der Off-Road-Bereich ist leider nicht unsere Baustelle
Ich dachte halt, da man bei dir auch TKC, Anakee, Tourance und selbst K60 bekommt...
es ginge mir eigentlich nur um den E-09 bzw E-010
Um die Geschichte der Freigaben zu verstehen, muss man glaub ich die Geschichte des Motorrades in einigen Bereichen verstehen.
Es war einmal, dass jemand einen Motor an ein Fahrrad schraubte.
Dann wurden verschiedene Verbesserungen an dem Fahrzeug gemacht und irgendwann hatte man dann tatsächlich eine Höllenmaschine mit 25PS.
Bei den Reifen konnte man sich mit einem Glisterhobel noch sein persönliches Profil ritzen.
So ging das dann lustig weiter, ohne dass allzu viel passiert wäre - schon gar nicht mir den Reifen.
Ende der 60er gab es dann eine Sensation. Honda brachte eine 750er mit unglaublichen 67PS auf den Markt.
Das "Powerbike" war geboren
Kawa zog kurze Zeit später nach und brachte die Z900 mit knapp über 80PS und Honda setzte mit der 1000er Gold Wing noch einen drauf. Die war damals tatsächlich als Sportmotorrad konzipiert.
Die Motorräder waren für die damalige Zeit sauschnell, nur war der Fokus eben auf der Entwicklung des Motors gelegen. Die Gabeln hatten das Format von Zahnstochern, statt Lager gab es schnell verschleißende Kunststoffbuchsen. Die Fahrwerke waren schlicht grottig.
Die Reifen hatten sich aber immer noch nicht großartig entwickelt. Das waren immer noch Asphaltschneider und die ohnehin "sensiblen" Fahrwerke dieser "Powerbikes" reagierten mitunter sehr nervös auf Veränderungen. Dazu reichte es schon, das "falsche" Profil geschnitzt zu haben.
Da die Leute die Power dieser Maschinen auch nutzte um schneller als 130 zu fahren, kam es dann in Folge zu vielen tödlichen Unfällen und man erkannte, dass der Reifen an diesem Thema nicht unbeteiligt war.
Manche Reifen ließen sich auf einem Motorrad fahren, mit anderen Pneus schaukelte sich die Kiste auf und es konnte zum Abflug kommen.
Wegen Produkthaftung legte der Gesetzgeber fest, dass man nur noch die in den Papieren stehenden Reifen fahren dürfe.
Bis dahin konnte man montieren was man wollte.
Wenn dann ein Hersteller einen neuen Reifen auf den Markt brachte, musste man mit einem Mustergutachten zum Tüv und musste diesen eintragen lassen. Da hatte so mancher einen Anhang an seinem Fahrzeugschein.
Das ganze gab es nur in Deutschland. In Frankreich war das alles kein Thema. Dort hatte man ja auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung.
So hatte ich dann auf meiner Honda XBR gedrosselt keine Reifenbindung, nach Entfernen der Drossel aber sehr wohl. Das selbe Motorrad mit unterschiedlicher Leistung hatte mal Bindung, und mal keine.
Irgendwann ging es mit der Reifenentwicklung los. Die Hersteller hatten ordentlich was zu tun. Inzwischen gab es mit der GPZ900 ein Mopped das tatsächlich 240 lief. Damals das schnellste Serienmotorrad der Welt. Motorradhersteller experimentierten mit unterschiedlichen Reifengrößen. So hatte die Kawa einer 120er 16 Zoll vorne und einen 130er 18 Zoll hinten. Lief sensationell toll geradeaus. Das ist jetzt knapp über 30 Jahre her.
Ende der 80er kam dann der Radialreifen auf den Markt. Inzwischen hatte Suzuki mit der GSXR eine völlig neue Gattung Motorrad auf den Markt gebracht und degradierte damit eine GPZ900 zur Tourenschwuchtel. Und immer mehr waren die Reifenhersteller gefordert. Die Entwickulngszyklen wurden immer kürzer, jedes Jahr kam ein neuer Reifen auf den Markt, der dann dieses oder jenes besser konnte.
Ich entsinne mich noch mit Grauen an den Michelin A/M 59X. Wie toll fuhr sich die Kawa, nachdem ich sie mit Metzeler ME 33/55 ausgerüstet habe.
Ich glaube auf Initiative der Reifenhersteller wurde dann die Freigabe eingeführt. Damit entfiel defacto die Eintragung, obwohl diese nach wie vor galt. Quasi als unbürokratische Ergänzung.
Und Dank EU ist jetzt Reifenbindung vom Tisch.
Heutig Fahrwerke sind tatsächlich deutlich stabiler und ich kaufe seit 15 Jahren die Reifen, die ich haben will. Meist haben sie ja auch eine Freigabe. Hin und wieder bin ich auch mal Mix Bereifung gefahren, weil man gerade keinen anderen Reifen im Ausland bekommen hat. War alles problemlos. Aber waren auch Radialreifen.
Aber anstatt, dass eine klare Regelung gefunden wird und damit Rechtssicherheit, kommt es zu Vorfällen wie von Bodo beschrieben.
Auf der anderen Seite bin ich jetzt 2 verschiedene Sätze Reifen auf einer KTM 690er Enduro gefahren. Beide freigegeben und mit keinem traue ich mich schneller als 125, weil sonst die Kiste anfängt zu rühren und zu pendeln. Ich ging bei 135 auf der Autobahn davon aus, jetzt zu stürzen. Klar sind das Grobstoller. Aber freigegebene Grobstoller. Die theoretische Höchstgeschwindigkeit von 170 wird das Mopped bei mir sicher nicht erreichen.
Gruß, Florian