Event Nummer 3 der GTT in Assen am 12./13.07.2024
Hach, endlich mal Assen. Davon hatte ich schon lange geträumt. Die Strecke ist so selten für reguläre Trackdays freigegeben und war mir für die jeweiligen Events immer etwas zu teuer. Dass die Kathedrale nun als Teil der GTT im Kalender für 2024 war, kam mir also sehr gelegen. Einziges Problem: Wie schon am Nürburgring keinerlei Streckenkenntnis.
Anders als bisher hatte ich diesmal sogar Unterstützung in Form meiner Verlobten mit dabei. Wir reisten am Donnerstagabend an, luden alles ab und machten das Lager startklar. Anschließend fuhren wir - so richtig klischeehaft für einen Holland-Aufenthalt - mit Fahrrädern in die Stadt und dort in ein AirBnB. Sehr zu empfehlen. Waren ca. 10 km, die sich aber über die "Fahrrad-Autobahnen" wirklich zügig erledigen ließen.
Freies Training
Anders als bei den bisherigen Rennwochenenden gab es in Assen ein freies Training vor dem ersten Zeittraining. Darauf hatte ich mich schon sehr gefreut, denn so lässt sich die Strecke mal ohne den Stress erkunden, gleich eine Rundenzeit raushauen zu müssen. Doch beim ersten Einbiegen in die Schnecke, also die erste Links vor der Gegengeraden, merkte ich heftige Vibrationen und rollte nun locker um den Kurs. Ich hätte schwören können, die Vibration kommt von vorn, konnte aber nichts am Rad sehen. Am Gas war nämlich alles unproblematisch, auf der Bremse hingegen schüttelte sich die Gute. Ich rollte noch eine Runde um den Kurs, um zumindest mal den Weg kennenzulernen, bog dann ab in die Box.
Die Ursache? Mir ist der Reifen entweder von der Flanke gerutscht, oder war nach dem Montieren (entgegen meiner paranoiden Prüfung) doch nicht richtig reingeploppt. So oder so: Glück gehabt. Aufgrund des unguten Gefühls habe ich den Reifen direkt abgezogen, einen neuen Hinterreifen aufgezogen und den vor dem ersten Zeittraining montiert.
1. Zeittraining
Der Wetterbericht machte richtig Mut. Vor allem in meiner Situation mit zwei Runden Streckenerfahrung. Denn es sollte kurz nach Trainingsbeginn regnen. Und zwar auch genug, als dass die letzten Runden vermutlich richtig nass werden könnten.
Die ersten paar Runden liefen direkt ordentlich. Ich fühlte mich wohl auf dem Motorrad, konnte die Strecke peu à peu kennenlernen und wurde Runde für Runde schneller. Dann setzten allmählich die ersten Tropfen ein. Doch der Regen hatte keinerlei Einfluss auf die Streckenbeschaffenheit. Somit konnte ich die gesamte Session nutzen und meine Zeit kontinuierlich herunterschrauben. Das war zwar weiterhin noch weit weg von irgendwelchen Limitierungen, aber das Ergebnis dürfte vermutlich keine Voll-Kastrophe werden.
Zurück in der Box hörte ich das Ergebnis und hielt das für einen Scherz. Meine Rundenzeit lag bei 1:58.770. Das waren natürlich Welten, die mich von Felix Kauertz mit 1:51.077 trennten, aber trotzdem bedeutete das Position 6! Abzüglich des Gaststarters also sogar technisch gesehen Rang 5. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
2. Zeittraining
Wie erwartet, war das zweite Zeittraining nass. In Ermangelung eines zweiten Felgensatzes hieß das also, abermals Reifen umziehen. Ich probierte auf der völlig verregneten Strecke einige unterschiedliche Linien aus, wollte aber nicht riskieren, in der wertlosen Session das Motorrad hinzuschmeißen. Daher ging ich auch nicht auf Zeitenjagd, war mit einer 2:19 unter ferner liefen, aber fühlte mich dennoch ganz optimistisch, nicht völlig durchgerecht zu werden.
Warm-Up
Der Wetterbericht sagte vorher, Rennen 1 wäre trocken, Rennen 2 nass. Im Warm-Up war die Strecke allerdings feucht und nicht wirklich nass. Daher entschied ich mich, die zehn Minuten abzuschenken, um nicht Gefahr zu laufen, meinen hinteren Regenreifen schon im Warm-Up zu killen.
