, wendig und somit weniger anstrengend zu fahren als die größeren Maschinen. Ich hoffe, wir werden für eine positive Überraschung sorgen”, blickt der 32-Jährige optimistisch auf den Gaststart.
 
Ich drücke die Daumen, ich wäre gerne bei euch in der Box vorbeigekommen, leider fällt dieses Jahr die DLC Veranstaltung für mich auf ein ungünstiges Datum.
Sonst wäre ich als Helfer bei meinen Kollegen vor Ort.
 
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@una, ich drücke euch die Daumen und hoffe ihr könnt den 1000er zeigen was mit so einer 660er geht 😉.
Meine Kollegen haben die Startnummer 52 .
Wie schon erwähnt ich muss der Chefin im Urlaub Begleitung leisten 😩, sonst wäre ich auch vor Ort .

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Die DLC Saison ist zu Ende, die 6h von Oschersleben sind Geschichte. Und was soll man sagen? Wir haben es gepackt! Es begann mit Drama, es endete mit Drama, doch mit dem Ergebnis sind wir außerordentlich zufrieden. Doch der Reihe nach...

Qualifying 1

Fabio Urgese fuhr als erster, legte gleich top Rundenzeiten im Nassen hin. Wir lagen recht schnell konstant auf P1. Zwar fuhren längst nicht alle Teams, doch ein erstes Ausrufezeichen war es allemal :D

Dann ging ich auf Regenreifen raus. Das frisch aufgebaute Motorrad nach dem Crash in Schleiz hatte noch keine echte Probefahrt absolviert. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir eines nicht aufgefallen war. Das Federbein war extrem weich. Das bemerkte auch mein aufmerksamer Mechaniker Lorenz und wies mich darauf hin, bevor ich rausging. Nach wenigen Metern auf der Strecke war klar, dass da was nicht passte. Ich fuhr nur auf der Feder. Gleichzeitig wollte ich das Motorrad aber zumindest einmal heiß fahren und schauen, ob sonst alles funktioniert. Nach fünf Runden ging es wieder rein und die Diagnose war klar: Das Federbein muss vermutlich beim Sturz den Gasdruck verloren haben, da war nix zu machen.

Lorenz machte sich mit Noah vom @bikerpoint.celle auf den Weg nach Magdeburg, um das Federbein aus dem Motorrad von Theo Liebig vom Nachbarteam JTT Racing auszubauen. So konnte ich vor dem Rennen nicht mehr eingreifen.

Andreas Braun übernahm und fuhr Q1 bis zum Ablaufen der Zeit. Am Ende standen wir tatsächlich auf Position 1. Provisorische Pole Position auf einer 100 PS schwachen RS660. Was für ein Zwischenergebnis!

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Qualifying 2

Fabio und Andi wechselten sich im zweiten Qualifying ab und fuhren sehr beachtliche Zeiten auf der abtrocknenden Strecke. Zunächst war es noch zu nass für Slicks. Eventuell hätte eine Mischbereifung aus Regenreifen vorn und Slick hinten Sinn gemacht. Doch Fabio blieb am Ende auf Regenreifen draußen, schließlich dauert es in Oschersleben ohnehin immer ewig, bis nach Abtrocknen der Strecke wieder so richtig Grip herrscht.

Fabio fuhr so lange, bis der Reifen einfach nachgegeben hat, das war zwei Minuten vor Zeitablauf. Mit 1:43.5 standen wir in diesem Moment auf Pole Position! Es gingen kurz zuvor allerdings ein paar Teams auf Slicks raus. Daher gingen wir davon aus, jetzt noch etwas durchgereicht zu werden. Doch es passierte... zunächst gar nichts! Nur ein Team schaffte es, Fabios Zeit zu unterbieten. Felix Kauertz auf der BMW von BAM Racing setzte in letzter Sekunde eine 1:40.9 und verdrängte uns von Position 1. Doch ansonsten kam nichts mehr.

Kam zu glauben, aber wahr: Beim ersten Einsatz einer RS660 auf der Langstrecke standen wir nach der Qualifikation direkt auf Startposition 2 insgesamt und auf dem ersten Platz der Supersport-Klasse! Wahnsinn!

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Rennen

Natürlich war uns klar, dass die Quali für ein Langstreckenrennen nur ausgesprochen begrenzte Relevanz hat. Unsere Taktik war klar: Fahren, bis der Tank leer ist. Planerisch also ein Boxenstop alle 40-45 Minuten.

Der Rennstart begann jedoch ausgesprochen unglücklich. Startfahrer Andreas Braun erlitt beim ersten Antritt wohl einen Muskelfaserriss oder Vergleichbares und humpelte etwas unglücklich in Richtung Motorrad. Er bekam das Bike zwar schnell als Laufen, verlor jedoch insgesamt 14 Positionen in der Startrunde. Danach kämpfte er sich bravurös nach vorn und übergab den Transponder beim ersten Boxenstop an Fabio auf Position 7 insgesamt und in Schlagdistanz zum Supersport-Podium auf Position 4 in der Klasse.
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Zwischenzeitlich kamen Lorenz und Noah mit dem Federbein zurück, montierten es in Windeseile und mein Motorrad war für den dritten Stint startklar.

Fabio brannte dann ein wahres Feuerwerk ab und katapultierte uns auf Platz 6 im Gesamtklassement und Platz 3 in der Klasse. Sollte hier etwa wirklich am Ende ein Trio aus Sportbikes um das Podium in der Supersport-Klasse kämpfen?

