Fragen an die Fahrwerksprofis

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Moin @Kurvenguide,

hab die Tuono heute mal ne Stunde ausgequetscht im Straßensetup. Ist ganz nice, aber du hast mich richtig eingeschätzt: Ein Ticken mehr Präzision, Stabilität und Feedback wäre doch wünschenswert. Der Komfort ist aktuell noch mehr als genug, auch mit den S22. Deshalb werde ich bei der nächsten Ausfahrt das Race-Setup testen, einfach um den Unterschied zu fühlen. Hinsichtlich der Gabel hab ich keinerlei Fragen, aber beim Federbein bin ich mir in einem Punkt nicht ganz sicher:

Zur Erinnerung:
Federbein Druck | Straße: 15 Klicks | Race: 9 Klicks
Federbein Zug | Straße: 17 Klicks | Race: 3 Klicks

Da ich die Zugstufe am Federbein schwer "erfahren" kann und in der Hinsicht etwas blind bin, spiele ich mit dem Gedanken, Zug auf Straße (17 Klicks) und Druck auf Race (9 Klicks) zu stellen und frage ich mich, ob das "unausgeglichen" werden kann. Ich weiß, im Zweifel lieber etwas zu wenig Zug und etwas zu viel Druck. Und weshalb manche die Zugstufe auf der Renne so zuknallen und weshalb du anderer Ansicht bist hängt mir noch im Kopf. Aber 8 Klicks Unterschied hören sich nach viel an. Ich denke zwar nicht, dass das in der Theorie ein Problem ist, aber was meinst du? Ich sehe 3 Optionen:

1 - Zugstufe auf Straße lassen (17 Klicks).
2 - Zugstufe nur 1-3 Klicks schließen (16-14 Klicks), um es wenigstens etwas angepasst zu haben.
3 - Zugstufe um den selben prozentuellen Anteil schließen wie die Druckstufe (ergibt rechnerisch 10 Klicks). Das klingt für mich zwar in der Fahrpraxis nach Unsinn, an dem ich mich nicht zu orientieren brauche, aber könnte ein theoretischer Grenzwert sein, den ich beim Rumspielen nicht überschreite. Denn auf die 3 Klicks will ich definitiv nicht runter.

Natürlich ist das Beste, es einfach mal auszuprobieren, aber mich interessieren deine Gedanken in der Theorie dazu.


Servus, @desMo_.

Ich weiß nicht genau was du "suchst".

Irgendwas reindrehen, nur weil es eine schriftliche Empfehlung dafür gibt!?
Gibt es denn einen Grund, warum DU hinten soviel Zugstufe brauchst?

Ein individuelles FW findet man nur durch analytisches Vorgegen. Alles Hin&Her drehen bringt da nix.

Ich weiß wie groß der Verstellbereich bei Öhlins meistens ist. Also, von "voll offen" = "Sänfte", wirklich sehr soft.
Bis "voll zu" = "Eisenstange", extrem straff!
So ist es MIR ein Rätsel, warum man nur 3 Klicks offen Zugstufe am Federbein bräuchte!?
Aber, das ist meine Welt......vllt weißt du ja warum du das brauchst.

Der Satz war aber schon ernst gemeint, nicht nur, weil er sich gut anhört, oder er öfter zu lesen ist.
"Zugstufe nur so viel wie nötig, so wenig wie möglich".....
Heißt praktisch, Zugstufe ist eigentlich schlecht, macht nix besser, beruhigt nur. Also nur soviel "Beruhigung" wie du wirklich brauchst.

Übliches Problem, Grund!
Nehmen wir an, du hast an deinem Federbein Zugstufe 1-10. 1 ist sehr soft, fast keine Zugstufe. 10 ist straff, FB federt nur noch sehr zäh aus.
Wenn du deinen Reifen "fragen würdest", welche Zugstufe er für optimalen Grip bräucht.....wird er "irgendwas mit 2 oder 3" antworten.
Bei den allermeisten Fahrern, wirst du zum "besten Grip-Gefühl", eine Antwort von >5 bekommen, je nach Gusto.
Heißt.....der Reifen würde mit deutlich weniger Zugstufe sehr gut zurechtkommen. Alles was "mehr an Zugstufe" ist, VERSCHLECHTERT das Grip-Verhalten des Reifens.

Zugstufe ist wie Beruhigungs-Medikament fürs FW, Schlafmittel, Beta-Blocker....zum Rühigstellen. Nicht um zu "gesunden".

Es ist nicht wirklich gut, für den Reifen und dessen Gripverhalten, wenn du dein FW so hart machst, das es fährt wie ein Holzbalken.
Oft ist es aber die Standard-Reaktion, wenn das Moped irgendwas macht, was sich nicht gut anfühlt.....wenn man dann einfach zudreht, macht es das sicher nicht mehr!

Man stellt das FW lieber ruhig, als das wirklich Problem (Fahrfehler, ausserhalb der Balance, Federate .....) zu finden......ODER....sich an ein Fahrwerk mit Bewegung zu gewöhnen und es lesen zu lernen.

Auch ein Problem vieler Rennfahrer-Talente.
In den kleinen Meisterschaften fallen sie durch Speed auf und brauchen ein FW das direkt, flink, HART ist. Um die Sachlage zu verstehen, besser reinzukommen, direkter die Talent-Instinkte anzusprechen.

Kommen sie dann in die größeren Meisterschaften, wo die Renn-Dauer wesentlich länger sind, kommen sie nicht mehr zurecht, weil ihr hartes FW die Reifen viel zu schnell vernichtet.

Wenn du meinst, du musst so eine straffe Zugstufe hinten fahren.....OK.

