Tuono 2019 SAS Erste Er"fahrung"

  • Ersteller Ersteller Ralph
  • Erstellt am Erstellt am
R

Ralph

Guest
So Leute, ich versuche mal das letzte Wochenende mit der Tuono 19 SAS zusammen zu fassen.

Vince, der kleine verschmitzte Ex-Engländer hat mir angeboten, dass ich seinen Vorführer bei trockenem Wetter einfahren darf um mir mal ein Bild von dem Motorrad zu machen.

Bedingung: ein vernünftiges, ehrliches Feedback.

Zu dem Motorrad selber, seinem Motor und der Geometrie muss man ja nicht mehr viel schreiben, meiner Meinung nach derzeit das beste Konzept für sportliche Tourenfahrer und Heizer auf dem Markt. Punkt!

Freitag. Die erste Begegnung.

Morgens sagt der Wetterbericht: 19°C, windstill,

Terminkalender: gähnende Leere ( hat ganz schön Mühe gekostet :D)

Also um 9:00:00 Uhr zum Vince mit dem Hänger das Motorrad abholen. Tür auf, Vince nicht da. :D Dafür musste Marius dann bluten und mir das neue Fahrwerk und seine Einstellmöglichkeiten erklären.

Moped auf den Hänger, ab nach Hause, Bremshebel, Kupplungshebel ausgerichtet, Schalthebel justiert, vollgetankt und dann erstmal in das Fahrwerksmenü und auf Komfort eingestellt. Stufe 3.

Da Schnegge auch ihr Moped einfahren musste, sind wir von Zuhause (linker Niederrhein, 3 Kurven im Umkreis von 50km) los Richtung Bergisches Land um die Tuonos sauber, auf kleinen Strassen einzufahren. Beim Losfahren nach 4 Monaten Entzug etwas steif und gefühllos, aber wir haben ja Zeit.

Wer die Gegend kennt weiss, dass wir auf diesem Weg durch die Werstener Tunnel auf der A46 fahren müssen. Belag glatt, aber sehr sehr wellig. Man denkt nicht drüber nach, aber ich war verwundert, wie Schnegge da so vor mir auf und ab hüpfte, obwohl das Fahrwerk von ihr auf weich gestellt wurde. Sprich z.bsp. Gabel 22 Druck, 18 Zugstufe bei 60kg. Bei mir wurde alles glatt gebügelt und das total unauffällig. Na dachte ich mir, das wird dann aber eine Eierei auf den kleinen, unebenen Strassen. Nix da. Mit jedem Kilometer Landstrasse wurde ich wärmer und das Motorrad fuhr gefühlt immer williger und samtweich durch jedes Geläuf. Selbst sehr starke Aufbrüche von dem Winter wurden ohne grosse Unruhe im Fahrwerk sahnemässig weggebügelt. Mit jedem Kilometer mehr kam bei mir der Wunsch auf, auf dem Rückweg bei der Bank vorbeizufahren und dem Vince meine 17er einfach dazulassen.

Beim ersten tanken habe ich das Fahrwerk auf Stufe 2, sportlich, gestellt und dachte mir, was soll hier noch besser werden, wird jetzt bestimmt bockhart, zielgenauer aber eben supersportlermässig unruhiger durchs Geläuf. Nö, was jetzt kam hat mir gezeigt, dass dieses Fahrwerk nochmals eine ganze Evolutionstufe für den super sportlichen Landstrassenjäger ist. Einfach überwältigend wie die Tuono jetzt zielgenau, mega gutmütig in jeder Schräglage durch alle Kurvenradien zirkelt. Da Schnegge ein paar Probleme mit den Fahrwerkseinstellungen an ihrem Moped hatte haben wir mal getauscht.

Zwei neue Motorräder, 18er und 19er, beide unter 200km auf der Uhr, also völlig vergleichbar. Hier merkt man jetzt den Unterschied extrem. Selbst auf Stufe 2 fährt die 19er besser.



Samstag: Fröhliches Frieren.

Da wir für Schnegges Moped die 1000km weg haben wollten sind wir bei 10°C los, im Bergischen waren es dann tolle 2°C. War also nicht repräsentativ gerade in Verbindung mit den Supercorsas. Fahrwerk auf 3, und gaaaaanz vorsichtig durch die Kurven. Fazit: die Supercorsas harmonieren sowas von mit dem Fahrwerk, natürlich war hartes Gasen nicht möglich, Stichpunkt einfahren.

Abends nach Hause und das Motorrad für Vince wieder sauber gemacht.

Sonntag: entgegen der Wetterprognose doch Sonnenschein. Uns hielt nichts, aber auch garnichts mehr. 11 Uhr ab ins Bergische Land, 9-11°C war trotz Sonne die Höchsttemperatur.

Ich habe mir da vorgenommen das Fahrwerk mal ein wenig mehr auf mich zu justieren und konnte hier noch mehr Potential finden.

