Teil 1:
Einleitend will ich anmerken, dass ich die Unterstellung von Unterkomplexität bei über 10.000 Zeichen pro Post in einem Forum, das hauptsächlich von schwer berufstätigen Leuten besucht wird, für unfair halte. Natürlich wäre ich gerne Vollzeit-Intellektueller und würde am liebsten Bücher zu den großen Themen des Lebens schreiben, so dick und durchdacht wie möglich, um ganz sicher zu sein, dass ich die ultimative Wahrheit gefunden habe. Irgendwo muss man auch mal eine Grenze ziehen und dem Gegenüber einräumen, dass nicht jeder Gedankengang und dazugehörige Erläuterung fertig ausformuliert werden kann. In diesem Fall muss einfach der gute Wille da sein, die angedeuteten Theorien und Aussagen der Gegenseite wohlwollend zu interpretieren, solange zumindest ein Fünkchen Verstand dahinter zu sein scheint, sonst drehen sich alle unendlich im Kreis.
Tja,
@Hinleger, deinen Post hatte ich tatsächlich nicht gesehen. Ist auch ein schwieriges Thema.
Was mich erstmal stört, wenn ich deinen Post lese, sind drei Dinge:
- das uneingeschränkte Über-einen-Kamm-Scheren von... wem. Nicht mal die besprochene Gruppe ist mir klar, da wird von Syrern und Afghanen und Erfahrungen in Afrika gesprochen. Ich kenne viele Araber, privat, aus unterschiedlichen Herkunftsländern (Palästina, Jordanien, Lybien...) und in unterschiedlichen Altern mit unterschiedlichen Hintergründen nach Deutschland gekommen (alles von politisch verfolgt bis hin zu Einbürgerung nach Arbeitsvisum für Hochqualifizierte, jeweils in der Elterngeneration). Da gibt es auf jeden Fall eine ganz andere Dynamik in der Familie als vielleicht in Deutschland, aber das von dir beschriebene Missachten und Herabwürdigen von Müttern z.B. widerspricht zu 180° meinen Erfahrungen. Da wird es sicherlich ein breites Spektrum geben, und das zeigst du gar nicht, du stellst ein Extrem dar und sagst explizit, dass sei die Normalität. Und das ist nicht so, das sind Extreme. Stört mich, Nr.1
Die besprochene Gruppe ist klar: Gläubige und kulturelle Moslems. Dabei ist es in letzter Konsequenz unerheblich, aus welchem Weltteil sie stammen. Meine persönlichen Erfahrungen sind nunmal in Afrika entstanden, deshalb ist es folgerichtig, diese zuerst heranzuziehen und mit Erzählungen und Beurteilungen anderer Leute aus dem Rest der Welt in Einklang zu bringen. Weil ich kein ignoranter Idiot bin, halte ich mich und meine persönlichen Erlebnisse ja nicht für den Nabel der Welt, sondern unterhalte mich mit anderen Menschen, die teilweise Jahrzehnte im nahen Osten verbracht haben oder dort geboren sind. Mich hat das Erlebte sehr beschäftigt und so habe ich bei jeder Gelegenheit das Gespräch mit Leuten gesucht, die das für mich vielleicht besser einordnen konnten. Leider kann ich zu meisten meiner Erlebnisse dieser Zeit nichts konkretes öffentlich im Internet schreiben.
Es gibt auch Massen an Fachliteratur zu der Thematik.
Eine ganz eindeutige Erkenntnis wurde mir vielfach bestätigt und ist nicht ernsthaft von der Hand zu weisen:
Je konservativer die Auslegung des Korans, desto zutreffender ist meine Beschreibung, also überhaupt kein Extrem, sondern wird zur Normalität, je "gläubiger" die entsprechende Person oder Personenkreis ist. Logischerweise gibt es einen direkten Zusammenhang mit der Bildung: Je gebildeter, desto stärker die Annäherung an unsere Werte und dementsprechend eine Abweichung von traditionellen islamischen Verhaltensmustern.
Der Islam erfordert insofern eine besondere Betrachtungsweise, als dass er in Form des Korans Wort für Wort einen brutalen Schlächter, Pädophilen, Frauenverachter zu seinem obersten Propheten erklärt und die Weltherrschaft mit brutalsten Mitteln anstrebt. Das hast du in dieser Form und Deutlichkeit in keiner anderen bedeutenden Religion. Ja, die Bibel durfte ich als Kind auswendig lernen und weiß genau, wie es im alten Testament zugeht, aber in jeder Kirche der Neuzeit wird der doch ganz andere Weg Jesu als leuchtendes Beispiel gelehrt.