Rennen 1
Circa 30 Minuten bevor Rennen 1 starten sollte, begann es heftig zu schütten. Die Strecke war vom Wolkenbruch binnen weniger Minuten komplett geflutet. Also wieder Reifen wechseln... Ich muss gestehen, es kam ein bisschen Nervosität auf. Und in all der Hektik habe ich auch vergessen, die GoPro zu montieren, sodass Lauf 1 leider ohne Videomaterial blieb.
Am Start kam ich wieder mal sehr gut weg. In Turn 1 übernahm ich direkt Position 3! Unglaublich. Doch mir schwante Böses... Stück für Stück zogen immer mehr Bikes an mir vorbei. In Runde 1 z.B. Ludger Schnietz, in Runde 2 dann Kristoffer König. Mein größtes Problem wurde allerdings schnell die Sicht. Im Rennverlauf nahm der Regen immer weiter zu und mein Visier beschlug immer mehr. Teilweise liefen richtige Bäche über die Strecke. Vor allem der schnelle Rechtsknick (Meeuwenmeer) auf die vorletzte Gerade geriet immer mehr zur Mutprobe. Gegen Ende habe ich nicht mal mehr die Strecke gesehen, sondern nur die Schilder und LED Boards neben der Strecke. Selbst die Kurbs konnte ich nur noch erahnen. So war an schnelles Fahren nicht mehr zu denken. Ich rutschte irgendwann bis auf P11 zurück. Trotzdem war ich mit der Pace mit einer 2:06.7 ganz zufrieden. Auf die schnellsten Jungs fehlten mir damit "nur" fünf Sekunden.
Ich fragte mich allerdings in der letzten Runde - es hagelte mittlerweile - wieso hinter dem dem Meeuwenmeer das LED Board grün leuchtete. Auf der Auslaufrunde sah ich dann, dass Andreas Braun und Lorenz Rothärmel dort neben der Strecke lagen. Die Sicht war also so schlecht, dass ich den Sturz des 7-8 Sekunden vor mir fahrenden Lorenz nicht mal bemerkt, geschweige denn gesehen hätte... Irre! Hieß aber im Umkehrschluss: Abzüglich Gaststarter mit Platz 8 mal wieder ein Top 10 Ergebnis!
Rennen 2
Nun... es sah so aus, als würde Lauf 2 klar trocken werden. Also wieder Reifen wechseln. Das Bike war präpariert, doch etwa eine Stunde vor unserem geplanten Rennstart kreiste der Rettungshubschrauber über der Strecke. Was war passiert? Der Lumpensammler erlitt wohl einen Herzinfarkt und musste an der Strecke reanimiert werden. Wie wir mitbekamen, wohl auch zum Glück mit Erfolg.
Dadurch verschoben sich allerdings die Rennen nach hinten. Der Blick auf den Wetterbericht machte mir auf's Neue Sorgen... Eigentlich waren nur 0,5 - 1,0 Liter / qm während der neuen Rennzeit vorhergesagt. Es sah auch lang nicht danach aus, als würde überhaupt was runter kommen. Doch dann ging es los... Die ersten Rennen vor uns starteten wieder. Teilweise auf Regenreifen, teilweise auf Slicks. Niemand war so richtig sicher, was zu tun war.
Doch am besten trafen es diejenigen, die Regenreifen eingesteckt ließen. Fünf Minuten vor Öffnung der Boxengasse fing es so richtig an zu regnen... Also musste ich den Call machen und wechselte mit Unterstützung von Verlobter, Nachbarn und Versehrten abermals die Reifen. Ich wäre leihweise mit einem Trocken-Radsatz eines lieben Nachbarn ins Rennen gegangen und musste nur die Räder wechseln, statt die Reifen umziehen. Doch es reichte nicht mehr, um den Startplatz einzunehmen.
So ging ich aus der Box dem Feld hinterher und fuhr mich in der Folge von P27 bis auf P14 vor. Ohne ein Zugpferd wollte sich aber nicht das gleiche Vertrauen wie in Lauf 1 einstellen, daher war ich drei Sekunden langsamer unterwegs, bei eigentlich sogar besseren Bedingungen. Immerhin gab es mit P14 allerdings noch zwei - vielleicht wichtige - Punkte für die Gesamtwertung. Vor Schleiz stand ich somit auf Position 8 der GTT Wertung.
Danke an Kevin Huttinga für die Fotos!