Es ist wie
@businesskasper gesagt hat. Der Preis der V4 ist Premium, die Qualitätsanmutung ist es nicht. Das heißt ja nicht, dass es funktional was zu meckern gäbe. Das Fahrerlebnis bei der E5 ist geil, aber ein Schritt in Richtung mehr Wertigkeit war's nicht unbedingt von der E4 (welche auch schon kein Benchmark in der Hinsicht war). Der chinesische Faltenhund von einem Sitz, diese unnötige Kappe am Auspuff, die bei mir nur minimal, aber eben doch ein bisschen aufgeplatzt ist und die z.T. kuriosen Spaltmaße sind einfach unnötig. Und Aufkleber lackiert man bei einem 21k Listenpreis entweder über oder lässt sie weg. Zum Modelljahr 2022 hat man sich bei den schwarzen Gussfelgen dann auch noch die Winkelventile gespart.
Als Kunde trage ich keine Verantwortung dafür, dass der Hersteller bisher weniger Stückzahlen absetzt als die Konkurrenz, die es ja offensichtlich besser macht mit der Vermarktung. Wenn die Mühle einen Preis in den Sphären von Streetfighter V4 und Co. hat, muss sie in allen Aspekten ebenbürtig oder besser sein. Aber eine schlechtere Qualitäts
anmutung kann ich mir höchstens dann für einen gewissen Zeitraum leisten, wenn sich der Kram sowieso verkauft. Aber man muss auch mit der Aprilia-Brille sagen, dass BMW und Ducati eine andere Markenstrahlkraft haben als Aprilia. Tatsächlich zwei Mal bei der Zulassung in Bergisch Gladbach passiert: "Aprilia mit 1.077ccm? Wusste gar nicht, dass die so große Maschinen bauen"
Schönes betriebswirtschaftliches Beispiel ist hier die S1000RR. Da hat BMW alles reingepackt, was ging und trotzdem einen Preis angesetzt, der sich im Konkurrenzumfeld bewegte. Das hat anfangs ordentlich Miese produziert, letztlich aber dazu geführt, dass das Ding auch in den Stückzahlen so hoch ging, dass es heute ein ganz lukratives Geschäft ist. Als Außenstehender hat man das Gefühl, dass man bei Piaggio mit spitzem Rotstift Aprilia gerade so viel Budget zugesteht, wie es halt ein Excel-Heini herbeioptimiert hat. Aber man ist nicht gewillt, mal einen wirklich großen Schritt nach vorne zu machen. Das betrifft z.B. das Investment in eine bessere Qualitätsanmutung oder ein werksseitiges Zubehörprogramm. Warum vertreibt Ducati einen eigenen CarbonKZH und Aprilia hat sowas seit zwei Jahren nicht auf die Kette gekriegt? Die offizielle Zubehörseite im Netz ist zudem seit fast zwei Jahren unvollständig und fehlerhaft (ein Tuareg-Jersey gehört nicht zur V4). Man lehnt sich schön zurück und lässt es dann die Händler richten.
Die Zulassungszahlen geben dem Piaggio-Konzern nicht unbedingt Recht. Mir ist es als Privatperson am Ende egal. Ich werde auch das nächste Update wahrscheinlich wieder ohne Probefahrt kaufen und letztlich zufrieden sein. Aber irgendwann kann die ganze Sache als Business Case mal nach hinten losgehen.