Servus. Ich hatte ja letzte Woche den 2025er Streetfighter in der V4S-Version gefahren und mich daraufhin spontan entschlossen, meine M1000R zu verkaufen und auf die Ducati umzusteigen.
Zunächst bin ich vorbelastet, da mich meine Panigale V4R emotional immer ein wenig mehr abgeholt hat als die BMW. Gleichwohl ist die BMW (mit Ausnahme der nervigen Vibrationen) ein nahezu perfektes Bike, wenn auch mit typisch deutsch-technokratischem Charme. Warum also der Umstieg? Soundmäßig die der Streetfighter wegen Euro 5+ sehr zurückhaltend geworden. Ein gutes Schnorcheln beim Ansaugen unter Volllast, im Vergleich zu meiner ultralauten Panigale kommt aber nur noch ein laues Lüftchen aus dem Auspuff (trotz 105 db eingetragenem Standgeräusch (das könnten auch sinnvollerweise 95 db sein, wenn sie nicht lauter klingt)). Hat mich aber irgendwie beim Fahren gar nicht gestört. Dagegen hatte ich das breiteste Grinsen im Gesicht, das man sich nur vorstellen kann. Ich bin eine typische Motorradstrecke in der Nähe von Starnberg vier Mal in beiden Richtungen gefahren und wusste danach, das Bike muss meines werden. Hervorragende Sitzposition (entspannt, aber gleichzeitig sitzt man gefühlt auf dem Vorderrad), ein irrer Druck bereits bei niedrigen Drehzahlen (die M braucht höherer Drehzahlen, sie fährt bis ca. 9.000 U/min recht linear, um darüber zu explodieren), noch agiler und handlicher als die M (obwohl nur diese Carbonräder hat) und äußerst vertrauenerweckend zu fahren.
Ich muss sagen, dass ich sehr überrascht war, wie einfach sich der Streetfighter fahren lässt. Die Zugänglichkeit war eigentlich ein oder das Merkmal der M, die Ducati steht dem aber in nichts mehr nach (das ist ein gewaltiger Sprung von meiner Panigale, die deutlich mehr Körpereinsatz braucht).
Die Bremse der M finde ich etwas besser, weil noch feiner dosierbar (an der Ducati ist die neueste Brembogeneration (Hypure) verbaut, die sich auch mit zwei Fingern bremsen lässt, aber mehr Kraft benötigt). Kupplung an der Ducati genauso wie an der M sehr leichtgängig; wenn man von der rupfenden Trockenkupplung der V4R kommt, ist das wie Warmwasserbaden für Schwangere. Auch langsam fahren geht mit dem Streetfighter gut, da ruckelt nichts, das ist in Summe für eine Duc sehr kultiviert und nervt nicht (anders als das frühere Hacken in die Kette bei niedrigen Drehzahlen).
In Summe ein völlig beklopptes Bike, das, wie alle Super Nakeds, den Führerschein in akute Gefahr bringt. Den Sound des V4 bei der Tuono Factory fand ich natürlich um Welten besser, aber ansonsten spielt der Streetfighter eine Liga höher. Kostet ja auch deutlich mehr. Apropos Kosten: V4S und M1000R Competition liegen ja preislich recht nahe zusammen. Die V4S hat die 3.0 Öhlins-Generation, was sicher ein Vorteil ist. Hingegen ist die M in den Details deutlich schöner gemacht: fast alles Carbon im Gegensatz zum schnöden Kunststoff beim Streetfighter. Auch die Frästeile bei der M sind sensationell gemacht. Im unmittelbaren Vergleich finde ich den Streetfighter daher etwas zu teuer, aber das ist bei rund EUR 28k dann auch fast schon egal.
Beides tolle Motorräder, aber die Ducati macht mich persönlich noch mehr an. Vermutlich kennt Ihr das auch: man fährt ein Motorrad Probe und könnte vor Freude unter dem Helm schreien. So ging es mir am Donnerstag.
In diesem Sinne einen schönen Sonntag!