Zu den Einstellmöglichkeiten:

Es gibt drei Vorgaben Stufe 1, 2, 3, wobei 3 sehr komfortabel ist und wirklich GS-mässig alles glatt bügelt. Stufe 2 ist meins, sportlich, zielgenau und durch die Elektronik auch unauffällig komfortabel. Man merkt nicht, wie es arbeitet, wundert sich nur an manchen Stellen, was da geht oder auch, nach dem Motto, da war doch voriges Jahr eine böse Bodenwelle. Irgendwie alles weg und trotzdem Megafeedback beim Fahren.

Dann gibt es drei weitere Vorgaben basierend auf 1, 2, und 3 bei denen man jetzt manuell die einzelnen Stufen verändern kann. Bilder habe ich von Manuell 2 und 3 angehängt. Schön ist hier, dass man die Werksvorgaben sehen kann und sich daran orientieren kann. Hilft ungemein, wenn man sich mal verrannt hat. Reset oder manuell zurück auf ältere Einstellungen ist jetzt leichter zu finden und man ist weniger verunsichert.

Die Funktion Antidive habe ich nicht ausprobiert.

Man sollte auch anmerken, dass es zumindest an der Gabel mehr Zwischenstufen gibt als an der mechanischen Gabel der 17er. Hier sind meines Wissens 22 Klicks Druckstufe, an der SAS 28 Stufen möglich. So kann man das Teil theoretisch noch feiner auf sich abstimmen.

Fazit: Ich bin bisher jede Menge verschiedene Motorräder gefahren. Aber m. E. ist die Tuono 2019 SAS die derzeitige Speerspitze was im Bezug auf Fahrwerk und Adaption auf die Landstrasse überhaupt zu finden ist. Das ist DIE ultimative Allzweckwaffe. Irgendwie bin ich froh, dass dies nicht mein Moped war und Schnegge dabei war und mich was zurückgehalten hat. Von der Elektronik ist nicht, aber auch garnichts zu merken, unauffällig, vertrauensbildend und für charakterlich nicht verfestigte die totale Versuchung.
Ich würde mir wünschen, das die Verstellung der Fahrwerksvorwahl auch beim Fahren erlaubt wäre. Man muss aber stehen bleiben und mit dem Minijoystick ist es mit Handschuhen echt fummelig.
 

Anhänge

  • IMG_20190324.jpg
    IMG_20190324.jpg
    312,9 KB · Aufrufe: 173
  • IMG_20190323.jpg
    IMG_20190323.jpg
    238,6 KB · Aufrufe: 170
Hallo Ralph, hiermit meinen Dank für Deinen umfassenden Fahrbericht über die neue Tuono 1100 Factory SAS.

Ich werde bei Gelegenheit diese auch testen und bin gespannt auf mein persönliches Fazit.
 
Der @Monty1 wird den Test vermutlich ignorieren.
Er könnte ja in Entscheidungsnöte geraten...😂😜

PS: Danke @Ralph dass Du Dich geopfert hast um uns die neuen Modelle so transparent und leidenschaftlich näher zu bringen.
 
Danke @Ralph. Danke dafür, dass ich jetzt bei jedem Schlagloch, das ich mit meiner 15er Tuono überfahre, an diesen Bericht denken muss. 😡
 
Sehr schöner Bericht. Vielen Dank!

Ich wundere mich nur, aus welchem Grund Aprilia beim TopModell auf die elektronischen Hilfen verzichtet. (?)
 
Na prima @Ralph ..... toller Bericht!
..... nur jetzt fahre ich erst recht nicht mehr nach Viersen weil mir jetzt erst recht die Argumente ausgehen nicht zuzuschlagen..... 😭
 
Sehr schöner Bericht. Vielen Dank!

Ich wundere mich nur, aus welchem Grund Aprilia beim TopModell auf die elektronischen Hilfen verzichtet. (?)
ich habe ganz bewusst von Landstrasse geschrieben. In die Bereiche Highspeed, Spurstabilität auf der Kante bei hohen Geschwindigkeiten, Einlenkverhalten bei starkem Anbremsen und Lastwechsel am Scheitelpunkt kann ich keine Aussagen machen. Aus bekannten Gründen.
 
Okay das ist krass, dass man die Einstellung so vielfältig und fein selbst justieren kann! Dachte das gibts nur in drei Stufen und fertig, aber nicht in dermaßen hohen feinen Schritten 😨
 
ich habe ganz bewusst von Landstrasse geschrieben. In die Bereiche Highspeed, Spurstabilität auf der Kante bei hohen Geschwindigkeiten, Einlenkverhalten bei starkem Anbremsen und Lastwechsel am Scheitelpunkt kann ich keine Aussagen machen. Aus bekannten Gründen.
Ja, klar.

War eher an die Allgemeinheit gestellt. 😋👍🏼
Ich glaube kaum, dass es in diesem Bereich schlechter wird...Daher die Frage.
 
Ja, klar.