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Nach etwa 1:25h übernahm ich das Motorrad von Fabio und fuhr erstmals seit meinem Crash wieder so richtig Motorrad. Zugegeben, es fehlte etwas an Vertrauen, doch zumindest fuhr ich einen konstanten Rhythmus und das Motorrad machte seine Sache super, ohne jeden Fehler. Allerdings war ich erstaunt, wie lange es dauerte, bis der Tank leer war. Insgesamt dauerte mein Turn über 50 Minuten. Körperlich war das alles gut verkraftbar. Allerdings überholte uns das Team MSF1. Deren Panigale V2 hatte schließlich 50 Prozent Mehrleistung im Vergleich zur RS. Zwar hatten sie mit Justin Hänse auf R7 auch ein leistungsmäßig schwaches Bike dabei, doch die ZX6R und die Panigale waren für uns nicht zu halten.

Spannend ist auf jeden Fall das Traffic-Management auf einem schwachen Motorrad. Selbst an den 600ern beißt man sich derart die Zähne aus, weil man auf jeder Geraden 50-100 Meter verliert. Doch verglichen mit den übrigen Bikes waren unsere Bremspunkte teilweise 100 Meter später. Da muss man sich schon richtig selbst in den Arsch treten, einfach stehen zu lassen und auf der Bremse vorbeizufahren.

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Bei meinem Stop waren wir auf P8 insgesamt und P4 in der Klasse. Von hinten schlich sich allerdings Pepe Tuning auf Superbikes immer dichter heran. Mir schwante schon, dass wir die wohl nicht halten werden. Aber Top 10 schien absolut in Reichweite!

Fabio und Andi fuhren sich die Seele aus dem Leib in den folgenden Turns. Wir waren konstant, machten zuverlässig unseren Job, hatten keinerlei Schwierigkeiten bei den Stops. Doch Andi kam in einer Safety Car Phase zum Boxenstop, weil der Tank leer war. Das hieß, Fabio musste am Boxenausgang warten bis das Safety Car vorbeifuhr, eh die Ampel wieder auf Grün schaltete. Wir verloren dort eine Runde auf MSF. Hinzu kam, dass deren Team im Schnitt 10 Minuten länger fahren konnte und somit sicher weniger Stops einlegen müsste als wir. Doch Fabio holte in seinem Stint zwischen 2 und 5 Sekunden pro Runde auf, sodass wir zu Beginn meines zweiten Stints eigentlich nur noch rund 30 Sekunden dahinter lagen.

In meinem zweiten Outing - ich übernahm auf P8/P4 - muss ich jedoch gestehen, dass mir etwas die Angst im Kopf umherspukte. Immer wieder kamen ein paar Regentropfen auf dem Visier und der Scheibe an. Nach dem Crash in Schleiz war das für mich mental echt anstrengend. Dann platzte einem Fahrer noch der Auspuff und überall um die Strecke lagen Auspuffteile und Dämmwolle, ausgangs Shell S sogar genau auf der Ideallinie. Doch abermals fuhr ich - wenn auch etwas gehemmt - konstant meine Runden und wir lagen auf P9, als ich nach knapp 55 Minuten reinkam.

Andi fuhr einen wunderbaren dritten Stint und übergab auf gesichertem Platz 9 an Fabio für den letzten Stint. Fabio fuhr weiterhin wie der Teufel und allmählich steigerte sich die Nervosität. Sollten wir wirklich ein Top 10 Resultat einfahren?

10 Minuten vor Schluss dann Hektik in der Box! Fabio kam rein. Leistungsverlust. Ich musste nochmal raus. Schnell alles angezogen und für die letzten Minuten das Motorrad heimtragen. Wir fielen durch den zusätzlichen Stopp leider hinter das V4 Trio von RP-Racing zurück. Andernfalls hätten wir Platz 9 einfahren können.

So blieb am Ende von 6h Fahrzeit ein zehnter Platz insgesamt und Platz 4 in der Supersport Klasse. Ganz ehrlich: Mit so einem guten Resultat hatte ich nicht gerechnet.

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Man kann also sagen: Experiment geglückt! Die kleine RS660 hat sich in diesem starken Umfeld bewährt, fuhr zuverlässig und zügig ihre Kreise.

Vielen Dank an alle Beteiligten, die damit ein echtes Statement gesetzt haben. War das unser letzter Langstrecken-Einsatz? Ich denke nicht!


PS: Fotos und Videos kommen in den nächsten Tagen nochmal reichlich hier rein, denke ich.
 
Danke für den sehr schönen ausführlichen Bericht.👍
Da ich mit meiner ehemaligen 660er Tuono Factory auch schon zweimal in Oschersleben war, konnte ich mich in vieles hineinversetzen und natürlich auch bestätigen. An die deutlich späteren Bremspunkte muss man sich erstmal gewöhnen, aber dafür läuft der Rest viel entspannter. Nächstes Jahr werde ich mit meiner aktuellen 660er Tuono Factory auch wieder ein paar nette Runden in Oschersleben drehen. Habe ja noch einen 180/60 China Slick der auch mal aufgebraucht werden möchte.😂1000004911.webp1000002374.webp1000002382.webp1000003936.webp
 
Glückwunsch 👍, ich habe 6 Std. am Live Tracker gehangen (theoretisch war ich vor Ort 😉) es war sehr interessant und spannend am Live Tracker zu beobachten was meine Kollegen #52, #94 und ihr so macht, glücklicherweise wart ihr noch in der selben Klasse 😁.
Ich finde ihr habt das mit euren 100 PS Raketen mehr als sehr gut gemacht 👍.

Das der Flix beim Bam Racing gelandet ist, ist auch kein Zufall 😉.
 
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