Nachdem ich alle Mai-Feiertage im Rennboot auf dem Wasser und zwei Wochen Urlaub in New York und Friesland (NL) verbracht hatte, konnte ich gestern den letzten Urlaubstag nutzen, um endlich mal wieder die Tuono rauszuholen und mit meinem Dad die erste(!) zünftige Moselrunde des Jahres zu drehen. Straßen total leer, die Tuono gierig nach jeder Kurve, Sonne satt und auch noch ne neue geile Strecke entdeckt: Was will man mehr?
Außerdem hat die V4 Nachwuchs in der Familie bekommen, denn mein Dad hat sich einen Baby-Thunfisch zugelegt, ihn gestern aus der 1.000er geholt und ist total happy damit. Abgesehen vom Durchzug am Kurvenausgang kommt sie gut mit, im engen Kurven-Nirvana kann sie ihren Handlingvorteil ausspielen. Klang ist definitiv kerniger als bei der RS, zumindest wenn ich meine Probefahrt von damals vergleiche. Ich muss gestehen, ich fand die RS damals brustschwach und rappelig, den Klang ziemlich dürftig. Werde die kleine Tuono bald mal testen, mein Dad würde nicht von ihr schwärmen, wenn sie sich wie die RS geben würde. Das Konzept an sich ist genial umgesetzt, immerhin hat sich mein Dad aufgrund des Handlings und Fahrwerks gegen eine Street Triple R entschieden, obwohl deren Motor laut seiner Aussage "einfach nur Sahne" war.
Etwas mehr als 350 km sind es gestern geworden, geil war's.
PS: In Manhattan waren natürlich auch einige Motorräder unterwegs. Zwar keine Aprilias, aber u.a. ne ziemlich offene R1, die morgens durch den Commute an mir vorbeibrüllte. Auch ne vollausgestattete dicke GS war auf großer Tour im Großstadtdschungel. In den USA und selbst im eher linken New York City ist Motorenlärm wohl so gar kein Thema. Nicht nur, dass dort diverse dicke Ami-V8 oder getunte japanische Sportwagen ziemlich laut um Aufmerksamkeit buhlten, auch so gut wie jedes Zweirad, selbst die Roller, waren ordentlich laut. Die Fahrweise ist teilweise echt wild, aber wer fleißig Spuren wechselt und Lücken springt, kommt natürlich weit vor den ganzen Autos voran. Und zur Not gibt es inzwischen ja Fahrrad-Spuren
Jedenfalls war ich ein bisschen der spießige Deutsche, wie ich halb amüsiert, halb betäubt und leicht kopfschüttelnd die Lärmorgien zur Kenntnis nahm. Die New Yorker runzeln nicht mal die Stirn, egal wie laut oder rasant da jemand vorbeiknallt. Einfach irre! Aber irgendwie auch symphatisch unaufgeregt. Den Vogel abgeschossen hatte ein voll-tätowierter Typ in sommerlichem Freizeitoutfit, der seine Ducati V4 Streetfighter irgendwo in der Nähe des Greenwich Village über ne Kreuzung sliden ließ und dann im Powerwheelie davon schoss. Hätten auch die Dreharbeiten für John Wick sein können.
Irgendwie kommen mir da die deutschen Diskussionen über autofreie Städte, Tempolimits und Streckensperrungen, weil zu laut, arg provinziell vor. Ohne den träge dahin fließenden Verkehr bis zum Horizont, dem daraus resultierenden Grundrauschen und gelegentlichen Gehupe und Geheule der Polizei- und Feuerwehrsirenen wäre New York City undenkbar und es trägt zu dem weltstädtischen Eindruck der Stadt, die niemals schläft, bei. Wer Ruhe wie im Dorf will, soll auch dort hinziehen, aber nicht im Zentrum von Großstädten leben und die Idylle erwarten.
Abendliche Rush Hour auf der 7th Avenue. Ausreichend Platz für einen engagierten Slalomritt mit dem Motorrad