War eher an die Allgemeinheit gestellt. 😋👍🏼
Ich glaube kaum, dass es in diesem Bereich schlechter wird...Daher die Frage.

Aprilia hat mit Absicht bei der RSV4 1100 Factory auf ein semiaktives FW verzichtet. Rennstreckenfahrer stimmen in der Regel individuell ihre Fahrwerke für den Rennstreckeneinsatz ab. Das Basispaket liefert Aprilia bei der RSV4 1100 Factory mit dem Öhlins - Fahrwerkskomponenten, die für dieses Jahr wieder überarbeitet wurden. Hinzu kommt, dass selbst im Profirennsport semiaktive Fahrwerke z. B. auch durch die Werksteams nicht verwendet werden, da diese das Abstimmen schwieriger machen. Im Gegensatz dazu steht der Verwendungszweck der Tuono 1100 Factory SAS. Diese wird im Gegensatz zu RSV4 1100 Factory statt auf der Rennstrecke vorwiegend im Landstraßenbetrieb genutzt. Dort herrschen z. B. bekannterweise völlig andere Oberflächenverhältnisse wie auf einer Rennstrecke. Von Topf eben nach Abbiegen dann auf einmal Schlaglochstrecke vom übelsten. Auch der Fahreinsatz wie durch Ralph beschrieben, stellt sich auf der Straße anders da als auf der Rennstrecke. Das Alles stellt ganz andere Herausforderungen an ein Fahrwerk, welche, so wie man lesen kann, durch ein semiaktives Fahrwerk wie das der Tuono 1100 Factory SAS perfekt gemeistert wird.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Sehr interessant zu lesen :-)

Ich glaube ich muss mal den Vorführer hier ‚einfahren‘

Leider spielt das Wetter hier nicht mit und am Wochenende zieht der Sohn nach Freiburg / Schwarzwald
 
Danke.
Doch ich bewege meine rsv4 auch auf der LS. Und hauptsächlich dort, sowie BAB. -- Wie schon in einem anderen Thread geschrieben, haben ja andere Hersteller keine Probleme damit.
Ich allerdings auch nicht mit dem "normalen Schwedengold". Bin sehr zufrieden mit dem Zeug. War halt nur verwundert.
Will den Thread nicht zerfasern. 👍🏼
 
Sehr schöner Bericht vom Ralph. Ich kann das beschriebene bestätigen. Bin bisher 400 km gefahren. Leider auch nur bei 11 grad.

Probiert habe ich die beiden Modi A2 Active Sport und A3 Active Road, jeweils auf top ausgebauten als auch auf schlechten Straßen.

Es gibt noch A1 Active Track und als Pendant dazu die noch die 3 manuell (verstellbaren) Modi M1 Tack/2 Sport/3 Road, die ich noch nicht probiert habe.

Die Unterschiede in pucto Dämpfung im A2 Active Sport und A3 Active Road, insbesondere auf schlechten Strassen, sind schon sehr deutlich. Der A3 schluckt ne Menge weg, was man noch deutlicher in Kurve merkt. Im A3 fährt man wirklich komfortabel und dennoch sportlicher als mit einer 1290 Super Duke (bin ich 4 Jahre gefahren). Das sagt glaub ich schon einiges aus.

Den A2 Active Sport hatte ich dann noch auf meiner Hausstrecke, die ich aber wegen den supercorsas recht sachte angehen musste. Obwohl ich die Tuono wegen des Wetters und des Einfahrens nicht annähend ausreizen konnte, fand ich das Fahrwerk jetzt schon sensationell. Ich freu mich auf die nächsten Kilometer bei hoffentlich besserem Wetter.
 
Jetzt mal Hand aufs Herz: Welches aktuelle Naked-Bike ist denn überhaupt noch vergleichbar mit der neuen SAS?! Die Einzige mit aktivem Fahrwerk ist die S1000R, aber bei weitem nicht so umfangreich ausgestattet. Der Rest wurde ja nun degradiert 🙌
 
Jetzt mal Hand aufs Herz: Welches aktuelle Naked-Bike ist denn überhaupt noch vergleichbar mit der neuen SAS?! Die Einzige mit aktivem Fahrwerk ist die S1000R, aber bei weitem nicht so umfangreich ausgestattet. Der Rest wurde ja nun degradiert 🙌
Die MT10-SP hat auch SAS... aber das ganze Moped ist nicht auf dem Level der Tuono.
 
Jetzt mal Hand aufs Herz: Welches aktuelle Naked-Bike ist denn überhaupt noch vergleichbar mit der neuen SAS?! Die Einzige mit aktivem Fahrwerk ist die S1000R, aber bei weitem nicht so umfangreich ausgestattet. Der Rest wurde ja nun degradiert 🙌
Da hast Du vollkommen Recht! Dann schauen wir mal am Ende des Jahres ob der Markt das auch so sieht und die Aprilia Händler sich nicht nur dumm sondern dumm und dusselig verkaufen. Ich wünsche es ihnen.
 
Motoplex
Zurück
Oben