- Motorrad
- Tuono V4 Factory / Tuono 660 Factory / V 100 Mandello / Alp 4.0
- Modelljahr
- 2020 / 2023 / 2023 / 2024
Und weil es gerade so schön in die Plauderecke passt, es wird nicht besser dieses Jahr. Manche haben sich schon gewundert, dass ich plötzlich nichts mehr geschrieben habe. Hier ist der Grund:
Am Samstag den 09.08.2025 haben wir im Rahmen unserer Bayerwaldtour eine Ausfahrt nach Tschechien unternommen. Wir sind in drei Gruppen zu je 5 Leuten gefahren. Mein Bruder Klaus war in der ersten Gruppe. Wir sind über die Serpentinen zw. Arnbruck und Lam und anschließend über den Arber nach Bayrisch Eisenstein und von dort nach Tschechien rein. Meine Gruppe war als letzte vom Gasthof gestartet. Zufällig waren wir aber wenige Kilometer in Tschechien rein plötzlich die erste Gruppe. Wir haben die anderen sogar noch gesehen. Bei unserer Pinkelpause vielleicht 10 km weiter, haben wir damit gerechnet von den beiden anderen Gruppen wieder überholt zu werden, das passierte allerdings nicht. Weitere ca. 70 km weiter haben wir an einer Gaststätte gehalten. Dort fiel einem der Gruppenmitglieder auf, das ein Mitglied einer der anderen Gruppen mehrfach versucht hat, ihn anzurufen. Wir haben zurückgerufen und mir wurde dann, mit dem Geräusch eines startenden Hubschraubers im Hintergrund, mitgeteilt, dass mein Bruder einen schweren Unfall hatte.
Was war passiert? In der dritten Kurve einer links/rechts/links-Kurvenkombination, am Kurveneingang der relativ harmlosen 170 Grad Kurve mit einem Durchmesser von ca. 150 m, ging meinem Bruder als 2. in der Gruppe aus unbekannten Gründen beim Einbremsen das Vorderrad weg. Er ist 30 - 40 m hinter seinem Motorrad Richtung Leitplanke gerutscht, in die das Motorrad einschlug, und mein Bruder dann in sein Motorrad.


Niemand in der Gruppe begreift, warum das passiert ist. Guter Asphalt, kein Öl, kein Splitt, kein Sand in der Kurve. Der Pfeil markiert die Stelle vom Sturz bis in die Leitplanke. Durch einen dummen Zufall war auch die 2. Gruppe beim Unfall vor Ort. Nur meine Gruppe war schon weiter weg.
Wir waren völlig schockiert. Wir sind dann als Gruppe im Schlaftablettenmodus auf kürzestem Weg zurück zum Gasthof. Wir haben nach und nach einige der Details erfahren. Die tschechische Kripo hat das Motorrad und alle Sachen meines Bruders beschlagnahmt. Mein Bruder ist in kritischem Zustand nach Pilsen gefolgen worden. Aber wohin? Wir haben dann rausgefunden, dass es sich um die Uniklink in Pilsen handelte.
Zum Glück war mein Lebensgefährte mit seinem Auto auf die Tour mitgekommen, um sich, als nicht-Motorradfahrer, ein bischen den Arber und die Umgebung anzuschauen. Wir sind dann am Sonntag, statt nach Hause, mit dem Auto nach Pilsen gefahren um meinen Bruder zu besuchen. Die Ärztin, die uns in Empfang genommen hat, hat uns dann erzählt wie es um meinen Bruder steht.
Der rechte Arm ist gebrochen, Rippen beidseitig gebrochen, rechtsseitig Lunge perforiert, Blut im Thorax. In der Notaufnahme am Samstag hatte mein Bruder einen Herzstillstand und konnte erst nach 10 Minuten wieder reanimiert werden. Und, last but not least, sein Rückenmark war in der Höhe der Brustwirbel durchtrennt, so dass er querschnittsgelähmt sein wird. Zudem würden gerade seine Nieren nicht mehr so arbeiten wie sie sollen, was ihnen zusätzlich Sorgen bereiten würde. Im Ergebnis haben sie meinen Bruder in ein künstliches Koma versetzt und wollten ihn erst stabilisieren, bevor sie mit den eigentlichen Reparaturarbeiten beginnen wollten.
