German Twin Trophy 2025 - Event 3 - Most (CZ)
Nach dem etwas durchwachsenen Wochenende in Oschersleben war ich in der Zwischenzeit damit beschäftigt, das Motorrad wieder in Schuss zu bringen. Die Linkpipe ging zum Auspuffklempner Wolfgang Brychta. Der hat das Teil innerhalb einer Woche zu einem fairen Kurs wieder aufgearbeitet. Außerdem brauchte ich eine neue Heckverkleidung und einen neuen Schalter für das Regenlicht. Der alte hat den Sturz leider auch nicht überstanden. Die Verkleidung passte mehr schlecht als recht, weil der Heckrahmen doch ziemlich krumm ist. Den muss ich im Winter nochmal austauschen.
In Most angekommen, hatte ich am Freitag noch drei Trainingsturns gebucht. In der langsamsten Gruppe fuhr ich mehr oder minder Slalom. Allerdings wurde ich in der Pause nicht umgruppiert, denn in Most gab es Stromausfall und kein durchgängiges Livetiming! Bis nach Prag hatte wohl ein großer Teil Tschechiens keinen Strom. Unser Glück: Das Wohmobil an der Basis hatte einen Wechselrichter und die Reifen blieben warm. Technisch schien auch alles zu funktionieren, sodass ich für Samstag relativ optimistisch für eine ordentliche Platzierung war.
Qualifikation
Die Quali lief aus technischer Sicht gut. Auf fahrerischer Seite hat es etwas gehapert. Wenn ich jetzt Profi wäre, würde ich es darauf schieben, dass ich im Q1 erstmals mit Pirelli SC1 gefahren bin, aber es wäre gelogen, wenn ich einen echten Unterschied zum V02 bemerkt hätte

Ich habe keine wirklich gute Runde zusammenbekommen und hielt nur bei einer 1:48.886. Ich war mir sicher, dass da noch einiges drin war, aber irgendwo hatte ich immer einen dicken Schnitzer drin. Auf P4 fehlten 0,7 Sekunden.
Daher hatte ich mir für das zweite Qualifying etwas mehr vorgenommen. Auch hier fühlte ich mich zwar grundsätzlich nicht total schlecht, aber irgendwie wollte es nicht so recht "Klick" machen. Auf meiner besten Runde dann das Problem: Rotes Warndreieck, Moped zu heiß, Leistungsverlust... Trotz Cool-Down-Runde war nichts mehr an Verbesserung herauszuholen.

