Umbaubericht RS 660 Extrema für "Road & Track"

Ist schon ein schickes Bike👍, allerdings den Lenkungsdämpfer hättest du dir aus meiner Sicht sparen können, den benötigst du bei circa 100PS nicht.
 
Die RS 660 kann vorne schon recht leicht werden, gerade wenn man im zweiten Gang die Drosselklappen voll aufmacht am Kurvenausgang. Ich hatte bei der RS zwar noch kein Lenkerschlagen, allerdings in der Vergangenheit mit meiner R1. Ist natürlich in Sachen Leistung nochmal eine ganz andere Hausnummer gewesen, aber war eine sehr unschöne Erfahrung.

Ich finde ihn daher nicht verkehrt. Aber klar, abseits der Rennstrecke sollte man bei der RS keinen Lenkungsdämpfer benötigen. Und wenn doch, ist der Fahrstil fehl am Platz.
 
Gestern die Extrema die ersten Kilometer mit der Öhlins Gabel ausgeführt. Morgens damit zur Arbeit, später dann einen kleinen Schlenker mit Kurven - wenn auch sehr entspannt.

Das Teil ist schon sehr, sehr fein mittlerweile. Wurde vom Vorbesitzer, welcher ja auch hier im Board unterwegs war, 2023 bei Franz Racing überarbeitet und mit dem K-Tech SSRK Kit versehen. Spricht sehr sauber an und das Gefühl für das Vorderrad ist nochmal deutlich besser.

Habe mir mal vorgenommen am 28.05. in Hockenheim bei den Touristenfahrten aufzuschlagen, und die Kleine artgerecht zu bewegen. Kein Umbau auf Rennverkleidung erforderlich und der finanzielle Aufwand ist im Rahmen, wenn dann das Bein doch sagt, es mag nicht mehr.
 
Das Thema Lenkungsdämpfer ist nicht ohne.

Gabro hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass der Lenkungsdämpfer, so wie ich ihn montiert habe, sich an der zentralen Hülse (lila) lösen kann - bedingt durch Gewicht und Vibrationen des Motors.

Bei der Montage habe ich mich an die Anleitung vom Haltekit gehalten, Drehmomente wurden auch eingehalten. Jede Schraube wurde nach dem anziehen mit einem Leuchtstift markiert - so kann ich hinterher nochmal alles überprüfen.

Entsprechend wollte ich das mal beobachten und auf eine Rückmeldung warten, denn eine andere Option zur Montage sah ich nicht.


Auf jeden Fall heute Morgen mit der Extrema gestartet und die Gegend unsicher gemacht. Da klar war, dass die Kids um 12e geholt werden müssen, war kein ferner Abstrecher möglich, aber rund um meine Heimat gibt es nette Strecken, weswegen das nicht so wild war.

Von Gammelshausen nach Auendorf geflogen und dann nach Bad Ditzenbach. Und in Bad Ditzenbach auf die Kreuzung zu rollend dann bemerkt, dass etwas überhaupt nicht passt.

Geschwindigkeit war zum Glück gering und die Ampel rot, also dort gestanden und dann festgestellt, der Lenker blockiert mit Einschlag nach rechts.

Ich konnte die Extrema dann nur noch nach rechts rollen und abstellen, Lenker gerade stellen war unmöglich. Und dadurch konnte ich schnell feststellen, dass der Lenkungsdämpfer klemmte.

Also musste der raus, was ohne Werkzeug nicht mal eben erledigt war. Eine an der Ampel haltende Polizeistreife konnte nicht helfen, hatten kein Werkzeug an Bord.

Durch Zufall hab ich in einer Straße uns Eck einen Sprinter mit der Aufschrift „Autofit“ gesehen, und dazu war dessen Motorhaube offen.

Dort hin gelaufen und der Besitzer war ein super hilfsbereiter Kerl. Bei ihm war ich an der richtigen Adresse, er hatte in seiner kleinen Werkstatt einige Motorräder stehen - alles seine! Den Sprinter machte er gerade fit für den Ausflug nach Sardinien, wo er dann mit dem Motorrad Touren möchte.