Die große Herausforderung für FW-Abstimmen ist es, ein möglichst weiches FW zu machen, das trotz Bewegungen, sich satt und sicher anfühlt, immer in Feder - & Dämpfer-Kraft in Balance bleibt und sich deshalb sportlich-stabil anfühlt. Auf der LS ist diese Herausforderung umso größer und wichtiger.

Ein FW einfach zudrehen, bis sich nix mehr ungewollt bewegt, kann jeder (ok, fast jeder).
 
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Moin mein Lieber, ich glaube dass da ein Missverständnis vorliegt. Oder ich hab dich falsch verstanden :) die Race Vorgabe von Aprilia (ich weiß, hat keine Allgemeingültigkeit) ist bei Zugstufe Federbein alles zu bis auf 3 Klicks und genau das möchte ich ja vermeiden. Ich möchte zwar das Race-Setup testen, einfach mal um den Unterschied zu spüren, aber ohne die Zugstufe am Federbein so radikal zuzuknallen wie Aprilia es vordichtet. Deshalb die Frage, wie du da vorgehen würdest, wenn ich die Druckstufe entsprechend anpasse aber die Zugstufe nicht, weil die beiden dann einige Klicks auseinander wären.

Was ich suche ist einfach nur etwas mehr vom ruhig-straffen, präzisen. Am Besten ist, wie du und Zillo erwähnt habt, es einfach mal zu erfahren :) das Ergebnis liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen Straße und Race.
 
Moin mein Lieber, ich glaube dass da ein Missverständnis vorliegt. Oder ich hab dich falsch verstanden :) die Race Vorgabe von Aprilia (ich weiß, hat keine Allgemeingültigkeit) ist bei Zugstufe Federbein alles zu bis auf 3 Klicks und genau das möchte ich ja vermeiden. Ich möchte zwar das Race-Setup testen, einfach mal um den Unterschied zu spüren, aber ohne die Zugstufe am Federbein so radikal zuzuknallen wie Aprilia es vordichtet. Deshalb die Frage, wie du da vorgehen würdest, wenn ich die Druckstufe entsprechend anpasse aber die Zugstufe nicht, weil die beiden dann einige Klicks auseinander wären.

Was ich suche ist einfach nur etwas mehr vom ruhig-straffen, präzisen. Am Besten ist, wie du und Zillo erwähnt habt, es einfach mal zu erfahren :) das Ergebnis liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen Straße und Race.


Was ich machen würde?

Wenn ich überhaupt nicht wissen würde was ich machen sollte.

Vorspannung enstprechend der Empfehlungen reindrehen, wenn es schnell gehen muß.

ODER

Durchhänge ausmessen und dann "Mit Fahrer-Negativfederweg".
Straße: Vorne 36-40mm / Hinten 32-36mm
Race: Vorne 32 -36mm / Hinten 30-34mm

Druckstufe einfach so wie Empfehlung, oder etwas straffer.

ZUGSTUFE wird jetzt etwas kompliziert!
Kannst du das "GABEL-Drücken mit selbstständigen Entspannen"?
Ja? -> Street: Zugstufe der Gabel so einstellen, das Gabel, nur 1x leicht nachschwingt. Sprich, oben ankommt und NUR 1x nachschwingt.
Race: Zugstufe so einstellen, das sie genau "On Top" stehen bleibt!

UND DANN
Das Moped zentrisch drücken!
Dabei sollte Heck genausoschnell hochkommen wie die vorher eingestellte Gabel. Mit Street und/oder Race!
Das nennt man "In Balance bringen"!




Diese Videos sind NUR als Verdeutlichung gedacht, weil es eben so schwer ist, es richtig zu machen und zu beschreiben.
Es gibt viele Videos darüber.....

Also
Vorspannung nach Ausmessen.
Drucksstufe nach Empfehlung oder etwas straffer.
Zugstufe entsprechend nach "Drücken"...oder ....nach Vorgabe, aber etwas weniger straff. Nur "die Hälfte" zudrehen, klingt nicht ganz falsch.


Ich will jetzt ungern eine Diskussion / Erklärung über, das Erkennen oder die Problem/Symptome bei Zugstufe "zu soft" und "zu straff" eröffnen.
Weil es sehr individuell und sehr erfahrungs-lastig ist....wäre endlos.

Aber......wenn ein Moped nahezu perfekt alle Kurven fährt und man findet es supertoll, aber nur solange es einen sehr ebenen, ruhigen Belag gibt, vor allen ohne Wellen & Kompressionen.

Wird es, bei Wellen und Unebenheiten mit deutlichen Fahrwerksbewegungen (keine Kanten oder Aufbrüche) , IN SCHRÄGLAGE semioptimal, das Mooed fängt an zu taumeln, wird unruhig, eiert, ......wirkt nervös......ist sehr oft der Grund in der Zugstufe zu finden, die nicht "in Balance" (Vorne/Hinten) ist.
Sprich....in Schräglage agieren Front und Heck unterschiedlich schnell beim Ausfedern, das erzeugt IMMER ein Taumeln in Schräglage!
Keine Wellen, Kompressionen, Kuppen....in Schräglage und alles ist gut!?
Aber kaum kommen diese dazu, IN SCHRÄGLAGE und prompt wird es taumelig, nervös, unruhig.....ist es fast immer die Balance der Zugstufe, welche nicht passt, ungleich ist.
Man kann dann versuchen, die Balance herzustellen...ODER....so wie meist. Es sich einfach machen, diese vorne & hinten straff zudrehen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Haja Perfekt, an genau dem Punkt bin ich wie oben beschrieben gerade. Vorspannung aktuell noch nach Vorgabe und ich will nur die Druckstufe minimal erhöhen. Werde ich testen und Richtung Sommer dann nochmal mit den angepassten Negativfederwegen, merci :)
 
Motoplex
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