Wir sind dann zunächst mit dem Auto nach Hause gefahren, und ich habe mein Motorrad am Gasthof stehen lassen. Ich hatte geplant, mit dem Wohnmobil nach Pilsen zu fahren um bei meinem Bruder zu sein, wenn er aus dem Koma aufwacht. Dann kam zuerst die Nachricht, dass man ihn noch nicht wecken könne, und dass man ihn nun auch an die Dialyse angeschlossen hat, wegen der Nieren. Letztendlich bin ich am Mittwoch morgen mit Wohnmobil und Hänger zurück zum Gasthof gefahren und durfte dort im Wohnmobil neben dem Gasthof übernachten. Das war mir auch sehr recht so, weil mein Tschechisch doch arg eingerostet ist. Zum Glück sprachen die Ärzte in Tschechien Englisch.
Ich bin dann ab Mittwoch jeden Tag, mit Ausnahme von Samstag, an dem es bis zum Nachmittag geschüttet hat, mit dem Motorrad zum Krankenhaus in Pilsen gefahren. Am Samstag war @SchafMuhKuh so lieb, und kam mit Werkzeug vorbei, damit ich meine Kette nachspannen konnte, die gefühlt bis zum Boden durchhing. Ich hatte natürlich alles Werkzeug zu Hause gelassen. Aber ich greife vor.
Ab Mittwoch ging es bergab. Zunächst wollten die Ärzte meinen Bruder langsam aus dem Koma aufwachen lassen, aber er zeigte keinerlei Reaktion. Ein EEG zeigte eher wenig Aktivität. Das zweite genauso. Dann haben sie am Donnerstag einen Hirnscan gemacht, von dem es hieß, das auf den Bildern die weiße und graue Masse praktisch nicht zu unterscheiden war, was wohl ein sehr schlechtes Zeichen ist. Am Freitag haben sie zum Abschluß noch eine Art Reiz-Reaktionsmessung gemacht, bei dem sie eine Reaktion vom Stammhirn, nicht jedoch vom Cortex bekommen haben.
Die Schlußfolgerung war, dass mein Bruder wohl nie wieder aus dem Koma erwachen wird.
Ich war echt fertig. Erzähl das mal Deiner Schwägerin und, vor allem, Deiner Mama.
Der aktuelle Status ist, dass der ADAC einen Transport meines Bruders in diesem Zustand (beatmet, sediert) zurück in ein Krankenhaus in Duisburg organisiert hat. Das passiert deswegen so spät, weil die tschechischen Ärzte dem ADAC zunächst mitgeteilt hatten, dass einen Transportfähigkeit frühestens in 10 Tagen zu erwarten sei. Unter den gegebenen Umständen haben sie ihre Aussage aber modifiziert.
Dieser Transport läuft zur Zeit noch. Der unfassbar liebe Arzt, der den Transport begleitet, hat mich schon heute morgen auf dem Weg nach Tschechien informiert und über den Tag ständig auf dem Laufenden gehalten. Bisher läuft alles gut und stabil. Avisierte Ankunftszeit in Duisburg: 23:00 Uhr. Knock on wood.
Mehr fällt mir im Moment nicht ein, obwohl wahrscheinlich noch viel zu schreiben wäre. Aber ich schätze, das war eigentlich mal wieder viel zu detailliert.
Zwei Sachen trösten mich letztendlich etwas. Zum Einen hat mein Bruder genau das zuletzt gemacht, was ihm am meisten Spass gemacht hat. Zum Anderen hatte er immer gesagt, lieber sterben als den Rest seines Lebens pflegebedürftig. Und das wäre mit der Querschnittslähmung definitiv sein Schicksal gewesen, wenn er aufgewacht wäre.