Von ihm habe ich Werkzeug bekommen, konnte an der Extrema den Lenkungsdämpfer lösen - sind nur zwei Schrauben.

Werkzeug zurück gebracht und noch ein bisschen geplaudert. Über XT 500 und R 100 bis hin zur luftgekühlten GSXR 750 hat er da richtig geile Moppeds stehen…

Den Dämpfer hab ich dann in die Tasche geschoben, da ist tatsächlich genug Platz vorhanden, und konnte dann unbehelligt weiter fahren.

Was aber war passiert? Die Schrauben der Klemmung am Lenkungsdämpfer (grün) haben sich gelöst, vermutlich durch die Vibrationen! Sind mit 6NM anzuziehen und warum die aufgingen, keine Ahnung.

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Dadurch aber glitt der Dämpfer lose umher, wodurch der Hub immer kürzer wurde, und schlussendlich nicht mehr vorhandene war, wodurch der Lenker nicht mehr nach links bewegt werden konnte!

Absolutes Glück im Unglück! Hätte, aus welchen Gründen auch immer, der Lenker während der zügigen Fahrt angefangen zu blockieren, wäre das mitunter ziemlich heikel geworden!


Wie geht es nun weiter? Ich lasse den Dämpfer erstmal ausgebaut und warte auf die Rückmeldung von Gabro ab. Ob ich dann nochmal verbauen tue, sieht man dann.

Davon abgesehen, die Extrema ist ein Traum. Wenn ich mir im Kopf eine Linie auf die Straße male, dann folgt sie dieser Linie wie auf Schienen. Unebenheiten in Schräglage bringen sie nicht aus der Ruhe und es macht einfach unglaublich viel Spaß, mit dem Teil Kurven zu räubern…

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...... allerdings den Lenkungsdämpfer hättest du dir aus meiner Sicht sparen können, den benötigst du bei circa 100PS nicht.
....... Ich hatte bei der RS zwar noch kein Lenkerschlagen, ....
Wir montieren selbst in der IDM in die RS660 keinen Lenkungsdämpfer.

Deinen Umbaubericht verfolge ich sehr interessiert,
Tolle Sache!

Das mit dem Lenkungsdämpfer hätte auch ganz anders ausgehen können und da verstehe ich Dich nicht!

Selbst engagierte Hobbypiloten wie der @Monty1 ,
die regelmäßig auf der Renne mit der 660er sind,
vermissen keinen!

Du selbst schreibst oben (Siehe Zitat!) hattest noch kein Lenkerschlagen.

Was Roland schreibt hast auch gelesen!


Wenn Aprilia kein Lenkungsdämpfer für die 660er vorgesehen hat,
dann hat das ein Grund und das sind sicher keine Sparmaßnahmen.
Sicherheit geht immer vor Sparzwang.

Jetzt kommst Du und baust Dir einen ran und erhöhst die Packungsdichte.
=> Mehr Technik => mehr Fehlermöglichkeiten.
Wie es ausgegangen ist, hast oben beschrieben, kannst froh sein, daß nichts schlimmeres passiert ist.


Bei den Rennsemmeln ist es normalerweise gerade umgekehrt.
Es bleibt nur das am Moped,
was man unbedingt braucht und was schnell macht, alles andere fliegt raus!!

Was bringt Dir also der Lenkungsdämpfer??


.......

.... Ich lasse den Dämpfer erstmal ausgebaut und warte auf die Rückmeldung von Gabro ab. Ob ich dann nochmal verbauen tue, sieht man dann.

...
Lass das Ding draußen, da brauchst auf keine Antwort von irgendwem warten!
Verbau den an nem Bike das den nötig hat,
 
Ich an deiner Stelle hätte da bei jeder Fahrt jetzt Schiß ohne Ende wenn ich den Lenkungsdämpfer anschauen müsste.
 
Zum Thema Lenkungsdämpfer mal etwas ausgeholt. Ich denke die Funktion ist allgemein bekannt, Schwingungen und ungewollte Lenkbewegungen sollen gedämpft werden, um die Stabilität des Motorrads zu gewährleisten.

