Ducati Streetfighter V2

mrk

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Motorrad
Tuono V4 1100 RF
Modelljahr
2018
Ich habe mal ein neues Thema erstellt, weil ich keinen existierenden Thread zur Streetfighter V2 gefunden habe. Falls er bereits existiert, diesen Beitrag gerne dorthin verschieben und diesen Thread schließen.

Nächste Position auf meiner Liste für ein neues Zweit-/Drittbike war nach der etwas enttäuschenden Triumph Speed Triple 1200 RS eine Ducati Streetfighter V2.

Als die größere Schwester V4 auf den Markt kam, fand ich deren Design abgesehen vom Heck gewöhnungsbedürftig, doch nach ein paar Jahren finde ich es irgendwie schon interessant. Da ich schon eine V4 im Stall habe und mMn der "echte" Aprilia-V4 auch viel besser klingt, wollte ich nun der kleineren V2-Schwester auf den Zahn fühlen. V2-Maschinen üben für mich prinzipiell einen gewissen Reiz aus aufgrund des spezifisch-bassigen V2-Sounds, der Drehfreudigkeit und normalerweise auch der guten Leistungen von unten heraus. Das schätze ich auch bis heute bei der SV 650, mit der ich das Fahren lernte. Insofern folgerichtig auch die kleine Streetfighter in die Überlegungen einzubeziehen.

Probefahrt beim örtlichen Ducati-Händler gebucht und los ging das Abenteuer. Optisch macht sie mit dem wundervollen typischen Ducati-Rot noch etwas mehr her als auf den meisten Fotos, wie ich finde. Kurze Einweisung, im Stand und ohne Ohrstopfen ein durchaus sonoriger V2-typischer Klang, der (wahrscheinlich dank E5) überhaupt nicht unangenehm laut auffällt. Kein erschrockenes Zurückzucken beim Start wie damals bei meiner kombinierten Probefahrt mit 899 und 1299 Panigale ein paar Jährchen zuvor. Dort brauchte man die Ohrstopfen nicht vorrangig wegen der Windgeräusche.

Display klein, aber top gestaltet und das Design der Darstellungen überzeugte ebenso. Verarbeitungsqualität sehr gut, nette Details, allerdings leider auch viel Plastik, vor allem an der Einarm-Schwinge. Los ging es im Road-Modus und mit nur knapp 100 km auf der Uhr, weswegen die Maschine auch noch auf 100 PS gedrosselt war, entdrosselt wird erst nach der 1.000er-Inspektion. Die Kupplung kommt für meinen Geschmack etwas spät beim Anfahren im Vergleich zur Aprilia aber auch im Vergleich zu meiner SV.

Ich wählte eine 3er-Kombination aus Stadt, Land und kurzes Stück Autobahn, um mir einen Eindruck zu verschaffen. Im Stadtverkehr angenehm leicht fahrbar, auch bei Tempo 30. Die Kupplung nötigt etwas Eingewöhnung bei schnellen Abbiegemanövern ab. Der Motor war stets angenehm und gut hörbar, die Geräusche ließen diesmal (anders als bei der Speedy) keinen Zweifel welche Bauart das Aggregat hat, besonders beim Abtouren.

Auf der Autobahn Richtung Landstraßen probierte ich den Quickshifter zum ersten Mal aus, gut und souverän, wie man es heutzutage erwarten sollte. Aufgrund der hochgezogenen Leistung des V-Zwo (~150 PS bei ~1.000 ccm-V2) versteckt sich die Leistung vorrangig im oberen Teil des Drehzahlbandes und lässt den Punch im unteren und mittleren Bereich vermissen. Dies war auch bereits Thema diverser Testberichte, aber in Zeiten von Schaltautomaten finde ich das auch für den Landstraßenbetrieb nicht weiter störend, vor allem da ich viel Schalten von der SV gewöhnt bin und es für mich bei einem fahraktiven Fahrstil dazu gehört. An sich ist der Motor aber tadellos, selbst im beschnittenen Zustand: Er ist drehfreudig, hat eine berechenbare Kraftentfaltung und bekommt jenseits der 6.000 U/min. den typischen V2-Klang, der dann zunehmend zorniger wird. Das alles jedoch in einer E5-gezähmten Variante, vorbei ist es mit der Ducati-typischen vollen Kapelle, die aus dem Auspuff bläst.