Eine weitere Geschichte aus eigener Erfahrung: Anfang bis Mitte diesen Jahres war ich mit einer iranischen Dame zusammen, die knapp ein Jahr zuvor als politischer Flüchtling mit ihrer Mutter, Schwester und älterer Bruder nach Deutschland gekommen ist. Der Vater saß mit Todesurteil im Gefängnis und müsste meines Wissens mittlerweile tot sein. Eine hochgebildete Familie, herzlich und sehr bemüht, sich schnellstmöglich einzuleben. Alle vier konnten nach einem Jahr fast fließend Deutsch. Die Ex hatte ihr Medizinstudium im Iran fast abgeschlossen, musste aber in Deutschland neu anfangen. Sie hat sich nie beschwert und genießt die neuen Freiheiten hier sehr. Um zum Thema zurück zu kommen, ich habe mich mit ihr und ihrem Bruder viel über die Situation in ihrer Heimat unterhalten. Eines meiner absoluten Lieblingsbücher "Der geheime Basar", das vielleicht schönste und traurigste Buch das ich je gelesen habe, spielt in diesem Land und spiegelt wieder, wie das Leben für junge, freiheitsliebende Menschen dort oftmals ist. (Der Autor Ron Leshem ist überhaupt sehr empfehlenswert. Sein neuestes Buch über die Massaker der Hamas in Israel ist vor ein paar Tagen erst rausgekommen. Im Moment drücke ich mich noch davor, es zu kaufen, denn offenbar beschreibt er die Greueltaten ziemlich genau und schonungslos.)
Jedenfalls, vor der islamischen Revolution 1979 war das Land auf dem besten Weg, nach westlichem Vorbild eine säkulare Bildungsgesellschaft zu werden. Mit der Revolution wurde alles zunichte gemacht. Allerdings wahrten sich viele, besonders die gebildeten Familien, in den eigenen vier Wänden die liebgewonnen Werte und Vorstellungen. Dazu gehörte auch die weitgehende Gleichberechtigung der Frau. So auch die Familie meiner Ex. Aber in diesem Fall ist die Religion auch nur das Fundament der täglichen Rituale und generellen Kultur. So wie bei uns mit dem Christentum. Das sorgte aufgrund kultureller Besonderheiten beim Dating manchmal für unangenehme Missverständnisse
Aber wieviele syrische, afghanische und palästinensische Flüchtlinge kommen schon aus dem säkularen Bildungsbürgertum? 0,01%? Bei meiner Ex und ihrer Familie war bei der Einreise völlig klar, was da ins Land reinkommt: Hochschulabschlüsse, fließend Englisch, Ausweise vorhanden, Vater politischer Gefangener, Kooperation mit den Behörden in jeder Hinsicht. Nach wenigen Wochen war für jeden offensichtlich, diese Familie lernt jeden Tag stundenlang Deutsch, nervt jeden Tag, wie und wo man endlich zu Arbeit und eigener Wohnung kommt. Dieses "Klientel" hast du offensichtlich ebenfalls selbst kennengelernt.
Noch mehr anekdotische Evidenz für die ignorante Idiotie deutscher Flüchtlingspolitik: Mein Onkel hat eine Hilfsorganisation gegründet, die Ukrainer im und am Kriegsgebiet mit Essen, Medizin und anderen lebenswichtigen Ressourcen versorgt. Auf dem Heimweg nimmt er bzw. seine LKW-Fahrer öfters Flüchtlinge nach Deutschland mit. Kurz vor Weihnachten 2022 habe ich nach einem Weihnachtsessen eine Frau und ihre 17-jährige Tochter zu ihrer Container-Flüchtlingsunterkunft gefahren und die Gelegenheit genutzt, mal reinzuschauen. Mir ist fast die Kinnlade runtergefallen, als uns auf dem Flur nordafrikanische Männer über den Weg gelaufen sind. In der "Wohnung" angekommen habe ich erst mal ungläubig gefragt, ob diese Männer ernsthaft im gleichen Gebäude wohnen würden. Ja, und es gab in der Vergangenheit wohl schon Vorfälle, jetzt aber nicht mehr, da es jetzt mehr Wachpersonal gebe.