Meine 3 Besuche bei den Aprilia Days in Baden-Baden zähle ich jetzt mal nicht.
2015 auf 16 wurde ich dann von einer Mopedgruppe überredet mich bei ihrem jährlichen Event in Oschersleben zu beteiligen. Die Anmeldung für August schickte ich noch vom Krankenhausbett ab, in welchem ich mich von einem Unfall auf Sardinien kurierte. Waren ja dann noch 8 Monate, in denen ich das Fahren wieder erlernen konnte.
Bis das Event statt fand hatte ich meine RSV4 noch nicht verkauft und besohlte sie mit den Serienreifen meiner neuen V4 Tuono, die noch ungebraucht im Keller lagen.
Als Vorbereitung hatte ich mir ein Youtube Video ausgesucht und das mindestens 20x angeguckt. Die Strecke konnte ich jetzt mit geschlossenen Augen fahren. Bremspunkte, Linienwahl konnte ich perfekt! In der Theorie..
Die Anreise erfolgte mit Anhänger, Scheinwerfer waren abgeklebt und deaktiviert, Spiegel und Kennzeichen demontiert und die Abnahme hatte ich auch problemlos erledigt.
Als Rennstreckenneuling ohne Referenzzeit wurde ich in die gelbe Gruppe gesteckt und da waren wohl auch Leute dabei, die eine respektable Zeit von 2:25 schafften. Die habe ich dann in einem Turn 2x überrundet. Das lief eigentlich ganz fluffig. Ich hatte ja ein Youtube-Training

Es war wohl der zweite Turn, als ich in der ersten Rechts (ich glaub das ist die Hotelkurve) völlig auf dem Holzweg war. Irgendwie kam ich viel zu weit raus. Mir schoss durch den Kopf: "Noch 2 Sekunden und du bist da, wo sonst die Schafe stehen...". Gegenmaßnahmen mussten eingeleitet werden.
Wie war das doch gleich? Man fährt dahin, wo man hin guckt? Also hab ich in den Hügel geschaut und geraten, wo wohl das Ende von dieser Kurve sein könnte. Natürlich kam ich dabei tiefer und vernahm plötzlich ein erschreckendes schabendes Geräusch. Was bin ich erschrocken! Sofort aufgemacht, Geräusch war weg, wieder auf die Linie und Geräusch war wieder da und irgendwas war am Knie...
Mein erstes Mal! Ich hatte das Knie am Boden! Ich glaub sowas vergisst man nicht.
In meinen 2 Turns war ich definitiv der König. Ich hab sie alle hergebrannt. Aber dann fing es das Schütten an und die Strecke wurde zum freien Fahren freigegeben. Regenkönig bin ich definitiv nicht. Ein guter Freund behauptet, dass immer wenn ich die Regenhose anziehe, die Aprilia spontan 100PS verliert.
Vielleicht wäre ich ja mit meinen Supercorsas im Regen noch mal rausgefahren, aber an dem Tag war auch ein gewisser Marvin Fritz unterwegs und hat meine Trockenzeit bei überfluteter Piste pulverisiert. Nein, das war definitiv nicht mein Spielplatz und ich stellte das Mopped ab. Das wäre mir zu gefährlich gewesen.
Später am Tag wurde ich zur Rennleitung zitiert und die fanden, dass ich zu schnell für die gelbe Gruppe gewesen sei und schubsten mich eine nach oben. Ich glaube blau.
Am Sonntag Morgen ging es dann im Trockenen weiter. Abends hatten wir aufgrund eines Sturms noch Zelte gerettet - oder auch nicht. Wir schliefen dann alle im Großzelt.
In der neuen Gruppe war plötzlich ein ganz anderes Niveau. War ich am Vortag noch der König, war ich plötzlich nur noch Mittelfeld. Wenn überhaupt. In den Kurven (bis auf diese verdammte Triple) war ich meist schnell genug. Aber das Anbremsen war nicht meine Welt. Von 220 auf 130 punktgenau zu Bremsen übe ich selten auf der Landstraße. Da machte es jeweils Zisch-Zisch rechts und links und so kleine 750er kamen vorbei geballert. Diese Wahnsinnigen!
Und überhaupt hat OSL zu wenige Linkskurfen. Das rechte Knie hatte ich fast jedes Mal unten, das linke nicht einmal. Der Schleifer blieb jungfräulich.
Nach 5 Turns am Sonntag brach ich dann ab. Der Reifen war auf der rechten Flanke komplett aufgerissen und ich traute mich nicht, damit noch mal auszurücken.
Ergebnis fürs erste Mal: eine 1:55 in der gelben und eine 1:51 in der blauen Gruppe.
Die Erkenntnis, dass Rennstrecke ein anderes Fahren als auf der Landstraße erfordert. Zum einen gibt man auf der Landstraße nicht soviel Gas (also ich) und hauptsächlich bremst man nicht so spät. Beides Tugenden, die ich fürs Landstraßenfahren eigentlich gar nicht erlernen wollte. Das mit dem Knie am Boden war schick, ist aber seit diesem Event nie wieder vorgekommen.
Und ja... ich gebe zu: Es war schon geil!
Anschließend habe ich mich gefragt, ob ich wieder auf die Rennstrecke will. Im Prinzip: JA!!!
Aber ich kenne mich.. einmal im Jahr hätte mir nicht gereicht. Ganz oder gar nicht. Unter 6-12x hätte ich mich nicht zufrieden gegeben, wenn ich einmal richtig Blut geleckt hätte. Dann hätte ich mir erst einen Anhänger, dann einen Transporter, dann ein Rennmoped gekauft. Dieses mit Slicks, Felgen etc ausgestattet. Das wäre eskaliert. Zeitlich und finanziell. Und ich will ja noch andere Sachen machen, wie mit der Enduro über albanische Berge fahren, Rundtouren in Spanien... Alles geht halt nicht.
Jetzt halte ich es halt wie ein trockener Alkoholiker. Zuschauen geht, wenn ich mitmache, bin ich suchtgefährdet. Also nicht mitmachen.