So, aber wie fährt man denn nun, wenn man gerade 50kg abgenommen hat.
Ausladen, anziehen, tralala. Erstmal mit der Hedwig vertraut machen. Folglich gleich mal abgewürgt. Die Kupplung ist schonmal bedeutend schwergängiger als die der 701. Da muss man schon richtig hinlangen. Hinzu kommt, dass die Standardhebeleien scheiße sind. Ich klemme mir da speziell auf der Kupplungsseite immer den Ringfinger. Nujo, ab durch den Wald nun. Rengdededengdengdeng. Ein herrliches Geräusch und der Duft dazu.
Die ersten Meter erstmal ziemlich eirig unterwegs. Geradeaus ist nichts für Hedwig. Als nächstes erstmal so ein paar Grundübungen, wie fahren im Lenkanschlag. Das macht sie gut, der Motor tut sein übriges, weil der so herrlich direkt am Gas hängt, 2-Takter halt. Kurz im Handgelenk gezuckt und die Fuhre richtet sich wieder auf.
Dann mal langsam auf normales Fahren umschwenken. Betriebsstunde 1: Wir fahren aus der Kalten raus Sachen, die ich mir mit der 701 nie getraut habe. Da mal hoch, dort mal runter, einen lustigen Single-Trail, wo wir mal meine XT660 zu zweit raustragen mussten, weil es links und rechts vom Trail einen knappen Meter runter geht. Aber heute kein Thema, fährt man einfach mal so.
Was auffällt, ist das unglaublich nervöse Vorderrad. Da erstmal gegenarbeiten, 3mm mehr Federvorspannung in der Gabel. Das geht zum Glück schnell mal ohne Werkzeug. Dabei auch noch Druck- und Zugstufe weiter aufgemacht. So richtig satt liegt das VR dann aber immer noch nicht. Gerade im Schlamm will es nicht wirklich eine gerade Linie ziehen. Vielleicht gehe ich da nochmal bei. Die XPLOR-Gabel ist halt wieder so typisch WP, wirklich gut sind die halt erst, wenn man Closed-Cartridge oder Cone-Valve-Zeug nimmt. Kostet aber nochmal gut Asche. Ich denke drüber nach.
Die Hinterhand passt dafür. Tastet den Boden sauber ab und hat irgendwie immer irgendwo Grip. Könnte zwar für mich auch etwas weicher sein, aber da ist erstmal kein größerer Handlungsbedarf. Schön lenken kann man damit auch. Gewichtsbedingt ist der Einfluss der Erdanziehung natürlich auch deutlich geringer. Auf Wellen, die die 701 mehr oder weniger glatt bügelt, hat man schonmal durchaus so'n Meter Airtime.
Da wir ja immer noch am einfahren sind, ist natürlich nix richtig Gas geben, das braucht man aber auch nicht. Unteres Drehzahldrittel, 3-Gang, feiner Tiefsand, macht sie einfach. Man sinkt halt auch 50kg weniger ein. Ein Gasstoß bei leichter Gewichtsverlagerung und wir biegen ab.
Laaaaange Arme wird sie aber wohl machen, mir ist heute schon ein paar mal unbeabstichtigt das Vorderrad gestiegen. Ein Fingerzeig nochmal auf die Fußposition. Die Zehenspitzen sollten tunlichst über dem Bremshebel schweben.
Getriebe: Bisher völlig sauber. Gänge rasten ordentlich ein, das ganze schaltet sich geschmeidig, keine Zwischengänge. Kein Vergleich zu dem Konstruktionsfehler an der 701. So'n Getriebe sollten sie auch mal in ihrem großen Eintopf verbauen. Der Leerlauf ist sehr schwierig zu finden, das ist aber imho Absicht, denn der Schaltweg von 1 in 2 ist kaum länger als zwischen den anderen Gängen. So landet man auch nicht versehentlich im Leerlauf.
Was aber der absolut größte Unterschied ist: Während man mit der großen Enduro zweifelt, ob man Einlenken kann oder sollte, und dann doch eine weitere Linie fährt, macht man das mit dem Kinderfahrrad einfach. Egal, was der Hobel unter dir macht, mit dem Knie auf Linie gedrückt und es läuft. Falls das Vorderrad das nicht überzeugend genug findet: Gas löst Probleme.
Vom körperlichen Anspruch her ist es freilich auch eine ganz andere Welt. So 20min am Stück durch engstes Winkelwerk auf Sand, Lehm, Waldboden, Kies hab ich auf der 701 nicht durchgehalten.
So als Fazit kann man glaub ich festhalten: Die anderen fahren gar nicht besser, die haben nur Kinderfahrräder.