Klaus, machs gut, wo immer Du auch gerade bist


Am Samstag den 09.08.2025 haben wir im Rahmen unserer Bayerwaldtour eine Ausfahrt nach Tschechien unternommen. Wir sind in drei Gruppen zu je 5 Leuten gefahren. Mein Bruder Klaus war in der ersten Gruppe. Wir sind über die Serpentinen zw. Arnbruck und Lam und anschließend über den Arber nach Bayrisch Eisenstein und von dort nach Tschechien rein. Meine Gruppe war als letzte vom Gasthof gestartet. Zufällig waren wir aber wenige Kilometer in Tschechien rein plötzlich die erste Gruppe. Wir haben die anderen sogar noch gesehen. Bei unserer Pinkelpause vielleicht 10 km weiter, haben wir damit gerechnet von den beiden anderen Gruppen wieder überholt zu werden, das passierte allerdings nicht. Weitere ca. 70 km weiter haben wir an einer Gaststätte gehalten. Dort fiel einem der Gruppenmitglieder auf, das ein Mitglied einer der anderen Gruppen mehrfach versucht hat, ihn anzurufen. Wir haben zurückgerufen und mir wurde dann, mit dem Geräusch eines startenden Hubschraubers im Hintergrund, mitgeteilt, dass mein Bruder einen schweren Unfall hatte.
Was war passiert? In der dritten Kurve einer links/rechts/links-Kurvenkombination, am Kurveneingang der relativ harmlosen 170 Grad Kurve mit einem Durchmesser von ca. 150 m, ging meinem Bruder als 2. in der Gruppe aus unbekannten Gründen beim Einbremsen das Vorderrad weg. Er ist 30 - 40 m hinter seinem Motorrad Richtung Leitplanke gerutscht, in die das Motorrad einschlug, und mein Bruder dann in sein Motorrad.


Niemand in der Gruppe begreift, warum das passiert ist. Guter Asphalt, kein Öl, kein Splitt, kein Sand in der Kurve. Der Pfeil markiert die Stelle vom Sturz bis in die Leitplanke. Durch einen dummen Zufall war auch die 2. Gruppe beim Unfall vor Ort. Nur meine Gruppe war schon weiter weg.
Wir waren völlig schockiert. Wir sind dann als Gruppe im Schlaftablettenmodus auf kürzestem Weg zurück zum Gasthof. Wir haben nach und nach einige der Details erfahren. Die tschechische Kripo hat das Motorrad und alle Sachen meines Bruders beschlagnahmt. Mein Bruder ist in kritischem Zustand nach Pilsen gefolgen worden. Aber wohin? Wir haben dann rausgefunden, dass es sich um die Uniklink in Pilsen handelte.
Zum Glück war mein Lebensgefährte mit seinem Auto auf die Tour mitgekommen, um sich, als nicht-Motorradfahrer, ein bischen den Arber und die Umgebung anzuschauen. Wir sind dann am Sonntag, statt nach Hause, mit dem Auto nach Pilsen gefahren um meinen Bruder zu besuchen. Die Ärztin, die uns in Empfang genommen hat, hat uns dann erzählt wie es um meinen Bruder steht.
Der rechte Arm ist gebrochen, Rippen beidseitig gebrochen, rechtsseitig Lunge perforiert, Blut im Thorax. In der Notaufnahme am Samstag hatte mein Bruder einen Herzstillstand und konnte erst nach 10 Minuten wieder reanimiert werden. Und, last but not least, sein Rückenmark war in der Höhe der Brustwirbel durchtrennt, so dass er querschnittsgelähmt sein wird. Zudem würden gerade seine Nieren nicht mehr so arbeiten wie sie sollen, was ihnen zusätzlich Sorgen bereiten würde. Im Ergebnis haben sie meinen Bruder in ein künstliches Koma versetzt und wollten ihn erst stabilisieren, bevor sie mit den eigentlichen Reparaturarbeiten beginnen wollten.
