RSV4 2009 Neuaufbau nach Motorschaden

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Meister2000

Probezeit bestanden...
Hallo,

nachdem ich hier im Forum seit zwei Jahren gelesen und einiges gelernt habe habe, möchte ich etwas zur Unterhaltung beitragen. Ich habe die Überholung eines Motors der RSV4 hinter mir und teile Informationen und Fotos, die hoffentlich anderen auch mal irgendwann nutzen oder wenigstens wissenswert erscheinen.

So sah sie aus, als sie zu mir kam. Es war ein klackerndes Geräusch zu hören. Dabei war ich zweigeteilter Meinung: Es wäre prima den Motor schnell flott zu kriegen, falls sich rausstellte, dass es nur die hydraulischen Kettenspanner sind. Andererseits suchte ich wohl einen Grund um die Motor zu zerlegen und komplett zu überarbeiten. Der Wunsch wurde erfüllt.....;)
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Nachdem die Verkleidungen abgebaut waren....der Motor überall mit einer schmutzigen Ölschicht bedeckt, erbärmliche Zustand, Mangel an Liebe halt.
Ölablassschraube rausgedreht und das Elend wurde sichtbar.
 

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In der Ölwanne fanden sich weitere Kleinteile von der Lagerschale und unter anderem Sicherungsdraht von der Öleinfüllschraube. Vom Vorbesitzer wusste ich, dass der erste Besitzer die Maschine auf der Rennstrecke ordentlich ausgepresst hatte. Die ersten 12000km hatte sie wohl ein schweres Dasein. Der Wärmehaushalt war an den Seilzügen der Abgasklappe und den Leitungen an der Vorderseite des Motors zu sehen.
 
Zum weiteren Verlauf der Geschichte: Die Kiste läuft inzwischen. Ich bin beim Einfahren (bis Ende Oktober) und habe noch nicht alles gefordert. Trotzdem bin total begeistert. Das tiefen Grollen des Akra Auspuffs. Zuerst gab es Mecker von der Holden, die sich sorgte, dass ich das Dorf mit dem Sound rebellisch mache. Aber dann fand ich den dB Killer in meiner Garage und jetzt ist die Einstellung friedlicher. Momentan verbaue ich eine Carbonverkleidung, was ziemlich viel Arbeit ist wegen der Passgenauigkeit oder vielmehr dem Mangel an Passgenauigkeit...

Ich werden in Abständen die Geschichte weiter schreiben. Viele Grüsse und Geduld bis zur nächsten Saisoneröffnung. Der 21.Dezember ist vorbei. Jetzt werden die Tage wieder länger!(y)
 
Hier mal die Bilder zum Lagerschaden....Aprilia bietet ja keine Untermasslagerschalen an....Und wenn mal Späne oder Kleinteile im System sind, möchte man diese gerne komplett entfernen...
 

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Nach der Reinigung des Motorsgehäuses wurde sichtbar, dass die Nikasilbeschichtung der Zylinderwand beschädigt war. Ich vermute, dass die Reinigungsflüssigkeit bestehende Risse in der Zylinderwand unterwandert hat und sich dann das Material anhob. Wenn man genau hinschaut, kann man weitere Risse erkennen.
 

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Am Bild vom Zylinderkopf sieht man gut die blanke Quetschkante. Dort hat der Kolben des defekten Pleuels angeschlagen. Am Kolbenboden ist die gegenüberliegende Stelle sichtbar. Durch das Aufeinandertreffen wurde das klackernde Geräusch bei laufendem Motor verursacht.
 

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Zuletzt bearbeitet:
Schönes Projekt! Der Motor sieht ja echt geschunden aus...mit Gewalt kaputt gefahren...😕
Aber toll, dass du ihn wieder instand gesetzt hast.
 
Interessant wäre wie die Schäden behoben hast.
Wie z.B. Pleuellagerschade...........neue Kurbelwelle ??, Kurbelzapfen abgeschliffen und passende Lager ?
 
In Ansbach, Nähe Nürnberg, gibt es einen Motoreninstandsetzer (Scheuerlein) der den Hubzapfen abgeschliffen hat. Es scheint öfter vorzukommen, dass Hersteller keine Untermasslagerschalen anbieten. Daher sucht der Instandsetzen passende Lagerschalen anderer Hersteller raus und bearbeitet auch das Pleuel. An den Kontaktflächen der Pleuelschalen wird plan Material abgetragen. Dann wird das Pleuel neu gebohrt und und auf die Aussenmasse der neuen Lagerschalen angepasst.
 

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Ursprünglich wollte ich die Kurbelwelle feinwuchten lassen. In dem Fall hat das aber keinen Sinn gemacht, da beim Abtragen von Material am Hubzapfen ca. 9g flöten gehen. Das ziemlich viel und ein Feinwuchten macht keinen Sinn. Lt. dem Motoreninstandsetzer wird das teilweise wieder ausgeglichen durch die dickere Lagerschale.
 
Absolut, dafür musst du die Zeit haben, das Fachwissen, das Werkzeug, den Nerv und die Kohle, dann brauchst du noch Leute, die auf bestimmte Sachen spezialisiert sind, ne Menge Arbeit, aber Hut ab, für die Leute, die sich da ran wagen
 
Dann war Ursachenforschung. Was hat zu dem Pleuelschaden geführt? Könnte Mangel beim Öldruck sein, Materialfehler, Überlast, Volllast im kalten Zustand usw.. Mein Erklärungsversuch geht so: Die Ölkanäle der Kurbelwelle werden axial gebohrt. Danach müssen diese Kanäle verschlossen werden. Aprilia hat das mit Stopfen gemacht, die nach dem Prinzip von Popnieten eingesetzt werden (innen Stahl, aussen Aluminium). Der Stopfen auf der Seite mit dem Pleuelschaden war lose und konnte deshalb wandern. Wahrscheinlich hat er einen Teil der Ölbohrung vom Hubzapfen verschlossen und so die Schmierung verschlechtert. Irgendwann ist der Schmierfilm gerissen und das Elend nahm seinen Lauf. Ich habe die Stopfen ausgeborgt. Die erste Idee war, Gewinde zu schneiden, Madenschrauben einzusetzen und zu verkleben. Die Kurbelwelle ist durchgehärtet, dass das auch in der Motorenwerkstatt nicht möglich war. Darum wurden kleine Metallkappen eingeschweisst.
 

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