Ok, jetzt wird's komplexer. Weil 3dimensional.
LS oder RS macht definitiv keinen Unterschied. Physik ist der Ort egal an dem sie wirkt.
Dieses Bild aus einem Artikel von Ruprecht Müller (ADAC Fahrzeugtechnik, Praxistips zum Bremsen mit dem Motorrad) zeigt es auf.
Es ist physikalisch keine simple Logik im Sinne von "da drücken, hier Effekt"
Das Wirken der Bremse passiert in Längsrichtung des Motorrades. Dieses Moment überträgt sich (anders gäbe es keine Wirkung) auf den Punkt an dem der Reifen die Straße berührt.
Der kleine rote Strich ist der Hebelarm aus der Formel DREHMOMENENT = KRAFT X HEBELARM. Bei der dargestellten Linksschräglage führt das dazu, dass das Rad einen Impuls bekommt beim Bremsen, der es "eindrehen" lassen möchte.
Wider der Annahme, dass das Krad ja dann nach innen, also einen engeren Radius fahren müsste, richtet es sich auf. Das Zauberwort heißt Lenkimpuls. Macht jeder auf einem Zweirad, um überhaupt in Schräglage zu kommen.
LINKS am Lenker impulsartig ziehen = Moped biegt RECHTS ab.
Glaubt ihr nicht? Man nehme ein Vorderrad von einem Fahrrad, halte es an der Achse re/li mit beiden Händen, beschleunige es richtig schnell und versuche dann einmal das Rad in Rechtsschräglage zu bringen nur indem man es zur Seite neigt. Geht? Geht nicht. Durch die Kreiselkräfte stabilisiert sich das Rad selbst. Das ist der Grund warum ein Zweirad nicht umfällt, wenn es fährt.
Jetzt das Gleiche, wieder beschleunigtes Rad. Und jetzt mal LINKS an der Achse impulsartig ziehen. ZACK, kippt das Rad in seinem ganzen Durchmesser nach RECHTS.
Zauberei, ich weiß. Aber isso.
Im Endeffekt überträgt sich das Bremsen am Vorderrad als Impuls an der Längsachse, so dass das Moped sich aus der Schräglage aufrichtet. Und zwar um so stärker, je schräger man unterwegs ist.
Kurz, Bremsen am Vorderrad führt zu einem Impuls, der das Rad virtuell in die Senkrechte führt.
Ok. Soweit, so klar. Was passiert aber hinten.
Im Prinzip das gleiche.
Bremskraft führt zu Bremsmoment, wirkt an der Reifenaufstandsfläche aussermittig.
Und jetzt? Jetzt wedelt der Schwanz mit dem Hund

. Salopp formuliert.
Das Ganze wirkt wieder auf die Lenkachse. Immerhin die einzige drehbare Achse in dem Spiel. Über die Schwingenachse, die (90° zur Wirkrichtung selber unwirksam) den Impuls in den Rahmen einleitet, überträgt es sich bis zum Lenkkopf. Da der drehbar ist, wirkt das Ganze jetzt von hinten.
Beim Vorderrad wirkt der Hebelarm VOR der Lenkachse. Das Bremsen am HR wirkt hinter der Lenkachse.
Ergo, der an der Lenkachse angreifende Impuls wirkt genau entgegengesetzt.
Voilá, das Moped geht weiter in Schräglage auf einen engeren Radius.
Da fehlen jetzt noch ein paar Feinheiten. Und Unschärfen hat's auch. Aber im Groben ist es das.
RR-Racer