Hier nun das angekündigte zweite Rennen aus Schleiz.
Eigentlich wurde das Rennen schon zur Mittagszeit gestartet. Allerdings gab es in der ersten Runde einen Crash mit mehreren Beteiligten vor der Kohlbachschikane. Ein Fahrer verkeilte sich mit seinem Bein zwischen Heck und Hinterrad der SV von (Mit-)Organisator Björn Ritter. Das Rennen wurde sofort abgebrochen. Der betroffene Fahrer musste per Hubschrauber abtransportiert werden, ist aber wohl auf dem Weg der Besserung.
Somit wurde der Rennstart auf 17 Uhr verschoben. Zu dieser Zeit mussten einzelne Starter jedoch schon abreisen, sodass 23 Meisterschaftsteilnehmer + 1 Gaststarter in Lauf 8 der Saison gingen.
Wieder mal erwischte ich einen sehr guten Start, auch wenn ich für einen Sekundenbruchteil im Drehzahlbegrenzer des 1. Gangs landete. Doch zumindest Michael Gengelbach und Andreas Braun konnte ich für Platz 8 vor der ersten Kurve hinter mir lassen.
Für Lauf 2 hatte ich mir besonders den Ausgang der Kohlbachschikane als verbesserungswürdigen Punkt ausgeguckt. Das sollte später auch besser klappen als noch im erste Rennen.
Gegen Ende der ersten Runde musste ich - erwartungsgemäß - Andreas Braun in der letzten Schikane wieder ziehen lassen. Zwar konnte ich mich nicht wirklich "dranhängen", dafür war er zu schnell, doch ich kam mit Fabio Ballabene ganz gut mit. Das kam insofern überraschend, als dass Fabio in Lauf 1 eine gute Sekunde schneller pro Runde war als ich. Sollte also noch was nach vorn gehen?
Schon in der ersten fliegenden Runde lag ich mit 40.5 unter meiner schnellsten Runde aus Lauf 1. Ich sprach mir auf Start-Ziel in den nächsten Umläufen selbst Mut zu. "Bleib dran, den kriegst du!"
In Runde 3 war ich erstmals unter der magischen 1:40er Schallmauer mit einer 39.8. Es folgten 39.4 und 39.1 - jetzt war ich dran! Sogar in der Seng wurde ich Stück für Stück schneller. In der siebten Runde erwischte Fabio vor mir die Linie für Kurve 4 hinter dem Buchhübel nicht richtig. Das war die Gelegenheit! Ich musste mich nur ideal für ein Ausbremsmanöver vor der Kohlbachschikane positionieren. Denn dort war ich sicher stark genug auf der Bremse.
Unmittelbar davor musste ich allerdings schon etwas Mut zusammennehmen. Denn die lackierten Rasengittersteine, die in der Rechts-Links-Kurve vor der Bremszone neben der Straße verlaufen, waren vom Regen am Nachmittag vermutlich noch spiegelglatt! Das hatte ich schon im ersten Zeittraining leidlich erfahren müssen, als mir Richtung Start-Ziel auf dem Kurb einmal so richtig der Ar... auf Grundeis ging. Das Wasser stand dort in den Zwischenräumen und trocknete elendig langsam. Wer drüber fuhr, zog sofort richtige Gischt hinter sich hoch. Allerdings musste ich, direkt hinter Fabio, mein Motorrad möglichst weit links positionieren, um das Überholmanöver zu setzen. Also allen Mut zusammengenommen, blind mit Vollgas eingelenkt und das Beste gehofft...
Was soll ich sagen? Es hat geklappt! Ich konnte mich daneben setzen, bremste Fabio aus und war vor auf Platz 9. Im Video steht zwar P8, allerdings ist mir beim Schnitt eine Sache durchgegangen. Doch dazu gleich mehr.
Anschließend konnte ich eine kleine Lücke zu Fabio auffahren. Ich fuhr noch eine 39.3 und 39.5 und war erstmal halbwegs sicher. Doch in Runde 10 überbremste ich die Vorderachse Richtung Haarnadel und ging weit. Dort verlor ich über eine Sekunde und ließ es ab dann etwas ruhiger angehen. Denn nach vorn war nichts mehr zu holen. Jens und Andy waren schon zu weit weg.
In der darauffolgenden Runde sollte dann des einen Freud des anderen Leid sein. In der Schikane vor Start-Ziel stand nämlich Ludger Schnietz in der Auslaufzone! Jetzt also gab es Platz 8 "geschenkt"! Da Ludger schon am Nürburgring durch einen Bruch der Kurbewelle technisch bedingt ausfiel, hatte ich in seinem Sinne schon befürchtet, die Suzuki hätte wieder nachgegeben. Doch der Grund war profaner: Ludger ging der Sprit aus!
Somit konnte ich am Ende mit 2,8 Sekunden vor Fabio die RS auf Platz 8 ins Ziel bringen. Ich war vollkommen fertig, aber glücklich. In beiden Rennen hatte ich tolle Fights, konnte mich auf ein ordentliches Niveau steigern und kann am Ende von zwei Tagen Schleiz sagen:
Wer die Möglichkeit hat, in Schleiz Motorrad zu fahren, der sollte das dringend tun, solange es noch möglich ist. Die Strecke ist einfach unglaublich. Hier muss ich unbedingt wieder her! Sich Stück für Stück in der Seng mehr zuzutrauen, immer schneller hindurchzufahren, ist eine wahnsinnige Challenge. Die Vorfreude war definitiv berechtigt und es war wirklich das Saisonhighlight bisher!