Zum Thema Rente mit 63: deutsche Eltern bekommen seit 50 Jahren knapp 1 Kind zu wenig. Danke an alle, die sich dabei nicht angesprochen fühlen.
Auch dank eines teuren Gesundheitssystems steigt die Lebenserwartung kontinuierlich an. Auf immer weniger Beitragszahler kommt so eine stetig wachsende Anzahl Rentenempfänger.
Das deutsche Rentensystem ist definitiv in Teilen schlecht und sozial ungerecht. Es berücksichtigt kaum soziale Faktoren und schon gleich garnicht unterschiedliche Belastungen der Berufe. Dass ich einen körperlich arbeitenden z.B. Dachdecker früher in die Rente gehen lassen sollte, als einen „Schreibtischtäter“ liegt irgendwie auf der Hand, bleibt aber unberücksichtigt. Wenn sich ein Dachdecker aber gegen Berufsunfähigkeit versichern will, sieht das ganz anders aus.
Weiterhin ist es statistisch leider auch so, dass Menschen mit höheren Einkommen oft länger leben und damit auch länger eine meist überdurchschnittliche Rente beziehen. Der Rentenbeitrag müsste also eigentlich überproportional mit der Einkommenshöhe steigen, aktuell ist aber mit der Beitragsbemessungsgrenze das Gegenteil der Fall. Letztere führt übrigens auch dazu, dass sich Lohnerhöhungen auf Einkommen über der Grenze überdurchschnittlich positiv auswirken…
Die angepriesenen Modelle zur privaten Rentenvorsorge sorgen hauptsächlich für volle Taschen bei den Versicherern und Finanzwirten. Jemand mit geringerem Einkommen kann meist nicht noch zusätzlich etwas beiseite legen. Für die steuerliche Förderung dieser Modelle werden aber auch diese kleineren Einkommen mit zur Kasse gebeten. Wieder ungerecht. Und insgesamt ein vergleichsweise sinnlos aufgeblasenes, ineffektives System zur privaten Vorsorge, das kaum mehr Erträge bringt, als eine klassische Geldanlage, staatliche Förderung in die Kassen der Versicherer spült und nur für die wirkt, die es sich leisten können.
Jedes Jahr wird die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben des staatlichen Rentensystems mit Steuergeld aufgefüllt. Wo das herkommt, ist ja bekannt.
Jetzt stecken wir also in einer Situation, wo das Umlagesystem nicht mehr wirklich funktioniert- jedenfalls nicht ohne Anpassungen. Wo Beitragszahlern Auszahlungen gesetzlich zustehen, die in keinem Topf in ausreichender Höhe vorhanden sind. Wo es an einer ausreichenden Menge Beitragszahlern mangelt und in den nächsten zehn Jahren mit den Babyboomern nochmals eine heftige Verschiebung von Beitragszahler zu Rentner stattfinden wird. Selbst das immer wieder gebrachte Argument, dass Beamte hiervon nicht ausgenommen werden dürfen, ändert an dieser grundlegenden, demografischen Problematik nichts.
Den Fachkräftemangel macht das natürlich auch nicht besser. Dass es aus dieser Sicht wenig Sinn macht, den Anteil der Beitragszahler zu verringern ist logisch, aber natürlich auch Mist. Hier klaffen Erwartungshaltung und Realität auseinander.
Ein Kollege meinte immer, zu Beginn der „Rentenversicherung“ zu Bismarck-Zeiten lag das Eintrittsalter bei 70 Jahren, die Lebenserwartung war deutlich darunter. Die wenigsten haben den Eintritt überhaupt erlebt. Gut, der Beitrag war um Faktor 10 niedriger, dafür wurden aber auch nur die untersten Einkommen berücksichtigt. Wer mehr zur Verfügung hatte, sollte bitteschön selbst für seine Altersruhe vorsorgen. Lange waren die Kinder die Altersvorsorge… aber nach den Babyboomer-Jahrgängen und der Reform des Rentensystems 1957 wurde politisch ein Klima geschaffen, in dem Kinder aus finanzieller Sicht anstelle einer „Altersvorsorge“ eher eine Herausforderung darstellen. Es wurden auch keine geeigneten Mittel gefunden, um dem Pillenknick zu begegnen.
Daran gehört neben einer Rentenreform auch mal was geändert… aber das Rad wird mal wieder zu groß für einen Post