Vor 12 Jahren standen wir vor unserer 3 Sardinienreise.
Zuvor hatten wir aber noch ein Treffen im Trentino mit rund 50 Leuten. Mitgenommen wurde ein junger Mann aus dem Hessischen. Der Dialekt in seiner Region ist ein wenig eigenartig und man glaubt zunächst, einen Ami vor sich zu haben.
Dieser junge Mann war mit einer 900er Fireblade am Start. Ausgerüstet mit lauter feinen Rizoma Dingen, für die ich nur ein mildes Lächeln übrig habe. Montiert hatte er einen Pipo mit 2cm "Sicherheitsreserve". Auf die Frage, wie lange er das Mopped denn schon hätte, meinte er, dass er sie erst kürzlich erworben hätte und vielleicht 300km damit gefahren sei. "Und vorher?" "Eine VFR400 - die hatte einfach zu wenig Leistung. Nach 7tkm wieder abgegeben!"
Ich dachte mir nur "Oh mein Gott - und mit dem darf ich dann 2 Wochen auf Sardinien verbringen. Hoffentlich tut er sich nicht weh!"
Die Tage im Trentino fuhr er brav im hinteren Mittelfeld mit und verhielt sich unauffällig. Nach 2 Tagen auf Sardinien startete er dann schon vor mir und weitere 2 Tage später sah ich ihn eigentlich nur noch bei den Pausen. Mit meiner damaligen Tiger 1050 hatte ich keinen Auftrag mehr.
Irgendwann Abends bei einem Bier meinte dann mein Kumpel Micha: "Da investiert man Jahre seines Lebens, verbrennt hunderte Liter Sprit, Dutzende Reifen, feilt an seiner Linie, optimiert seinen Fahrstil, geht Risiken ein, geht ans Limit und dann kommt so ein Rotzlöffel daher und brennt einen nach 2 Tagen Sardinien einfach so her! Das ist so ungerecht!"
Rotzlöffel heißt der mittlerweile nicht mehr ganz so junge Mann bei uns immer noch. Und er ist irgendwie stolz darauf.
Ich hatte damals so eine mittlerweile schlechte Kamera dabei und wir sind Richtung Siniscola runter gefahren. Er kam auf die Idee, ich könnte ihn mal filmen.
Danach in seinem Ami-Slang, den ich hier nicht ganz wiedergeben kann: "Ich dachte, du wolltest mich filmen? Wieso bist du mir nicht nachgefahren? Hattest du keine Lust mehr?" Arxch!
Nach der Tour bekam die Tiger jedenfalls ein Wilbers Fahrwerk.