Wir sind dann zunächst mit dem Auto nach Hause gefahren, und ich habe mein Motorrad am Gasthof stehen lassen. Ich hatte geplant, mit dem Wohnmobil nach Pilsen zu fahren um bei meinem Bruder zu sein, wenn er aus dem Koma aufwacht. Dann kam zuerst die Nachricht, dass man ihn noch nicht wecken könne, und dass man ihn nun auch an die Dialyse angeschlossen hat, wegen der Nieren. Letztendlich bin ich am Mittwoch morgen mit Wohnmobil und Hänger zurück zum Gasthof gefahren und durfte dort im Wohnmobil neben dem Gasthof übernachten. Das war mir auch sehr recht so, weil mein Tschechisch doch arg eingerostet ist. Zum Glück sprachen die Ärzte in Tschechien Englisch.
Ich bin dann ab Mittwoch jeden Tag, mit Ausnahme von Samstag, an dem es bis zum Nachmittag geschüttet hat, mit dem Motorrad zum Krankenhaus in Pilsen gefahren. Am Samstag war @SchafMuhKuh so lieb, und kam mit Werkzeug vorbei, damit ich meine Kette nachspannen konnte, die gefühlt bis zum Boden durchhing. Ich hatte natürlich alles Werkzeug zu Hause gelassen. Aber ich greife vor.
Ab Mittwoch ging es bergab. Zunächst wollten die Ärzte meinen Bruder langsam aus dem Koma aufwachen lassen, aber er zeigte keinerlei Reaktion. Ein EEG zeigte eher wenig Aktivität. Das zweite genauso. Dann haben sie am Donnerstag einen Hirnscan gemacht, von dem es hieß, das auf den Bildern die weiße und graue Masse praktisch nicht zu unterscheiden war, was wohl ein sehr schlechtes Zeichen ist. Am Freitag haben sie zum Abschluß noch eine Art Reiz-Reaktionsmessung gemacht, bei dem sie eine Reaktion vom Stammhirn, nicht jedoch vom Cortex bekommen haben.
Die Schlußfolgerung war, dass mein Bruder wohl nie wieder aus dem Koma erwachen wird.
Ich war echt fertig. Erzähl das mal Deiner Schwägerin und, vor allem, Deiner Mama.
Der aktuelle Status ist, dass der ADAC einen Transport meines Bruders in diesem Zustand (beatmet, sediert) zurück in ein Krankenhaus in Duisburg organisiert hat. Das passiert deswegen so spät, weil die tschechischen Ärzte dem ADAC zunächst mitgeteilt hatten, dass einen Transportfähigkeit frühestens in 10 Tagen zu erwarten sei. Unter den gegebenen Umständen haben sie ihre Aussage aber modifiziert.
Dieser Transport läuft zur Zeit noch. Der unfassbar liebe Arzt, der den Transport begleitet, hat mich schon heute morgen auf dem Weg nach Tschechien informiert und über den Tag ständig auf dem Laufenden gehalten. Bisher läuft alles gut und stabil. Avisierte Ankunftszeit in Duisburg: 23:00 Uhr. Knock on wood.
Mehr fällt mir im Moment nicht ein, obwohl wahrscheinlich noch viel zu schreiben wäre. Aber ich schätze, das war eigentlich mal wieder viel zu detailliert.
Zwei Sachen trösten mich letztendlich etwas. Zum Einen hat mein Bruder genau das zuletzt gemacht, was ihm am meisten Spass gemacht hat. Zum Anderen hatte er immer gesagt, lieber sterben als den Rest seines Lebens pflegebedürftig. Und das wäre mit der Querschnittslähmung definitiv sein Schicksal gewesen, wenn er aufgewacht wäre.
Klaus, machs gut, wo immer Du auch gerade bist