Diese Schwingungen und Lenkbewegungen entstehen etwa dann, wenn das Vorderrad zunehmend entlastet wird und die Stabilisierung des Nachlaufs am Vorderrad entfällt. Wirkt in diesem Moment ein Drehimpuls auf die Lenkachse, entsteht das berüchtigte "Lenkerschlagen". Dieser Drehimpuls kann durch den Fahrer ausgelöst werden, welcher sich naturgemäß in der Beschleunigungsphase am Lenker fest halten tut, oder eben etwa durch Bodenwellen welche über das Vorderrad übertragen werden.

In extremen Fällen kann das Lenkerschlagen komplett von einer zur anderen Seite gehen. Und wir reden dabei nicht von ein oder zwei Bewegungen hin und her, sondern von einer Vielzahl von Bewegungen! Ebenfalls eine Rolle spielen die Motorradgabeln selbst, die im Vergleich zu früher deutlich steifer und auch schwerer sind. Einmal aus der Ruhelage gebracht, wirkt der Drehimpuls verhältnismäßig stärker, wie bei einer leichteren Gabel. Die Kreiselkräfte der Räder spielen ebenfalls mit hinein hinsichtlich Stabilität.

Das ist mal der theoretische Teil. Ich selbst hatte einmal extremes Lenkerschlagen mit meiner R1. Natürlich in Sachen Leistung eine andere Hausnummer als die RS. Aber auch das Vorderrad der RS wird im zweiten Gang beim Beschleunigen deutlich entlastet und entsprechend nimmt die Stabilität ab. Wirkt dann ein Drehimpuls darauf, kann es auch bei der RS zum Lenkerschlagen kommen.

Diesen Impuls wird man tendenziell selten auf einer Rennstrecke erleben, da dort der Asphalt in der Regel relativ eben ist, und in der Beschleunigungsphase in den unteren Gängen selten über einen Curb gefahren wird. Daher ist auf den regulären Rennstrecken sicherlich kein Lenkungsdämpfer erforderlich bei der RS. Bei den Briten im Bereich der TT und vergleichbaren Rennen auf Straßenasphalt dürfte es anders ausschauen.

Auf der Landstraße aber sind Unebenheiten nicht unüblich und entsprechend kann auch hier ein Lenkungsdämpfer sinnvoll sein.

Das ich den Dämpfer nachgerüstet habe ist also nicht ohne technischen Hintergrund geschehen. Meine RS legt ein sehr stabiles Fahrverhalten an den Tag. Auch in Schräglage. Wie bereits geschrieben, sie folgt exakt der Linie, die ich mir im Kopf "ausmale". Das ändert aber nichts daran, dass auch bei ihr in der Beschleunigungsphase die Stabilität deutlich abnehmen kann...


So viel dazu.


Kommen wir nun zum Lösen der beiden Schrauben in meinem Fall. Ich hatte hier einen Bekannten angeschrieben, welcher bei einem schwäbischen Automobilhersteller in der Entwicklung sitzt. Eigentlich ging es dabei mehr darum, dass ich fast vor seiner Haustüre liegen geblieben bin, aber das Thema hat er dann interessiert aufgenommen. Lt. ihm können sich diese beiden Schrauben nicht durch Vibration gelöst haben. Die Ursache liegt seiner Meinung nach viel wahrscheinlicher in zu geringem Anzugsmoment der Schrauben. Es gab eine ausführliche Erläuterung dazu am Telefon wieso, weshalb, und ich will nicht ausschließen, dass hier ein Fehler meinerseits vorgelegen hat - wie auch immer es dazu kam.

Die Tage darauf habe ich genutzt um nochmals alles zu kontrollieren, und es passt soweit alles. Schrauben etc. waren korrekt angezogen und wurden dann nochmals geöffnet und neu angezogen.

Es kann also weiter gehen mit Schandtaten...
 
Klar. Hab ich doch hier im Board schon Aprilia haufenweise verflucht, weil deren Motto zu sein scheint:
"Wie viel Milliliter Loctite?"
Antwort: "Ja!"
 
Motoplex
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