Ich beendete die zweite Session zwar auf Position 6 mit nur 3 Zehnteln Rückstand auf P4, aber habe mich dummerweise in der Rundenzeit nicht verbessert, sodass es bei Position 7 für die Startaufstellung blieb. Vor dem Rennen füllte ich nochmal Kühlwasser auf, entlüftete erneut und hoffte, das Problem mit der Temperatur würde sich legen.
Rennen 1
Es kam also mal wieder auf einen guten Start an, um nicht im Dschungel festzuhängen. Gesagt, getan. Nach wenigen Metern war ich vor bis auf Platz 3, gleichauf mit Fabio Urgese und bog in die erste Kurve ein. Vor dem Matadorbogen quetschte sich Frank Schumacher mit einem sehr optimistischen Bremsmanöver vorbei. Ich hätte am Matadorbogen kontern können, wollte aber nicht unnötig Zeit verlieren, um mich vom Mittelfeld abzusetzen. Das gelang in den nächsten Runden auch ganz gut. Auf P4 liegend dann jedoch das besch... Szenario in Runde 4 - Rennabbruch. Denn das bedeutete: Neustart entsprechend der ursprünglichen Startaufstellung.
Also nochmal von vorn. Wieder top Start bis vor auf P4, in Kurve 1 außen an Frank Schumacher vorbei auf Platz 3. Gegen die Duc Dickel Aprilia war in der Anfahrt zur Senke dann aber nichts auszurichten und Frank fuhr vorbei. Nach einiger Zeit dann wieder Überhitzung und etwas Leistungsverlust. Sch... Ich versuchte mit etwas Shortshiften die Temperatur wieder ins Fenster zu kriegen, doch das misslang. Stattdessen wurde ich von Rolf Kaben aufgeschnupft und musste mich Theo Liebig erwehren. Zwar konnte ich einen Versuch auf der Bremse in die Schikane abwehren, aber schon in der nächsten Runde war es an gleicher Stelle passiert. Mit der etwas waidwunden RS war nix zu machen. Stattdessen musste ich Platz 6 nach Hause fahren und wurde fast noch von R7 Pilot Johannes Gauerke erwischt. Aber vor einem Jahr wäre Platz 6 für mich noch ein Grund zum Feiern gewesen, also mal den Ball flach halten
Rennen 2
Um der Überhitzung entgegenzuwirken, entfernte ich am Morgen noch das Kühlerschutzgitter. Vor unserem Rennstart dann eine sehr unschöne Szene im MZ Cup, die mich fast dazu brachte, gar nicht anzutreten. In der vorletzten Kurve stürzte jemand und blieb reglos liegen. Genau in Sichtweite von unserem Basislager. Die ganzen 2-3 Minuten, bis alle Motorräder von der Strecke waren und der Arzt vor Ort war, rührte er sich nicht, lag in sehr unnatürlicher Position. In den folgenden 35-40 Minuten kam immer mehr medizinisches Personal, der Fahrer rührte sich weiterhin nicht... Wir dachten alle das Schlimmste und wurden bis zum Abtransport im Hubschrauber auch keines Besseren belehrt. Mittlerweile wissen wir, dass es "nur" gebrochene Rippen und Schlüsselbein sind, aber das saß tief. Zum Glück kamen ein paar Freunde vorbei, die mich gut ablenkten, sodass ich an den Start ging.

Am Start hätte ich fast zu früh gezuckt. Denn die Ampel war sehr lange rot und zu allem Überfluss fuhr Theo Liebig vor mir zu früh los. Was sich im ersten Moment nach fast eine Sekunde zu früh anfühlte, stellte sich zwar im Nachgang als Frühstart um 0,2 Sekunden heraus, aber Theo zeigte sich sogar selbst bei der Rennleitung an.
Ich kam daraufhin nicht ganz so gut weg wie im ersten Lauf, aber durch einen Verbremser von Frank Schumacher war ich nach Kurve 2 trotzdem auf Platz 4. In Kurve 4 überlegte ich kurz, Theo Liebig anzugreifen, der sehr früh auf der Bremse war, steckte aber doch zurück. Ich wollte mich mit Theo in keine Scharmützel verstricken, da er sowieso eine Zeitstrafe kriegen würde für den Frühstart. Schnell merkte ich, dass ich mit den dreien da vorn nicht mithalten kann. Auf Start Ziel in Runde 2 ging dann auch Frank Schumacher vorbei, sodass nun ein relativ einsames Rennen für mich begann. Ich versuchte nur, den Abstand zu Theo nicht zu groß werden zu lassen, um von einer Zeitstrafe zu profitieren. (Ich wusste nämlich nicht, ob es 20 oder 30 Sekunden sein würden)
So fuhr ich das Rennen ehrlicherweise im Endurance-Modus auf 90-95 Prozent. Irgendwann schaute ich mal nach hinten und sah viel Abstand, also konnte ich das Rennen ruhig managen. In Runde 4 dann das Unvorstellbare! Frank Schumacher rollte Ende Start/Ziel mit Rauch aus dem Auspuff aus. Das sah verdächtig nach Motorschaden aus. "Wenn ich jetzt einfach nur bleibe, wo ich bin, gibt das ein Podest!"Und so war es am Ende auch. Ich konnte das Motorrad ohne Überhitzung relativ gemütlich ins Ziel rollen und sackte die 16 Punkte für den dritten Platz ein.
So kann es hochmotiviert in die vierwöchige Pause bis zum Event in Assen gehen. Dort steht vermutlich neben der geilen Strecke und beiden Rennen am Samstag auch die Meisterfeier für Seriensieger Fabio Urgese an. Ich freu mich jetzt schon drauf!