Klar, kann man Angst schüren, indem man Feindbilder kultiviert. Vielleicht ist ja auch was dran, dass der Russe den Angriff auf Europa plant. Kann ich derzeit nicht sicher sagen. Fühlt sich für mich alles so an, wie früher Hexen, später Juden, dann der Kommunist, dann der Moslem, aktuell der Russe und morgen der Chinese.
Aber das ist alles gar nicht so der Punkt. Der Punkt ist, was denkt der 16-jährige Schüler, den es betrifft und mit dem niemand reden wollte. Vermutlich denkt der sich: "Fickt euch ins Knie." Der ist 16. Der kennt weder kalten Krieg, noch die DDR.
Das kann man auch Geschichtsvergessenheit nennen.
Der durchschnittliche zeitliche Abstand zwischen größeren Kriegen in den letzten 1500 Jahren in Mitteleuropa bewegt sich je nach Definition irgendwo zwischen 10 und 20 Jahren. Die politische Konstellation seit 1945 ist glücklicherweise einem dauerhaften Frieden sehr zuträglich. Aber Russland hat nie wirklich dazu gehört und zeigt das wieder eindrücklich in der Ukraine. Für dich als Deutschen scheint das alles weit weg zu sein, aber frag mal in den baltischen Staaten und Finnland nach, wie sich die ganze Angelegenheit für die anfühlt. Und fällt die Ukraine komplett, sind Moldau und Rumänien als nächstes dran. Dann steht eine kriegserprobte Weltmacht direkt vor unserer Tür. Ich wiederhole mich, aber wenn die Vorstellungskraft für dieses Szenario fehlt, einfach mal in die Geschichtsbücher schauen.
Und ja, es betrifft im Kriegsfall erst mal die jungen Männer. Später folgen die älteren Jahrgänge. War schon immer so. Aber das liegt in der Natur der Dinge und lässt sich nicht wegreden, genauso wenig wie man eine imperialistische Macht nicht mit gut zureden von ihren Zielen abbringen kann.
Zum ganzen Land gehört halt auch junge Generation. Kann man versuchen genauso wegzuignorieren wie die ganzen AFD-Wähler. Hat sich bisher nicht so als Erfolgsrezept herausgestellt.
Die junge Generation darf mit 18 wählen. Das ist schon viel Macht. In jedem vernünftigen Umfeld haben Menschen, je jünger sie sind, desto weniger zu sagen. Was auch gut so ist.
Jeder der diese Angst hat, kann sich als SAZ bewerben. Ich wage mal zu behaupten, dass es bei den Ü30s hier nicht so viele gibt, die dafür die Eier hätten. Andere in den Krieg schicken scheint man dagegen völlig Ok zu finden.
Die Freiwilligen allein reichen eben nicht.
Migranten sind übrigens kein Thema für die Bundeswehr. Themen für die Bundeswehr sind eher so glorreiche Auslandseinsätze wie in Afghanistan.
Sie werden im Ernstfall automatisch mitverteidigt. Auch diejenigen, die sich für ein Khalifat in Deutschland einsetzen. Mein Lösungsansatz dafür: Jede Einbürgerung, ob männlich oder weiblich, ist mit einer unbedingten Verpflichtung für zwei Jahre im Zivil- oder Wehrdienst verbunden.
Aber der Kern meiner Aussage war ohnehin ein anderer: Die ganze Debatte ist einseitig von Naivität geprägt.
Die Bundeswehr zum Katastrophenschutz einzusetzen fand ich übrigens einen der wenigen legitimen Gründe für einen Inlandseinsatz. Kann man aber auch in der FFW, dem THW oder irgendeiner anderen Hilfsorganisation haben. Ich selbst hab meine Wehrpflicht 2002 abgeleistet, da gab es auch einen erhöhten Grundwasserspiegel. Da ich eh nix zu tun hatte, hatte ich auch mal angeregt, das unsere Kompanie Sandsäcke stapeln könnte. Ist nie passiert.
Die Bundeswehr hat nach der Flut ganze Arbeit geleistet. Hubschrauber, Räumfahrzeuge, Brücken, Trupps, die wie alle anderen händisch angepackt haben. Das THW übrigens nicht, obwohl sie öffentlichkeitswirksam an jeder Ecke mit ihren blauen Fahrzeugen zu sehen waren. Die haben teilweise tagelang auf irgendwelche Freigaben von "oben" gewartet um loslegen zu können, und waren dann dermaßen unflexibel und in ihren festen Arbeitsabläufen gefangen, dass ein Dutzend Freiwilige den jeweiligen Keller schon längst mit Eimern leergeschöpft hatten, bevor die hochglanzpolierten THW-Ingenieure überhaupt die Anschlüsse für die Schläuche an ihren Hightech-Pumpen gefunden hatte. Den Laden nimmt keiner mehr ernst, der vor Ort war.
Vielleicht mal mit allen reden und für eine ordentliche Wahrnehmung sorgen? Du musst damit Leben, dass die Generation nach uns nicht unserer Meinung ist. Das kannst du nun versuchen wegzuwischen und stattdessen über ihre Köpfe hinweg entscheiden oder du holst sie halt ab, wo sie stehen. Letzteres ist in diesem Land nie passiert und das zeugt schon von einem komischen Demokratieverständnis.
Grundsätzlich ja. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir hier von 18- bis 20-Jährigen sprechen. Zumindest bis zum Abschluss des Abis leben fast alle noch im Haushalt ihrer Eltern und müssen sich auch dort den herrschenden Regeln unterwerfen. Sie mögen zwar volljährig sein, aber vollmündig sind sie eigentlich nicht. Im Idealfall schließt der Wehrdienst direkt daran an und danach sind die jungen Leute um eine Erfahrung reicher, aber frei. Klingt für mich jetzt nicht nach unerhörter Grausamkeit und ist ein kleiner Preis für das, was die gesamte Gesellschaft damit gewinnt.
Ich persönlich als Malocher fand ohnehin schon immer, dass es niemandem gut tut, direkt nach dem Abi von den Eltern ausreichend Alimente zu erhalten um sorgenfrei studieren zu können und danach direkt den Einstieg ins Management geschenkt zu bekommen, ohne sich jemals die Hände schmutzig gemacht zu haben. Deutschlands Führungsetagen und Parlamente sind voll mit solchen Leuten. Stumpfes Verwalten ist schon das Maximum, was die auf die Reihe kriegen.
Auch hier sind sicherlich einige, die damals mit aller Macht versucht haben den Wehrdienst zu verweigern und diesen verflucht haben, aber heute, mit der Altersweisheit, die Dinge etwas anders sehen. Und das ist mein Punkt, warum ich etwas Zwang für 18-jährige, die meiner Meinung nach seltenst fertig erzogen sind, für notwendig erachte.