Beim Wechsel auf die Landstraße passt auch die Übersetzung, kein Vergleich zu den gefühlt ellenlangen Gängen der Speedy, was dazu führte, dass man bei normalem Landstraßentempo den Motor gar nicht hörte, sofern man nicht im 1. oder 2. Gang blieb. Die Ducati war stets präsent, für Durchzug sind jedoch stets 2 Gangwechsel empfehlenswert. Letzteres bisschen enttäuschend für einen 1.000er-Motor.

Wendigkeit schlechter als auf der Tuono, gerade bei engen Turns. Zwar ist das Gefühl fürs Vorderrad vorhanden, aber die Tuono folgt fast schon telepathisch jedem Lenkimpuls, während die Streetfighter in jede Kurve mehr gezwungen werden muss. Das finde ich für eine Landstraßenmaschine unpassend, denn obwohl Körpereinsatz natürlich beim sportlichen Fahren dazu gehört, sollte sich die Maschine nicht darauf ausruhen und auch ohne größeren Körpereinsatz willig einlenken. Aber ich verbuche das mal unter eigenwilligem Charakter, kein Minuspunkt per se. Zudem war Ducati immer schon bekannt dafür, dass man sich als Fahrer auf die Maschinen einlassen muss, leicht serviert wird bei dieser Marke eher wenig.

Fazit: Insgesamt eine gute Maschine, die durchaus ihren eigenen Charakter hier und da aufblitzen lässt, am Ende des Tages jedoch zu glattgebügelt und auch irgendwie passiv daher kommt, um wirklich Begeisterung zu wecken. Von dem Motorkonzept und dem Klang des Namens hätte ich mehr erwartet.

Nach Rückgabe ließ mich der Einblick in das Ducati-Preisuniversum völlig perplex zurück. Dass Ducati kein Billigheimer ist und ähnlich wie BMW ordentlich zulangen kann, war bekannt, aber angesichts dessen, was eine Streetfighter V2 bietet und was sie kostet, stehen beide Dinge in keiner guten Relation zueinander. Summa summarum landet man bei kurzfristigen Kosten (Grundpreis + bisschen gutes Carbon für den Ersatz des übermäßig vielen Plastikgeraffels, Blinker, KZH, Spiegel, Hebel und Desmoservice nach 24.000 km) von gut 26.000 EUR für eine V2 mit 150 PS und 100 Nm ohne Öhlins und ohne einen außergewöhnlich guten Auftritt. Bisschen viel für meinen Geschmack und schlägt preislich auch die Speedy um Längen, obwohl die eine Kategorie höher positioniert ist. Nach der Kalkulation kam die Erkenntnis, dass ich mir diese Preise nicht leisten möchte und strich auch diese Maschine von meiner Liste.

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Als nächstes Bike kehre ich nochmal zu Triumph zurück und teste die Street Triple RS.
 
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Ich habe letztes Jahr auch die Streetfighter V2 von meinem Kumpel über ~150km getestet, während er auf meine Tuono gestiegen ist. Meine Eindrücke decken sich exakt mit deiner Beschreibung. Mein Kumpel ist allerdings überhaupt nicht mit dem Handling der Tuono zurecht gekommen und war der Meinung, dass seine V2 definitiv agiler als die Tuono ist. Aber das ist wohl eine Sache der Gewöhnung und Fahrwerkseinstellung.
 
vergleichbar:
ich habe ja die Panigale V2 mit der RSV 4 Factory ersetzt, mittlerweile verkauft und abgeholt, der neue Besitzer in Berlin wird sie für die Rennstrecke verwenden.

Traumhaft schönes Bike, negativ war für mich:

-Tank zu schmal,kein guter Grip
-agil, na ja, muss in Schräglage gezwungen werden
-schlägt unter 4500-5000 Touren mit der Kette, Serpentinen im 1 Gang und man kann keine gescheite Linie halten aufgrund der Gasannahme
-die brutale Hitzeabgabe der Auspuffanlage, vor allem ohne Fahrtwind:
daher Stop and Go oder Ortsdurchfahrt extrem anstrengend, muss am besten permanent bei 120+ km/h laufen (verbrannte rechte Wade durch die Textilhose inklusive, natürlich mein Fehler, es macht nur Leder Sinn, hatte das aber unterschätzt, wurde sehr heiß, war aber aushaltbar, die heftige Blase bekam ich erst später zu sehen und spüren…
 
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Nach deinen Erzählungen was du von einem V2 erwartest, müsstest Du die Monster probefahren.
Aber den Road Mod kannste da auch vergessen, Kupplung und Gasannahme harmoniert da irgendwie nicht, im Sport Mod funktioniert das viel besser.
Gruß Thomas
 
meinst du mich? ich hatte keine Erfahrung mit einem V2 und die Pani war ein ca. einjähriger Test mit ungefähr 5500km.

