Ich möchte nochmals auf die grundsätzliche Frage zurückkommen.
Das Problem liegt sowohl in der Zunahme des Motorradverkehrs, als auch in der Lautstärke der Motorräder.
Ich kann die Anwohner schon verstehen, wenn sie in ihrem Heimatort, der sonst sehr ruhig ist, am Wochenende minutenlang warten müssen, um die Straße überqueren zu können. Das sind dann nicht alleine die Mororräder, sondern schlichtweg die Gesamtzahl der Fahrzeuge. Es ist auch verständlich, daß Motorräder wegen ihrer zweifelsfei höheren oder zumindest deutlicheren Geräuschentwicklung im Vergleich zu einem (üblichen) PKW stärker wahrgenommen werden. Wenn die Motorräder am Ortsschild dann auch noch kräftig angasen, steigt die selektive Wahrnehmung zusehends.
Ich habe 1977 mit einer Zündapp angefangen und mit 18 bin ich auf eine BMW R 25/3 mit sagenhaften 13 PS umgestiegen. Später kam statt dessen eine R 60/5 mit dann wahnwitzigen 40 PS.
Und später . . . Ich habe die Motoradfahrerei jedenfalls nie unterbrochen. Wenn ich mich recht erinnere, war in 80er und frühen 90er Jahren Motorradfahern so was von out.
Dann hat es wohl einen Sinneswandel gegeben und viele mussten zum 50er den Führerschein machen. Viel mehr Menschen können sich das Motorradfahren sowohl finanziell, als auch zeitlich leisten und tun dies auch.
Nun aber zum zweiten Aspekt, der Lautstärke der Fahrzeuge.
Ich denke, das Problem liegt in starkem Maße an den Klappenanlagen. Davon sind aber nicht nur die Motorräder betroffen. Ich habe zwei PKW mit serienmäßiger Klappe. Eines davon ist ein Porsche Carrera T, bei dem es noch erträglich ist. Das andere Fahrzeug ist ein Aston Martin Roadster. Wenn man damit über 4.000 RPM dreht und das Dach auf hat, meint man in einem Tunnel, live bei der Formel 1 in Monaco zu sein. Da würde ich keine Harley mehr hören. Das macht einmal im Jahr Spaß, isr mir aber ansonsten eher peinlich - aber wie geschreiben Serie.
Von meinen Mopeds haben drei Klappenauspuffe, die GS, die KTM und die demnächst eintreffende neue Tuono V4. Mich würde interessieren, ob die Klappen für die Leistungsentfaltung wirklich notwendig sind. Falls speziell der Drehmomentverlauf nahezu unverändert bleiben würde, wären mir leisere Fahrzeuge wesenlich lieber.
Als Ingenieur (wenngleich Bauingenieur) sehe ich den abgegebenen Schalldruck als Verlustleistung.
Dazu noch ein weiterer Aspekt:
Ich mache auch Musik und zwar schon sehr lange als Orchesterschlagzeuger (Pauken) und seit nicht so langer Zeit mit dem Kontrabaß. Insofern behaupte ich mal, den Unterschied zwischen Lärm und Laut zu kennen. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an ein Konzert der Berliner Philharmoniker, das ich vor sehr vielen Jahren besucht habe. Bei einem Stück hat das Orchester nur wenig über der Hörbarkeitsgrenze gespielt, aber der Saal war von einem satten Klang erfüllt. Ich habe es als brüllendes Pianissimo bezeichnet.
Was hat das nun mit unseren Motorrädern zu tun? Ich will damit sagen, daß ich für einen guten Motorklang durchaus empfänglich bin, es dazu aber nicht einer bestimmten Lautstärke bedarf.
Die Argumentation einiger Hersteller, sie würden nur das produzieren, was sich auch verkauft, greift zu kurz und schiebt die Verantwortung den Kunden zu. Das ist beim Thema Billigfleich genauso. Bei den drei og. Motorrädern ist der Klappenauspuff Serie! Wäre es nicht besser, bei gleicher Leistungsentfaltung ohne Klappe auszukommen? Das müsste doch auch günstiger sein, da mechanische Teile ohnehin bei den Kosten stark zu Buche schlagen. Wenn die große Masse dann deutlich leiser würde, wäre das gut für die Akzeptanz. Zudem würde diejenigen mit den echten Brülltüten noch mehr auffallen - positiv für einige wenige und negativ für die vermutliche Mehrzahl.