Ich hatte vor x Jahren an der Uni einen Professor für Automobilwirtschaft, der regelmäßig einen Dealer- sowie einen Supplier-Satisfaction-Index erhoben hat. Und es gab, gar nicht so überraschend, immer den gleichen Befund. Unternehmen mit hohen Zufriedensheitswerten bei Händlern hatten deutlich bessere und weniger schwankende Unternehmenskennzahlen. Und solche mit hohen Zufriedenheitswerten bei Lieferanten hatten ebenfalls bessere Qualitätskennzahlen. Zudem gingen Lieferanten- und Händlerzufriedenheit immer im Gleichklang hoch oder runter. Sein Plädoyer war immer, man solle die Händler gefälligst fair behandeln. Andernfalls kommen irgendwann andere Probleme beim Produkt oder im Einkauf noch obendrauf, weil man kulturell nicht am einen Ende vom Unternehmen fair sein kann und am anderen unfair.
Für mich steht die Entwicklung der Tuono sinnbildlich dafür, dass man bei Aprilia Baustellen im Vertrieb hat, die mittlerweile aufs Produkt durchschlagen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass auch nur ein einziger Händler weltweit die Rückmeldung gegeben hat, „bitte entwickelt InApp Features (eine Politik, die bei BMW PKW einen Shitstorm sondergleichen ausgelöst hat), beleuchtete Tasten für den Lenker, Kurvenlicht und macht weniger Verkleidung/Kühlerschutz dran“. Das sind alles Dinge, die man sich im Elfenbeinturm ausgedacht hat, weil ein Haufen BWL-Fuzzis bei Piaggio lieber andächtig einer teuer eingekauften Marktforschungsagentur lauscht als ihren Händlern. Irgendein Hipster mit Soziologiestudium berichtet dort dann stolz, dass man mittels KI basiertem Crawling von Kommentaren unter YouTube-Videos 60 mal „Die Tuono ist eigentlich kein richtiges Naked Bike“ oder „Beim Licht der E4 müsste man mal was machen“ gefunden hat. Daraus ergeben sich dann die strategischen Entwicklungsthemen „Mehr Naked“ und „Beleuchtung“.
Der Ingenieur in Noale kratzt sich dann ungläubig am Kopf und fragt vielleicht noch mal nach, ob man bei einem Fahrzeug mit dem Claim "BeARacer" sich nicht lieber auf den Motor und das Fahrwerk konzentrieren sollte. Er wird dann vom Strategic Product Planning Executive Vice President niedergebrüllt, er solle gefälligst entwickeln, was empirisch gesichert der Markt verlangt. Und bei den Bremsen soll er gefälligst M50 nehmen, weil der Chief Procurement Officer mit Brembo 2017 einen Vertrag über 10Jahre mit Preisgarantie für M50-Sättel geschlossen hat. Der Senior Sales Director 2Wheeler EMEA sitzt derweil bei einer ConsultingPräsi, wo Piaggio mit Apple verglichen wird und plötzlich versucht man in Pontedera hektisch vom jahrelangen Grabbeltischverkauf in der hintersten Ecke der Multimarken-Rollerwelt Niederkaltenkirchen zum FlagshipStore-Konzept zu wechseln. Und die Kosten dafür sollen aber bitte die übrigbleibenden Händler stemmen, die schon vorher den Laden am Laufen hielten.
Für mich steht die Entwicklung der Tuono sinnbildlich dafür, dass man bei Aprilia Baustellen im Vertrieb hat, die mittlerweile aufs Produkt durchschlagen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass auch nur ein einziger Händler weltweit die Rückmeldung gegeben hat, „bitte entwickelt InApp Features (eine Politik, die bei BMW PKW einen Shitstorm sondergleichen ausgelöst hat), beleuchtete Tasten für den Lenker, Kurvenlicht und macht weniger Verkleidung/Kühlerschutz dran“. Das sind alles Dinge, die man sich im Elfenbeinturm ausgedacht hat, weil ein Haufen BWL-Fuzzis bei Piaggio lieber andächtig einer teuer eingekauften Marktforschungsagentur lauscht als ihren Händlern. Irgendein Hipster mit Soziologiestudium berichtet dort dann stolz, dass man mittels KI basiertem Crawling von Kommentaren unter YouTube-Videos 60 mal „Die Tuono ist eigentlich kein richtiges Naked Bike“ oder „Beim Licht der E4 müsste man mal was machen“ gefunden hat. Daraus ergeben sich dann die strategischen Entwicklungsthemen „Mehr Naked“ und „Beleuchtung“.
Der Ingenieur in Noale kratzt sich dann ungläubig am Kopf und fragt vielleicht noch mal nach, ob man bei einem Fahrzeug mit dem Claim "BeARacer" sich nicht lieber auf den Motor und das Fahrwerk konzentrieren sollte. Er wird dann vom Strategic Product Planning Executive Vice President niedergebrüllt, er solle gefälligst entwickeln, was empirisch gesichert der Markt verlangt. Und bei den Bremsen soll er gefälligst M50 nehmen, weil der Chief Procurement Officer mit Brembo 2017 einen Vertrag über 10Jahre mit Preisgarantie für M50-Sättel geschlossen hat. Der Senior Sales Director 2Wheeler EMEA sitzt derweil bei einer ConsultingPräsi, wo Piaggio mit Apple verglichen wird und plötzlich versucht man in Pontedera hektisch vom jahrelangen Grabbeltischverkauf in der hintersten Ecke der Multimarken-Rollerwelt Niederkaltenkirchen zum FlagshipStore-Konzept zu wechseln. Und die Kosten dafür sollen aber bitte die übrigbleibenden Händler stemmen, die schon vorher den Laden am Laufen hielten.