Und auf einem Naked oder nicht-Supersportler sehe ich mich absolut nicht, gefällt mir Null🙃

aber ich denke du meinst den Beitrags-Ersteller, mein Beitrag war etwas neben dem Thema…✌️
 
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Nach deinen Erzählungen was du von einem V2 erwartest, müsstest Du die Monster probefahren.
Aber den Road Mod kannste da auch vergessen, Kupplung und Gasannahme harmoniert da irgendwie nicht, im Sport Mod funktioniert das viel besser.
Gruß Thomas

Die Monster SP wurde ja auch im Vergleichstest bei 1.000 PS vorgezogen. Aber irgendwie ist die Monster optisch nichts für mich. Ich war leider aufgrund der Anmietbedingungen dazu genötigt im Road-Modus zu bleiben. Wäre was passiert hätte ich alles selbst zahlen können statt dem Selbstbehalt.

Die exakte Leistungsabgabe war bei dieser Fahrt aber auch nicht das wesentliche Unterscheidungsmerkmal. Mir ist ja prinzipiell nichts super negatives aufgefallen, aber begeistert hat sie mich nicht. Und dann noch diese Apothekenpreise…
 
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ich denke die Streety wird dich komplett abholen:) und in Cosmic Yellow, wie @bolzi sie fährt, schaut sie extrem gut aus;)
Das vermute ich auch. Ich bin 2016 die damals aktuelle Streety 675R Probegefahren, auf einer Eifel-Hausstrecke. Das war bereits ne Offenbarung für mich und dieses Airbox-Geräusch hat richtig süchtig gemacht 😍 Der Triumph-Dealer meinte auf Nachfrage schon, dass die Airbox nun noch deutlicher zu hören sei. Mal schauen, in gelb sieht sie in der Tat am besten aus und wäre auch ein würdiger Nachfolger meiner gelben SV.
 
Das mag stimmen, aber alle Ducatis haben doch wohl ne desmodromische Steuerung und damit die exorbitanten Wartungskosten. Zudem startet die Monster SP über dem, wo eine nahezu vollausgestattete Streety RS aufhört. Vom Motor her mag die Monster oder Hypermotard mehr taugen, als die Streetfighter, aber Preis-Leistung sehe ich trotzdem nicht. Ich werde berichten, wenn ich die Streety gefahren bin, vielleicht fahre ich zur Absicherung auch noch die Monster 🤪🙈
 
Das mag stimmen, aber alle Ducatis haben doch wohl ne desmodromische Steuerung und damit die exorbitanten Wartungskosten. Zudem startet die Monster SP über dem, wo eine nahezu vollausgestattete Streety RS aufhört. Vom Motor her mag die Monster oder Hypermotard mehr taugen, als die Streetfighter, aber Preis-Leistung sehe ich trotzdem nicht. Ich werde berichten, wenn ich die Streety gefahren bin, vielleicht fahre ich zur Absicherung auch noch die Monster 🤪🙈
fast alle haben die Desmo, aber ist ja auch erst bei 24000 bis 30000km (unabhängig von der Zeit) fällig je nach Modell.
und dann muss oft nicht mal was eingestellt/getauscht werden.
das ist schon lange nicht mehr so kompliziert/anföllig oder häufig notwendig wie früher.
klar sind da trotzdem 7 Stunden eingeplant für den V2 und 4 für den V4.
und der Stundenverrechnungssatz ist in der Regel höher als beim Wettbewerb.
aber das ist jetzt auch nichts was die durchaus zahlreichen Kunden abschreckt…
bei den Jahresfahrleistungen die einige mit den Stehzeugen so haben, kann das auch 10-15 Jahre dauern bis sie beim Desmoservice anrollen😉
 

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fast alle haben die Desmo, aber ist ja auch erst bei 24000 bis 30000km (unabhängig von der Zeit) fällig je nach Modell.
und dann muss oft nicht mal was eingestellt/getauscht werden.
das ist schon lange nicht mehr so kompliziert/anföllig oder häufig notwendig wie früher.
klar sind da trotzdem 7 Stunden eingeplant für den V2 und 4 für den V4.
und der Stundenverrechnungssatz ist in der Regel höher als beim Wettbewerb.
aber das ist jetzt auch nichts was die durchaus zahlreichen Kunden abschreckt…
bei den Jahresfahrleistungen die einige mit den Stehzeugen so haben, kann das auch 10-15 Jahre dauern bis sie beim Desmoservice anrollen😉
Ich gehöre nicht zu den Herren, die daraus ein Stehzeug machen würden, daher sind auch solche Kosten relevant für mich 😉
 
Geht mir ähnlich, möchte maximal viel fahren.
Hier mal ein Beispiel für eine Jahreswartung bei einer Panigale V2 plus hintere Beläge und Bremsflüssigkeitswechsel im Ruhrgebiet
(die Originalteile sind allerdings nicht wirklich teuer…)
Anschlussgarantien sind ziemlich knackig eingepreist.

Allerdings werden die 20000er bei den Aprilla V4 mit Ventilspielcheck&ggf. Einstellung wohl auch kein Schnäppchen sein von der Arbeitszeit.

denke das da am Ende keine so wahnsinnigen Unterschiede da sein werden.
 

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allerdings rollt man dort nicht mit 9000km nach Zeit 10/23 zur Jahreswartung und das 12000er Intervall kommt trotzdem in 3000km, wie ich es bei Aprilia erlebe.
das kostet auch reichlich extra Chipse in der Garantiezeit oder der verlängerten Werksgarantie.

Fahre ich bei aprilia 5000 km im Jahr, bin ich 1 mal da.
fahre ich 10000km ebenfalls.
nur wenn ich 7-8000km fahre bin ich der Depp der 2-3000km später wieder hin muss wenn die 10k Intervalle zusätzlich bimmeln.
 

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Geht mir ähnlich, möchte maximal viel fahren.
Hier mal ein Beispiel für eine Jahreswartung bei einer Panigale V2 plus hintere Beläge und Bremsflüssigkeitswechsel im Ruhrgebiet
(die Originalteile sind allerdings nicht wirklich teuer…)
Anschlussgarantien sind ziemlich knackig eingepreist.

Allerdings werden die 20000er bei den Aprilla V4 mit Ventilspielcheck&ggf. Einstellung wohl auch kein Schnäppchen sein von der Arbeitszeit.

denke das da am Ende keine so wahnsinnigen Unterschiede da sein werden.

Ja, die normalen Inspektionskosten gehen in Ordnung. Aber für die große Inspektion zahlt man bei Aprilia im Leben nicht so viel wie beim Desmo-Service. Von den Desmo-Kosten kannst du ca. 2x zur großen Aprilia-Inspektion.

Zur Monster SP: 90 Nm bei 6.500 U/min. sind natürlich auch ne Ansage, allerdings hatte ich mit ner 800er-Monster auf der Intermot im Testparcour die schlechteste Erfahrung meiner Motorrad-Karriere: Erste Maschine ohne Gefühl fürs Vorderrad für mich und war froh, dass die Maschine trotzdem irgendwie meinem Kurs durchs Hütchenspiel folgte. Und wieder wäre da jede Menge häßliches Plastikgeraffel an der SP, das man erst teuer wegcarbonisieren müsste (also ich zumindest :X3::p). Und wenn ich im Produktvideo sehe wie übertrieben der Werksfahrer die Monster mit Hangoff um die Kurven prügelt ahne ich, dass da mit landstraßentauglicher Wendigkeit auch wieder nicht so viel geht. In ner zackigen Links-Rechts einer Kreisstraße will ich mich nicht neben die Maschine hängen müssen, damit sie weiß wo es lang geht. Wahrscheinlich werde ich aber trotzdem auch die Monster noch Probe fahren, der Kauf steht eh erst zum Beginn der nächsten Saison an. Bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein runter.
 
Ich gehöre nicht zu den Herren, die daraus ein Stehzeug machen würden, daher sind auch solche Kosten relevant für mich 😉
Bei den heutigen V2's von Ducati ist der grosse Service mit Ventile einstellen nur alle 30000 km fällig. Bei meiner Multi hat der das letzte mal 1100 Euro gekostet, das ist in etwa der Bereich wie der 20000er Service bei der Tuono.

Billiger wird es bei den V4 Multis, die haben keine Desmodromik und die Ventile müssen nur alle 60000 km überprüft werden.
 
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